Eine Unternehmenskrise zerstört – meist schlagartig und unkontrolliert – signifikante Werte. Neben den offensichtlichen direkten finanziellen Folgen (zum Beispiel Zahlungsausfälle, Vernichtung von Eigenkapital) sind auch nicht finanzielle Schäden sowie indirekte Folgekosten einzubeziehen (zum Beispiel beschädigte/zerstörte Geschäftsbeziehungen, Stellenverluste, Reputationsschäden; psychologische und soziale Schäden).
Prävention von Strategiekrisen
Kann eine Unternehmenskrise nicht bewältigt werden, geht das Unternehmen unter und erlischt als juristische Person. Zwischen dem Untergehen und dem erfolgreichen Wiedererstarken gibt es gegebenenfalls Zwischenformen, indem gesunde Unternehmensteile mithilfe einer rechtlichen Abspaltung oder einer Fusion eine neue, angepasste Existenzform finden. In diesem Artikel beleuchtet der Autor schwergewichtig die Prävention von Strategiekrisen.
Das Untergehen von Unternehmen gehört zur fortschrittsorientierten Natur einer gesunden Volkswirtschaft. Das Fallieren von Organisationen ist daher als natürliches Ereignis anzusehen – insbesondere wenn Lebensphasen von Technologien oder Märkten zu Ende gehen. Beispiele sind die analoge Fotografie oder wandmontierte Telefonapparate. Beide Märkte haben aufgrund des technologischen Fortschritts das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Nur wenige, spezialisierte Nischenplayer behaupten sich. Diese haben sich in einem erbittert ausgefochtenen «end game» durchsetzen können. Die anderen Konkurrenten haben sich frühzeitig zurückgezogen oder wurden aus dem Markt und teilweise in die Insolvenz (zum Beispiel Kodak) gedrängt.
Im Kontrast zum gestählten Gewinner eines Branchen-«end games» stehen Unternehmen, die in grundsätzlich gesunden Branchen und Wertschöpfungsketten aktiv sind. Diese fallen nur in Krisensituationen, wenn sie a) grobe Fehler gemacht haben («special situation») oder b) den Anschluss verpassen. Wenn Branchenstrukturen sehr kompetitiv sind und der Wettbewerb auf der globalisierten Bühne stattfindet, können beide Ursachen relativ schnell zum Untergang des Unternehmens führen. Eher schleichend ist der Prozess bei lokalen Strukturen in geschützten Branchen (zum Beispiel Teile des Gesundheitswesens, Nahrungsmittelproduktion). Hier wird mitunter von einer branchenweiten strukturellen Dauerkrise gesprochen. Die Unternehmen bewegen sich in einem geschützten Raum, haben jedoch wenig strategische Optionen und sind also als Risikofaktor zu betrachten.
Selbst gemachte Krisen
Bei intakten Branchenstrukturen sind Krisen weitgehend selbst gemacht. Die Eigentümer, der Verwaltungsrat und die Führungscrew haben es verpasst, das Unternehmen so zu positionieren, dass konjunkturelle Dellen, regulatorische Eingriffe oder smarte Schachzüge der Konkurrenz frühzeitig gesehen und absorbiert werden können.
Neben dem eigenen Unvermögen, übertriebener Risikobereitschaft oder auch Zaudern spielen auch Glück und Pech (beziehungsweise nicht vorherseh- oder beeinflussbare Elemente) in solchen Situationen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wie weit das Schicksal eine entscheidende, mitunter tragische Rolle haben kann, zeigt sich bei «Special Situations». «Special Situations» sind Unternehmen in finanzieller Schieflage, die im Kern aber grundsätzlich gesund sind. «Special Situations» entstehen aufgrund eines einschneidenden Einzelereignisses wie zum Beispiel eine erzwungene Rückrufaktion, ein missglückter Markteintritt, eine überzahlte, nicht integrierbare M&A-Transaktion oder einer Rechtsklage. Solche Situationen sind existenzgefährdend, zeichnen sich aber dadurch aus, dass die Krisenursache schnell identifizierbar ist und dadurch gezielt eingegriffen werden kann.