Im vergangenen Jahr hat das «KMU-Magazin» (Ausgaben 11 /13 und 12 /13) in einer kleinen Serie einen alternativen
Ansatz des Competence Center General Management der Hochschule Luzern – Wirtschaft zur Entscheidungsfindung in Internationalisierungsfragen für KMU präsentiert. Ziel der Forschergruppe war es, herauszubekommen, inwiefern es für KMU rational sinnvoll sein kann, im Kontext von Internationalisierungsentscheidungen systematisch auf eher «irrationale» Faktoren wie Intuition, Vertrauen, Netzwerke und persönliche Erfahrungen zu setzen.
Auf diese Faktoren zu bauen, scheint insbesondere deshalb sinnvoll, um die vorhandenen Ressourcen- und Strukturnachteile gegenüber Grossunternehmen auszugleichen. Die Forschenden sind zudem davon ausgegangen, dass durch den Einbezug dieser Faktoren die Qualität von Entscheidungen innerhalb der KMU zu steigern ist. Die Erhebung sollte herausbekommen, welche Faktoren auf die Internationalisierungsentscheidungen Schweizer KMU tatsächlich wirken. Als Orientierungsrahmen galt das «Emotional Basierte Entscheidungsmodell (EBE)» (siehe Abbildung), welches im «KMU-Magazin» 12 /2013 bereits eingehend vorgestellt und im Vorfeld von den Autoren entwickelt wurde. Der vorliegende Beitrag stellt nun den Abschluss dieser Serie zu Internationalisierungsentscheidungen von Schweizer KMU dar.
Valide Einblicke
Auf Basis der genannten Annahmen hat die Forschergruppe in Kooperation mit dem «KMU-Magazin» von November bis Dezember 2013 eine schweizweite Online-Befragung zur KMU-Internationalisierung durchgeführt. 309 Schweizer KMU haben an der Umfrage teilgenommen; von diesen haben 128 Unternehmen alle Fragen beantwortet. Diese 128 Firmen stellen die Bezugsgrösse für alle nachfolgenden Aussagen dar.
Mit 81,7 Prozent stellen relevante Entscheidungsträger von KMU (30,5 Prozent sind KMU-Eigentümer, Geschäftsführer oder CEO, 50 Prozent setzen sich aus Geschäftsleitungs- oder Kadermitglieder zusammen. Die übrigen knapp 19 Prozent sind Verwaltungsratsmitglieder/-präsidenten sowie Projektleitende) das Gross der Antwortgebenden dar. Damit ist sichergestellt, dass in der Studie tatsächlich jene Zielgruppe zu Wort gekommen ist, die für die Entscheidungen bezüglich einer Internationalisierung verantwortlich ist und valide Einblicke in die tägliche Entscheidungspraxis geben kann.
Geringe Theoriekompetenz
Zunächst fällt auf, dass die Mehrzahl Schweizer KMU bereits erfolgreich internationalisiert ist. Jedes zweite Schweizer KMU ist im Ausland sogar mit eigenen Strukturen (Tochterfirmen / Niederlassungen) präsent. Der aktuelle Schwerpunkt scheint dabei auf Asien zu liegen. Dabei stellt China als eine Hauptdestination im asiatischen Markt keine Unbekannte mehr dar. Des Weiteren stehen bei den Befragten – was Asien angeht – vor allem Indien und Thailand im Fokus. Mit der Internationalisierung verbinden Schweizer KMU im Wesentlichen Wachstumschancen und Kompetenzzugewinne – und erst in zweiter Priori-tät werden Kostensparmotive genannt. Diese Motivlage korrespondiert mit der innovations- und wissensintensiven Produktpalette der Schweizer KMU, die es zu erhalten gilt.