Im Laufe der Zeit wächst und wandelt sich nicht nur das familiengeführte Unternehmen, sondern auch die Familie selber. Diese Entwicklung macht die ziel- und zukunftsorientierte Führung der Familiengemeinschaft und die aktive Gestaltung der Beziehungen zwischen Familienmitgliedern und Familienstämmen unabdingbar. Die Autoren erläutern deshalb die zentralen Elemente einer Familienstrategie und zeigen auf, welchen Beitrag dieses Managementinstrument für Unternehmerfamilie und Familienunternehmen leisten kann.
Der Begriff Familienstrategie
Sowohl in der Beratungspraxis wie auch in der Wissenschaft werden diverse Definitionen und Begriffe für das Regelwerk, das der Steuerung der Unternehmerfamilie dient, verwendet: Familienverfassung, Familiencharta, Familienkonstitution oder eben Familienstrategie. Unseres Erachtens macht es Sinn, zwischen einer Familienstrategie im weiteren und im engeren Sinn zu unterscheiden.
Die Familienstrategie im weiteren Sinn beleuchtet die Interaktion zwischen Familie und Unternehmen. Hier werden beispielsweise die Beschäftigung von Familienmitgliedern im Unternehmen (u. a. Einstellungskriterien, Höhe der Entlohnung) oder die Art, Frequenz und Höhe von Dividendenzahlungen an die Eigentümer festgelegt.
Die Familienstrategie im engeren Sinn betrifft ausschliesslich die Eigentümerfamilie. Denn damit eine Familie in der Lage ist, Entscheidungen zu treffen, die ihre Mitglieder und das Unternehmen gleichermassen betreffen, muss sie sich erst einmal darüber im Klaren sein, was die Familie langfristig zusammenhält: Ist es die Liebe zueinander oder aber das Familienvermögen? Die gemeinsame Geschichte oder eine Zukunftsvision, die über Generationen verbindet? Weiter müssen die zentralen Werte und die langfristige Mission, die unabhängig vom Unternehmen ist, in die Familienstrategie einfliessen. Denn exzellente Familien haben Gründe, als Familie zusammenzubleiben, die weit über das gemeinsame Eigentum am Unternehmen hinausgehen. Dies kann beispielsweise der Wunsch der Familie sein, mit- hilfe des im Unternehmen erwirtschafteten Vermögens philanthropisch tätig zu sein, aufgrund der Rolle als Unternehmerfamilie eine politische Aufgabe wahrzunehmen oder ganz einfach eine harmonische Familie zu sein.
Grundsätzlich gilt: Wenn das Eigentum am Unternehmen nicht zur Befriedigung der Familienbedürfnisse (finanziell oder emotional etc.) beiträgt, gedeiht weder die Familie noch das Unternehmen. Entweder verändert sich also das Unternehmen, um die Bedürfnisse der Familie zu erfüllen, notfalls mittels Verkauf, oder aber die Familie passt ihre Bedürfnisse an, damit das Unternehmen diesen entsprechen kann.
Elemente der Familienstrategie
Im Rahmen der Erarbeitung einer Familienstrategie einigt sich die Familie in einem ersten Schritt über den Familienzweck inklusive Familienmission (family mission), legt dann Grundsätze oder Richtlinien (policies) fest, welche die Werte der Familie in Verbindung mit Führung und Kontrolle des Unternehmens setzen, und definiert schliesslich familieninterne Gremien (family committees). Diese Gremien dienen der Wahrung der Interessen der Familie – ohne die Interessen des Unternehmens zu gefährden – und gewährleisten den Informationsfluss zwischen Familie und Unternehmen.