Im Umfeld von Information Management werden Strategien zur Speicherung, Analyse und Bereitstellung der unternehmensrelevanten Datenmengen aktuell unter dem Schlagwort «Big Data» zusammengefasst. Die Fähigkeit, grosse Mengen von Daten in analytischen Datenhaltungssystemen verarbeiten zu können, garantiert aber noch nicht deren Vertrauenswürdigkeit. Information Management hat hierfür eine ganze Reihe weiterer Aufgaben zu erfüllen:
› Definition der Daten: Unternehmensweit muss für eine eindeutige und konsistente Terminologie bezüglich der Geschäftsobjekte gesorgt werden. Was ist beispielsweise unter Umsatz zu verstehen, welche Kennzahlen existieren, was ist ein Kunde, was ein Partner? Eine gemeinsame Aufgabe von Fachabteilungen und IT.
› Modellierung der Daten: Die Beziehungen (Semantik) zwischen den Objekten müssen eindeutig beschrieben werden.
› Meta- und Stammdaten-Management: Ein einheitliches Management bedeutet hier die zentrale, nichtredundante Verwaltung von Stammdaten sowie deren beschreibende Metadaten in einem Repository. Hinzu kommen Abbildungen des gesamten Lebenszyklus der Daten für eine vollständige Nachvollziehbarkeit und Transparenz. Dies fordert die Compliance. Ein Thema, das sich durch alle Bereiche des Meta- und Stammdatenmanagements zieht, ist die Datenqualität.
› Datenqualitäts-Management: Daten müssen unternehmens- und nutzerspezifischen Kriterien der Relevanz, Korrektheit und Konsistenz genügen. Anstatt auf Insellösungen zu setzen und mit nachträglichen Korrekturen auszubessern, sollte Datenqualität von Anfang an in alle Prozesse integriert sein, bis hin zu einem durchgängigen Monitoring über den gesamten Nutzungszeitraum der Daten. Es empfiehlt sich ein Total Data Quality-Ansatz.
› Datenintegration: Synchronisierung und Bereitstellung der Daten quer über alle Applikationen hinweg.
› Datensicherheit und -schutz.
Kernaufgaben sind also Datenintegration und Datenqualität. Die entscheidende Grundlage eines erfolgreichen Information Management auf Business-Ebene ist aber Data Governance: «Information Management braucht eine geeignete Organisation mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten», formuliert es der Analyst Dr. Wolfgang Martin, Geschäftsführer des Beratungshauses S.A.R.L. Martin: «Es braucht die richtigen und rigorosen Prozesse und Policies, und nicht zuletzt braucht es die richtige Technologie und die passende Plattform. Die Konsequenz ist die Erfüllung aller Anforderungen, die Compliance an die Daten stellt.» Mittels einer solchen, in allen Schichten integrierten Data Governance lassen sich vertrauenswürdige Daten schaffen. Nur sie kommen als Fundament für Business-Entscheidungen und deren operative, taktische oder strategische Umsetzung infrage.
Dass sich diese Ansicht in Unternehmen immer mehr durchsetzt, belegen die Marktbefragungen namhafter Beratungshäuser wie Gartner, Deloitte oder zuletzt Forrester. Bei der Umsetzung dieser Erkenntnisse besteht aber noch deutlicher Handlungsbedarf. Forrester ermittelte hier für 2011/12, dass lediglich bei 20 Prozent Data Governance schon einen hohen Reifegrad erreicht hat.
Beim Aufbau einer Data Governance sind also für die beschriebenen Aufgaben des Information Management die Prozesse, Richtlinien und Ziele zu formulieren und mittels entsprechender Services unternehmensweit umzusetzen. «So wie Geschäftsprozesse mittels Kennzahlen gesteuert werden, werden auch die Governance-Prozesse des Information Management mittels Kennzahlen auf operativer, taktischer und strategischer Ebene gesteuert. Das ist ein Schlüssel zu einem professionellen und erfolgreich gelebten Information Management. Das Ergebnis ist ein Total Quality Management, das heisst, die Qualität wird kontinuierlich überwacht und gesteuert. So kann beispielsweise auch im operativen Betrieb sichergestellt werden, dass die Regeln und Policies von Compliance-Anforderungen erfüllt werden», fasst es Dr. Wolfgang Martin zusammen.