Finanzen & Vorsorge

Vorsorgefinanzierung (Teil 1 von 3)

Wo Pensionskassen Kosten senken können

Die Vermögensverwaltungskosten sind der grösste Kostenblock einer Pensionskasse, und der Grossteil dieser Kosten entfällt auf die Bewirtschaftung des Anlagevermögens. Diese Managementkosten zu senken, ist ein Muss für jede Vorsorgeeinrichtung.
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Pensionskassen und Sammelstiftungen müssen sich grossen Herausforderungen stellen: Die demografische Entwicklung, das anhaltend tiefe Zinsniveau auf den Finanzmärkten sowie zu hohe Umwandlungssätze beeinflussen künftig die Mittel und die Anlagestruktur vieler Vor­sorgeeinrichtungen. In der Schweiz ist der Anteil von Personen, die mehr als 64 Jahre alt sind, an der Gesamtbevölkerung zwischen 1960 und 2012 von 10 auf 17 Prozent gestiegen. Der Anteil von Personen unter 25 Jahren ist in derselben Periode von 39 auf 27 Prozent gesunken, und dieser Trend setzt sich fort.

Reform 2020

Die Botschaft des Bundesrats zur «Reform Altersvorsorge 2020» schlägt unter anderem eine Senkung des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6 Prozent vor, um die Finanzierung künftiger Renten zu sichern. Mit dem Umwandlungssatz wird die jährliche Altersrente auf dem zum Zeitpunkt der Pensionierung angesparten Kapital berechnet.

Die Probleme der zweiten Säule dürften sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, da wohl die Lebenserwartung der Schweizer Bevölkerung weiter steigen wird. Dazu kommt, dass das makroökonomische Umfeld die Renditeerwartungen sowie den Deckungsgrad weiter schwinden lässt. Gesucht sind daher Renditen im Stil von festverzinslichen Anlagen früherer Jahre, die es in dieser Höhe jedoch nicht mehr gibt.

4,5 Mrd. CHF Verwaltungskosten

Die Pensionskassen sind in einem Zieldreieck von Risiko, Rendite und Kosten gefangen. Der Parameter Risiko kann wegen gesetzlicher Bestimmungen und der finanziellen Lage vieler Pensionskassen nur beschränkt variiert werden. Die Renditen leiten sich aus dem Umfeld an den Finanz- und Kapitalmärkten ab. Deshalb werden die Kosten für Pensionskassen immer relevanter. Eine Folge dieser Entwicklung sind nicht zuletzt die regulatorischen Vorschriften zur Offenlegung der Kosten (TER-OAK), die bereits zu einer deutlich höheren Transparenz und zu einem besseren Bewusstsein über die expliziten und auch die impliziten, versteckten Kosten in der Vermögensverwaltung geführt haben.

Doch wer Kosten sparen will, muss wissen, wo genau sie anfallen. Und eine Kostenanalyse allein bringt nicht viel, wenn dann nicht gehandelt wird. Dabei sind sich viele Vorsorgeeinrichtungen noch zu wenig bewusst, dass sie in der Vermögensverwaltung Kosten sparen können, auch ohne die Anlagestrategie zu ändern.

Die folgenden Zahlen zeigen die Grös­senordnung der Vermögensverwaltungskosten: Im Jahr 2014 verwalteten die Schweizer Pensionskassen ein Vermögen von insgesamt 823 Milliarden Franken. Daraus ergibt sich bei durchschnittlichen Vermögensverwaltungskosten von 0,54 Prozent der stolze Betrag von fast 4,5 Milliarden Franken, den die Pensionskassen jedes Jahr für die Verwaltung ihrer Anlagen ausgeben.

Die Vermögensverwaltungskosten setzen sich aus insgesamt rund 150 verschiedenen Kostenelementen über alle Anlagekategorien zusammen. Sie können in die drei Kategorien: Managementkosten, Transaktionskosten und Haltekosten (Custody) unterteilt werden. Das Custody und die Transaktionskosten machen bei einer aktiven Umsetzung der Anlagestrategie im Durchschnitt zusammen gut ein Viertel der Gesamtkosten aus, die Managementkosten knapp drei Viertel. Bei jeder dieser drei Kostenkategorien fallen explizite oder harte Kosten an, die transparent ausgewiesen und in den Vermögensverwaltungsverträgen definiert werden. Dazu kommen die impliziten, versteckten Gebühren sowie Ineffizienzen und Opportunitätskosten (siehe dazu die Abbildung 1), die nicht vollständig offengelegt sind.

Komplexe Kostenstrukturen

Die expliziten Managementkosten einer Vermögensanlage setzen sich aus den offen deklarierten Komponenten zusammen. Dazu gehören der Pauschalpreis, die Managementgebühr, die Performan-cevergütung, die Mehrwertsteuer und die Researchkosten, die im Brokerage anfallen. Die impliziten Managementkosten enthalten ebenfalls Management- und Performancegebühren, aber eben «versteckte», die sich auf zugrunde liegende Produkte oder mehrstufige Kollektivanlagen (Dachfonds) beziehen. Zu den impliziten Kosten des Managements zählen auch versteckte Betriebsausgaben. All diese Kostenkomponenten werden in der Total Expense Ratio (TER) zusammengefasst. Opportunitätskosten und Ineffizienzen entstehen zum Beispiel durch eine Währungsabsicherung, oder wenn diese nicht optimal strukturiert ist.

Wie komplex allein die expliziten Managementkosten der Vermögensverwaltung sind, zeigen die folgenden Fragen zur eigentlich einfach erscheinenden Performancegebühr:

  • Fallen separate Performancegebühren an?
  • Wie hoch ist diese Performancegebühr?
  • Bezieht sie sich auf ein einzelnes Anlageprodukt oder ein Portfolio?
  • Handelt es sich um eine Pauschale oder um eine Stufengebühr?
  • Welche Kalkulationsbasis und welche «high water mark» kommen zum Zug?
  • Welche Benchmark wird zur Berechnung der Performance verwendet?
  • Welche Kosten sind mit dieser Benchmark verbunden?
  • Wie steht es mit den Kosten, die für das Reporting des Anlageprodukts anfallen?
  • Müssen Rückforderungen entrichtet werden?
  • Welche Steuern müssen bezahlt werden?
  • usw.

Bei den impliziten Kosten und den Ineffizienzen wird die Beantwortung dieser Fragen natürlich nochmals schwieriger und aufwendiger, und alle Antworten fallen je nach Anlageklasse – und zum Teil sogar je nach Anlageprodukt einer Klas­se – unterschiedlich aus. Es gibt jedoch einige Faktoren, die allgemeingültig sind, die die Managementkosten beeinflussen. Dazu gehören:

  • Vermögensvolumen
  • Alternative Anlagen und Immobilien
  • Geringe Marktliquidität
  • Aktive Anlagestrategien
  • Viele verschiedene Vermögensverwalter und Depotbanken
  • Ineffiziente Diversifikation
  • Währungsabsicherung
  • Rechtsgeschäfte mit nahestehenden Institutionen

Es muss aber differenziert werden: Der Einfluss hoher Vermögensvolumen auf die Managementkosten wird meist überschätzt, und alternative Anlagen sind zwar teurer, können aber auch eine überdurchschnittlich hohe Performance liefern. Die Währungsabsicherung schlägt ebenfalls zu Buche, sie ist unter Umständen jedoch ratsam.

Auch Geschäfte und Mandate, die mit nahestehenden Institutionen und Partnern abgeschlossen werden, können einen gewissen Einfluss auf die Kosten haben. Eine grosse Bedeutung hat die Wahl der Umsetzung einer Anlagestrategie. Da bei einer passiven Anlagestrategie, beispielsweise in Aktien durch kotierte Fonds (ETF), die Managementkosten viel tiefer sind als bei einer aktiven Strategie, ist die Wahl zwischen «aktiv» und «passiv» äus­serst kostenrelevant. Aber auch dort gilt, dass hohe Kosten allein den Ausschluss eines Anlageprodukts oder einer Anlagestrategie zwecks Gebühren sparen nicht rechtfertigen.

Massnahmen notwendig

Die Aufgabe einer Pensionskasse oder einer Sammelstiftung ist, die Vermögen der Versicherten treuhänderisch zu verwalten und anzulegen. Der Erfolg – also die erwirtschaftete Rendite – wird hauptsächlich durch die Vermögensallokation bestimmt. Darauf sollten sich Pensionskassen konzentrieren. Aber Pensionskassen, welche die Kostenstruktur ihrer Vermögensverwaltung nicht genau kennen, oder solche, die die Konditionen nur fallweise neu verhandeln, tragen höhere Kosten. Eine genaue Analyse der komplexen Kostenstrukturen ist in jedem Fall sinnvoll, denn es ist immer möglich, die Kosten zu senken – auch ohne die Anlage­strategie zu ändern oder gar den Anbieter auszutauschen.

Eine Pensionskasse, die die sichtbaren und die versteckten Managementkosten im Griff hat und konkrete Massnahmen folgen lässt, steigert ihren Erfolg und agiert im Sinne der Versicherten. Bereits die genaue Analyse dieser Kosten und die darauf basierenden Neuverhandlungen der Konditionen führen zu Kosteneinsparungen von 5 bis 25 Prozent. Zudem werden bei Neuverhandlungen nicht nur die Gebühren eines einzelnen Mandats betrachtet, sondern es werden die Kosten sämtlicher Anbieter und Dienstleistungen unter die Lupe genommen.

Die Managementkosten machen, wie erwähnt, den grössten Teil der gesamten Vermögensverwaltungskosten aus. Dabei halten sich die expliziten und die impliziten Kosten etwa die Waage. Interessant ist, dass oft nicht bei den versteckten Kosten am meisten gespart werden kann; dort geht es vor allem um Transparenz. Das grösste Sparpotenzial liegt bei den expliziten Kosten, da diese oft veraltet oder nicht kompetitiv sind. Die aufwendige und komplexe Analyse der Kosten sollten die Pensionskassen von externen, unabhängigen Spezialisten durchführen lassen. Diese Unternehmen dürfen keine Interessenskonflikte haben, sollten über das nötige Know-how und Verhandlungserfahrung verfügen sowie bereit sein, erfolgsbasiert zu arbeiten.

Das konkrete Beispiel einer Pensionskasse (siehe dazu die Abbildung 2) zeigt, dass alleine durch die Neuverhandlung der Konditionen bereits massiv Kosten eingespart werden können. Für eine Pensionskasse, die ein Vermögen von 1 Milliarde Franken verwaltet und Kosten von 1 Prozent aufweist, betragen die möglichen Einsparungen (konservative Annahme von 10 Prozent) bereits 1 Million Franken. Und das pro Jahr. Diese Kosteneinsparungen sind also wiederkehrend und nachhaltig.

Alle Pensionskassen in der Schweiz zusammen könnten 220 Millionen bis 1,1 Milliarden pro Jahr an Vermögensverwaltungskosten einsparen. Das sollte die Beitragszahler, die Pensionskassen und die Sammelstiftungen hellhörig machen.

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