ICT & Technik

IT-Strategien in Krisenzeiten

Den Grossen zu sperrig, den Kleinen zu teuer

Gerade in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise müssen Unternehmen nicht nur ihre Finanzierung überdenken und um den Erhalt ihrer Marktanteile und Umsätze kämpfen. Sie müssen zudem kritisch in ihr eigenes Unternehmen hineinschauen, um Kosten zu sparen, Prozesse zu optimieren und bisherige Lösungen in jedem Bereich des Betriebs zu hinterfragen.

Die betriebliche EDV – die Informationstechnik (IT) – ist dabei zwar nur einer der Bereiche im Unternehmen, dafür aber ein sehr wichtiger. Denn in vielen, insbesondere kleinen Betrieben kann die IT noch erheblich verbessert werden. Gerade hier bietet sie noch viel Potenzial. Aber erkennen die Unternehmen diese Chance?

Verbesserung der IT

Den mittelständischen Betrieben stehen die IT-Anbieter gegenüber, die ihre Technologien anpreisen – jedoch viel zu oft das technisch maximal Mögliche und nicht das für den jeweiligen Betrieb Sinnvolle und Notwendige. Erfolgt dies zudem mit einer IT-spezifischen Fachsprache und von vielen Anglizismen unterlegt, werden die Unternehmer abgeschreckt, insbesondere dann, wenn diese – wie häufig – keine IT-Spezialisten besitzen. Ablehnung und Verharren in Bestehendem sind schliesslich die Folge, frei nach dem Motto: Never change a running system!

Doch welche Probleme beschäftigen die Unternehmen tatsächlich – gerade die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland (und desgleichen in der Schweiz)? Erkennen diese, wo ihre IT welches Verbesserungspotenzial zeigt? Und welche Anlässe führen in den Unternehmen dazu, dass der Handlungsbedarf erkannt wird? Antworten auf diese Fragen müssen die IT-Berater und IT-Anbieter interessieren – schliesslich sollten sie die Probleme der Unternehmen lösen. Aber auch für jeden Unternehmer ist es wichtig zu wissen, wo er bei seiner IT genauer hinsehen muss, wo Potenziale für Verbesserungen bestehen. Die Antworten darauf gibt die jüngste Studie des Deutschen Instituts für kleine und mittlere Unternehmen. Begleitet von IBM Deutschland, die die IT-Fachkompetenz in das Projekt einbrachte, wurden im Frühjahr 2009 etwa 500 KMU telefonisch befragt.

Überraschendes Ergebnis

Die Studie zeigt dabei sogleich eine Überraschung: Die Hälfte der befragten Unternehmen glaubt, es bestehe kein Hand-lungsbedarf für die EDV. Doch sind solche Antworten glaubwürdig? Zweifel sind angebracht: Zum einen verdrängen viele Unternehmen den Handlungsbedarf, aus Angst vor zusätzlichen Kosten, vor Anlaufproblemen mit neuer Technik oder auch vor Problemen bei der Eingewöhnung der Mitarbeiter in neue Systeme. Und vielfach ist es auch nur Unwissenheit der Unternehmen, die nicht erkennen, was verbessert werden kann und muss. Aber die vielen und dezidierten Antworten derjenigen Unternehmen, die in der Befragung offen Verbesserungsbedarf zugaben, weisen darauf hin, dass sich tatsächlich in mehr Unternehmen an der IT-Anwendung etwas ändern muss, als die Befragten zugeben mochten.

Verbesserungspotenziale

Die Agenda dieser Problemfelder dominieren die Kosten der IT, die es zu senken gilt. Die meisten befragten Unternehmen sehen hier Handlungsbedarf, sei es bei der Anschaffung (was zum Beispiel eine Frage der Miete oder des Kaufs von IT ist) oder bei den laufenden Kosten, beispielsweise beim Energieverbrauch sowie der Erneuerung, Pflege und Wartung. Ähnlich wichtig wird von den Unternehmen die Anpassung der IT ans Unternehmenswachstum und die Kompatibilität mit anderen IT-Systemen – zum Beispiel im und bei kooperierenden anderen Unternehmen – gesehen. Es sind insbesondere die grösseren Mittelständler, die hier Probleme und Bedarf melden. Diese Unternehmen sehen zudem Handlungsbedarf bei der Datensicherheit, beispielsweise bei der Steuerung des Zugriffs auf die IT durch Mitarbeiter und durch Externe (Identity-Management) sowie bei der Erfassung und dem Vorhalten von sensiblen Daten, etwa über Mitarbeiter. Kleinere Unternehmen dagegen sehen ihren Verbesserungs- und Handlungsbedarf vermehrt beim Datenhandling, insbesondere der – entweder zu vielen oder zu wenigen, aber selten richtigen – Informationen aus dem Internet sowie beim Umgang mit Datenfriedhöfen. Eng damit verbunden ist auch deren Forderung nach besserer Nutzerfreundlichkeit ihrer
IT-Systeme.

Handlungsbedarf bei Energieverbrauch und Umweltverträglichkeit der IT sowie an den Schnittstellen zu Behörden (E-Government) scheinen im Mittelstand hingegen eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Es mag sein, dass diese Verbesserungspotenziale im Schatten der aktuellen Wirtschaftskrise in Vergessenheit geraten sind. Ein schlichter Mangel an Problemkenntnis und -sensibilisierung kann hier aber auch der wirkliche Grund sein.