Spätestens seit auch am WEF in Davos Risiken diskutiert werden, die die Weltwirtschaft bedrohen, setzen sich auch die Manager und die Medien mehr oder weniger intensiv damit auseinander. Dabei handelt es sich um ein komplex verknüpftes Netzwerk von Gefahren und Bedrohungen wie Fachkräftemangel, demografische Veränderungen, Kapitalungleichgewicht, Finanzvolatilität, Energiewende, Energieknappheit, Wasserknappheit, Erderwärmung und Migration, um nur einige zu nennen. Es ist verständlich, dass Manager wissen wollen, inwiefern diese Tendenzen ihre unternehmerischen Aktivitäten beeinflussen.
Verbindliche Vorschriften
Das Gesetz schreibt vor (Art. 961 OR), dass für bestimmte juristische Formen (börsenkotierte AG) ab einer gewissen Unternehmensgrösse (40 Mio. CHF Umsatz />250 Mitarbeiter) ein Risikomanagement vorhanden sein muss. Die Existenz und das Funktionieren müssen neu im Lagebericht des Jahresberichtes bestätigt werden. Mehrere branchenspezifische Regelwerke werden als anerkannte Standards zur Rechnungslegung bezeichnet (IFRS for SMEs / Swiss GAAP FER / IPSAS), aber auch Empfehlungen für Corporate Governance geben vor, wie das Reporting zu erfolgen hat. Der Verwaltungsrat ist also unter Umständen auch gesetzlich verpflichtet, ein funktionierendes Risikomanagement zu implementieren und nachzuweisen.
Bauchgefühl statt Management
Die Umsetzung geschieht in der Regel durch Implementieren eines allgemein anerkannten Risikomanagement-Standards (COSO ERM, ISO 31 000, ONR 49 000ff) und den entsprechenden Prozessen. Diese Prozesse werden anschliessend einmal jährlich von einer Revisionsgesellschaft überprüft und die Existenz dieser Prozesse im Revisionsbericht bestätigt. Im Rahmen dieser Prozesse erhält das Risikokomitee des Verwaltungsrates und die Geschäftsleitung in der Regel ein- bis maximal viermal pro Jahr einen Bericht mit den grössten, unternehmensrelevanten Risiken.
Diverse weltweite und gross angelegte Studien der Big 4 unter den Wirtschaftsprüfern, unter anderem der Deloitte und PricewaterhouseCoopers (PwC), aber auch von Versicherungen zeigen, dass eine deutliche Mehrheit der befragten Manager Risikomanagement als wichtig bezeichnen. Zudem wollen fast alle zukünftig in die Optimierung des Risikomanagements investieren. Interessanterweise bezieht jedoch nur noch etwa ein Drittel der Manager konkrete Informationen des Risikomanagements in ihre Entscheide ein. Sie entscheiden nach wie vor aus dem Bauch heraus. Was sind denn nun die hauptsächlichen Probleme, die ein KMU davon abhalten, ein Risikomanagement optimal zu nutzen?