«Cluster» sind Branchennetzwerke, welche sich an der Wertschöpfungskette der Kunden, Lieferanten, der Academia, der Verbände sowie Behörden orientieren; man spricht vom «Public-Private-Partnership- Modell». Sie sind in der Anfangsphase so aufgebaut, dass die geografische Nähe der Mitglieder eine bedeutende Rolle spielt. Der US-amerikanische Ökonom M. E. Porter hat als Erster das Clusterkonzept 1990 formuliert und zu starker Beachtung geführt.
Revival der Clusterkonzepte
In der Schweiz sind rund 22 Cluster offiziell registriert; diese entsprechen den Kriterien, die an Clusterorganisationen angelegt werden. Darüber hinaus gibt es zwischen 65 und 70 Cluster-ähnliche Organisationsformen, die sich vor allem auf den Erfahrungs- und Wissensaustausch ausrichten. Die Schweizer Zahlen sind interessant, weil es keine Clusterpolitik des Bundes gibt.
Die Weiterentwicklung des strategischen Managements sowie der Ausbau der internationalen Logistik, in Verbindung mit der Internettechnologie, haben zur Wiederbelebung der Clusterkonzepte geführt. Die Bedingungen der globalen Wirtschaft haben sich grundlegend geändert. Der Zugang zu wichtigen Informationen per Mausklick hat die Bedeutung des Standorts einer Unternehmung stark relativiert. Bei genauem Hinsehen zeigt sich allerdings, dass die sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten eines Landes immer noch auf begrenztem Raum stattfinden.
Dazu kommt, dass der globale Wettbewerb zwischen Ländern und Regionen besteht, nicht nur zwischen Unternehmen. Die Schweiz gehört zu den Gewinnern der Globalisierung: Von 1990 bis 1994 liegen die Einkommensgewinne je Einwohner in der Schweiz bei 39 240 CHF. Das ist der zweite Rang, hinter Japan.Standorte, mit ihren Vorteilen, sind häufig eine Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben sowie Wettbewerbsvorteile zu generieren.
Wichtig sind dabei die politischen Rahmenbedingungen, die Steuern, die Nähe zu angesehenen Hochschulen und die kurzen Wege zu Firmen, die eine ergänzende Funktion in der Wertschöpfungskette übernehmen können. Beim Fokus der Standortwahl für einen Forschungsstandort stehen an den ersten Stellen die Verfügbarkeit und die Qualifikation internationaler Forschungskräfte vor der politischen und ökonomischen Stabilität. An dritter Stelle folgt die Möglichkeit, mit Universitäten und öffentlichen Forschungsinstituten zusammenzuarbeiten.
Die drei wichtigsten Ergebnisse einer KPMG-Studie zeigen die folgenden Ergebnisse:
- In der Schweiz haben rund ein Viertel der befragten Firmen Forschungszentren eingerichtet. Vorwiegend geschieht dies im Ausland.
- Steuerliche Fördermassnahmen sind zu 72 Prozent als wichtig oder sehr wichtig eingeschätzt worden. Noch höher gewichtet sind nur die Kooperationsmöglichkeiten mit Universitäten oder anderen Bildungsinstitutionen (85 %), der Zugang zu qualifiziertem Personal (94 %) und die politische und wirtschaftliche Stabilität (95 %).
- 95 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die steuerlichen Fördermassnahmen für Forschung und Entwicklung in der Schweiz einen Einfluss auf die Entscheidung haben, der Schweiz den Vorzug als Standort zu geben.
Beispiel Zürich
Die «Greater Zürich Area» ist ein Beispiel für einen Standort, der so attraktiv ist, dass grosse wie auch kleine Unternehmen sich in der Region ansiedeln wollen. Mit diesen Hintergründen werden oft Cluster oder Cluster-ähnliche Gebilde entwickelt.
Die Financial Times attestiert Zürich eine gute wirtschaftliche Zukunft. Beim Ranking mittelgrosser Städte Europas steht die Region Zürich an erster Stelle. Das wirtschaftliche Potenzial, Humankapital, Lebensqualität sowie Unternehmungsfreundlichkeit sind die Faktoren mit Spitzenwerten. Ein Problem sind die hohen Kosten und politische Rahmenbedingungen, beispielsweise die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative, die zu Problemen bei der Rekrutierung von Talenten aus dem Ausland führen.
Im Zeitraum von 2009 bis 2014 sind 537 Firmen zugezogen, vor allem im Bereich IT. Der Zuzug von Google nach Zürich hat mitgeholfen, den ICT-Cluster zu begründen. Dasselbe gilt für die Life-Science- Branche. Insgesamt sind in der erwähnten Zeit rund 10 000 neue Vollzeitarbeitsplätze entstanden. Die Aspekte von «Public-Private-Partnership», Kooperation mit den Behörden, Hochschulen, Verbänden, Mitbewerbern, ähnlich gelagerten Firmen werden so zusammengebracht, dass die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und die Innovationsfähigkeit gefördert wird.