Der erste Teil dieser zweiteiligen Serie hat sich mit den gesellschaftlichen und den wirtschaftlichen Herausforderungen und Problematiken sowie dem Umgang mit den Ressourcen in der Schweiz befasst. Zusammengefasst haben sich die nachstehenden Folgerungen daraus ableiten lassen:
- Es gibt viel ungenutztes Potenzial zwischen den Generationen.
- Die Bildungsrendite als der prozentuale Zugewinn an Arbeitseinkommen, den eine Person durch zusätzliche Bildungsmassnahmen erreicht, ist zu klein. Diese Bildungsrenditen können deutlich höher sein als die Renditen auf dem Kapitalmarkt. In der Schweiz ist nachgewiesen, dass die Bildungsren-diten bei der Berufsbildung mit Fachhochschulabschluss deutlich höher sind als bei einem Universitätsabschluss. Wir sind mit der «Pseudoakademisierung» auf dem besten Weg, die Bildungsrenditen zu schmälern.
- Auf dem Bildungsmarkt gibt es ein Überangebot an Playern, die die Transparenz verschlechtern.
- Es gibt zu wenig Übersicht zu den Qualifikationen, die mit Abschlüssen verbunden sind. Die Eltern kennen sich zu wenig gut aus, wenn es um die Einschätzung von Berufschancen geht; vor allem bei der Berufsbildung.
- Fehlende Anerkennung des schweizerischen, dualen Berufsbildungssystems bei ausländischen Firmen und deren Kaderleuten.
- Zu viele gut qualifizierte, ältere Personen werden aus dem Arbeitsprozess ausgeschlossen. Dieses Potenzial wird, wie auch bei Frauen, nicht genutzt.
- In zu vielen HR-Abteilungen gibt es Unkenntnis oder Falschbeurteilungen im Umgang mit den bestehenden Sozialversicherungen.
- Der Wissens- und Technologietransfer wird zu wenig genutzt. Die Innovationskraft wird durch die Unfähigkeiten bei den Umsetzungen stark geschmälert.
- Die Folgen der Robotisierung, Automatisierung und der IT sind nicht absehbar. Wahrscheinlich muss langfristig mit einem starken «job killer»-Effekt gerechnet werden, aber auch mit Funktionen mit neuen Herausforderungen.
- Die verinnerlichte Egomanie und das fehlende sozialpolitische Engagement sind starke Gefährdungen für den Gesellschaftsvertrag zwischen den Generationen. Die Fähigkeit, «etwas zu geben», ist stark geschwunden und hat dem Prinzip «nimm, was du kannst» Platz gemacht.
- Wir haben als Land die Fähigkeit verloren, komplexe Probleme vorausschauend zu lösen. Die «good governance» auf Regierungsebene hat stark gelitten, weil der rasende Stillstand, in Kombination mit der Polarisierung, normal geworden ist.
Anonymisierung reduzieren
Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Wir gehen davon aus, dass schon vieles getan wird. Was allenfalls fehlt, ist die Wirkung der getroffenen Massnahmen. Ein Beispiel: Seit Jahren werden in den Mittelschulen Technikwochen durchgeführt. Es gibt auch entsprechende Plattformen dazu. Trotz dieses Ansatzes ist die Bereitschaft, ein Ingenieurstudium zu ergreifen, nicht nachhaltig angewachsen. Der Mangel an Ingenieuren ist nach wie vor markant, Frauen studieren noch immer nicht Ingenieurwesen. Es bleibt das meiste so, wie es schon früher war. Die Stundenpläne an den Mittelschulen sind nach wie vor sprachlastig ausgerichtet. Die Lehrplanrevisionsmühle dreht ganz langsam. Eine leichte Zunahme der Studierenden bei Ingenieurwissenschaften kann verzeichnet werden.
Wir stellen fest, dass viele Plattformen – wofür auch immer – geschaffen werden. Die Anonymisierung der Kontaktmöglichkeiten verhindert die konkrete Auseinandersetzung mit den Berufsbildern. Wir schlagen deshalb physische Räume für Begegnungen vor.
An diesen Orten kann der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Generationen und den Arbeitgebern stattfinden. Personen finden so eine Plattform, auf der sie ihre Dienste anbieten und interessante Wissenselemente direkt aufnehmen können.
Wenn es um Anstellungen geht, sind Spezialisten für Fragen der Arbeitslosenversicherung oder der Sozialversicherung vor Ort anwesend. Arbeitgeber und Arbeitsuchende können so vor Ort «Schnupperverträge» abschliessen und sicherstellen, dass die gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Für Erwerbslose können in dieser Art produktive Arbeitseinsätze ausgelöst werden, mit geringem administrativem Aufwand und ohne Geringschätzung der Person.