BYOD – Bring your Own Device – bewegt die IT-Welt nun schon einige Zeit. Und obwohl von Unternehmen gern versichert wird, dieser Trend beträfe sie eigentlich nicht oder wenn überhaupt, dann nur ganz am Rande, so sieht es nicht danach aus, als würde sich das Thema in nächster Zeit von selbst erledigen. Im Gegenteil, Mitarbeiter bringen eigene Systeme ins Unternehmen und benutzen sie am Arbeitsplatz; nicht immer, aber immer öfter.
Teil des Lifestyles
Begonnen hatte es ganz unspektakulär, als vor einigen Jahren eine neue Generation sehr leistungsfähiger, gut aussehender und komfortabel zu bedienender Smartphones, Tablets und Notebooks auf den Markt kam und sich gezielt an eine neue, Netz-affine Generation von Usern richtete. Diese waren es gewöhnt, «always on» zu sein, und sie betrachteten Computer und Computer-ähnliche Systeme weniger als Arbeitsmittel denn als Teil ihres persönlichen «Lifestyles». Auch wenn die neuen mobilen Gadgets alles andere als billig waren, für das jeweils neueste Modell gaben die Nutzer das Geld gerne aus. So wurden diese mobilen Systeme oft zu einem Statussymbol, das in gewissen Peergroups selbst das Auto ablöste.
Neben diesen emotional aufgeladenen Lifestyle-Produkten konnten die herkömmlichen, stationären Computersysteme, die in den Unternehmen zu Hause waren, nur noch alt und grau aussehen. Da die Unternehmen zunächst keinen Anlass sahen, entsprechende Geräte ohne unmittelbaren Businessnutzen anzuschaffen, konnte es nicht ausbleiben, dass die «Generation iPhone» dazu überging, die geliebten eigenen Smartphones, Tablets und Notebooks an den Arbeitsplatz mitzubringen – man hatte die Geräte ja ohnehin immer dabei. Dort wurden sie auch beruflich genutzt, samt der vielen praktischen Apps, an die man sich ebenfalls gewöhnt hatte.
In der Grauzone
Die Unternehmen sahen dieses Treiben zunächst nicht ohne Wohlwollen. Management und Controlling fanden die Idee, dass die Mitarbeiter ihre Arbeitsmittel selbst beschafften – und das auch noch gerne –, prinzipiell sehr gut. Immerhin waren sie damit der Notwendigkeit enthoben, selbst in solche Systeme zu investieren. Nicht selten gehörten Geschäftsleitung und Management wenn nicht zu den Early Adopters, so doch zu den Soon Adopters. Und mit so einem Rückenwind ist ein Trend kaum mehr aufzuhalten.
Doch spätestens als man überall anfing, mit den neuen Geräten auf die Businessanwendungen zuzugreifen, als Unternehmensdaten wie E-Mails, Präsentationen oder Kalkulationen zu den mobilen Systemen wanderten, standen dem dritten Beteiligten die Haare zu Berge: Die IT sah die Sicherheit und Integrität ihrer Landschaften gefährdet und ihre Bemühungen um Standardisierung konterkariert. Immerhin drang mit den mobilen Geräten und dem dazugehörigen Eco-System eine Technologie in die Unternehmen ein, die eigentlich ganz für Consumer konzipiert war, also nicht den Anforderungen der Unternehmen hinsichtlich Sicherheit, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit entsprach.
Viele Unternehmen gingen daher dazu über, die betriebliche Nutzung der privaten Smartphones und Tablets zu untersagen – zumeist allerdings ohne Erfolg, denn die Mitarbeiter hatten sich so an ihre Systeme gewöhnt, dass sie nicht mehr davon lassen wollten. Im Zweifelsfall erfolgte die Benutzung dann an den Richtlinien der IT vorbei. Spätestens als dann auch die eigene Geschäftsleitung in dieser Grauzone anzutreffen war, musste die Politik des Aussperrens als gescheitert gelten.