Finanzen & Vorsorge

Finanzielle Unternehmensführung

Wie Unternehmer ihre nahe Zukunft einschätzen

Trotz vieler Unkenrufe, speziell wegen des starken Frankens, geben Unternehmer noch einen neutralen Ausblick für die nächsten Monate. Wie eine Umfrage mit Blick auf die Finanzierung zeigt, herrscht weitgehend ein stabiles Geschäftsvertrauen. Jedoch gehen die Befragten im Allgemeinen davon aus, dass sich die Rentabilität reduzieren wird.
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Die Unternehmens- und Steuerberatung Provida hat rund 4440 Schweizer Unternehmen schriftlich zur finanziellen Unternehmensführung befragt. Die Rücklaufquote betrug rund fünf Prozent. Das Ziel der Umfrage ist es, auf die Herausforderungen von KMU in der Schweiz einzugehen sowie den Unternehmern Vergleichswerte für die finanzielle Unternehmensführung zu bieten.


Stabiles Vertrauen

Die Umfrage zur finanziellen Unternehmensführung  zeigt auf, dass die Schweizer Unternehmer mehrheitlich für die nächsten sechs Monate einen neutralen wirtschaftlichen Ausblick haben. Das Geschäftsvertrauen ist weitgehend stabil, jedoch gehen die Unternehmer eher von sinkenden Auftragsbeständen und Investitionen aus. Auch die Personalbestände sind tendenziell leicht sinkend. Bei den
Finanzgrössen kann auch von einer generellen Stabilität ausgegangen werden. Die Liquidität und der operative Cashflow (Geldfluss aus Betriebstätigkeit) werden zwischen leicht sinkend bis stabil eingestuft. Jedoch zeigt sich, dass sich die Rentabilität in den nächsten Monaten am stärksten reduzieren wird. Es kann hierbei darauf geschlossen werden, dass viele Unternehmen noch von ihren Auftragsbeständen profitieren. Mit Blick auf die Finanzierung wird erwartet, dass sich die Kreditkosten und die Fremdfinanzierung (Finanzierung durch Dritte) ebenfalls reduzieren. Das Eigenkapital und die Risikobereitschaft der Unternehmer bleiben weitgehend stabil. Jedoch wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass sich die Rentabilität reduzieren wird. Es wird daher möglich sein, dass von sinkenden Steuererträgen bei juristischen Personen auszugehen ist.


Branchenentwicklung

Ausserhalb der Branche werden die Rahmenbedingungen mehrheitlich als kleine Gefahr beurteilt. Einzig die technischen Rahmenbedingungen werden mehrheitlich als kleine Chance wahrgenommen für die nächsten sechs Monate. Die Digitalisierung und die Automatisierung werden wohl in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle einnehmen für viele Unternehmen, um Prozesse und Abläufe und somit Kosten optimieren zu können. Kunden und Lieferanten sind wichtige Anspruchsgruppen für Unternehmen. Der Einfluss von Kunden sowie Lieferanten wird durchschnittlich als kleine Gefahr angesehen. Vielmehr wird die Rivalität in den Branchen zwischen den bestehenden und neuen Konkurrenten als Gefahr wahrgenommen für die nächsten sechs Monate. Die zunehmende Konkurrenz aus dem Ausland, im Onlinemarkt und der Preiskampf in vielen Branchen sind wichtige, mögliche Erklärungsfaktoren interessant ist, dass die Unternehmer angeben, dass die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit mehrheitlich stabil bis steigend sein wird. Auch die Produktivität und die Innova­tionskraft werden in den nächsten sechs Monaten stabil bis steigend sein. Die Unternehmer gehen somit davon aus, dass es gelingen wird, dass die Kunden trotz der verschärften Branchenrivalität und des starken Schweizer Frankens zufrieden sind mit den Produkten und Dienstleistungen.

Einflussfaktoren

Verschiedene Ereignisse beeinflussen den unternehmerischen Erfolg von Schweizer Unternehmen. Die befragten Themen zeigen, dass die Unternehmer mehrheitlich alle Themen zwischen grosse bis kleine Gefahr für die nächsten sechs Monate einstufen. Besonders die Regulierung und der starke Franken stellen die gegenwärtig grössten Gefahren dar für die nächsten sechs Monate. Die Unternehmer geben jedoch an, dass rund zehn Prozent nicht vom starken Franken betroffen sind. Für einen Viertel ist der starke Franken ein sehr gros­ses und für 60 Prozent ein mittleres Problem. Die befragten Unternehmen, die vom starken Franken betroffen sind, geben an, dass sie für die nächsten sechs Monate eine verstärkte Reduktion von operativen Kosten, eine generelle Erhöhung der Effizienz und eine Stärkung der Innovation vorsehen, um den starken Franken abzufedern. Eine Ausweitung der Arbeitszeit sehen 28 Prozent und eine Verlegung der

Produktion ins Ausland sehen knapp zehn Prozent vor. Offenbar wird geplant, die be­stehende Unternehmensstruktur in den nächsten sechs Monaten an die schwierigen Währungsgegebenheiten anzupassen, bevor diese umstrukturiert werden. Die grosse Mehrheit der befragten Unternehmen geht davon aus, dass sich der Schweizer Franken für die nächsten sechs Monate gegenüber den wichtigsten Währungen (EUR, USD, YEN und GBP) stabil entwickeln wird. Rund ein Viertel geht allerdings von einer Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro und dem amerikanischen Dollar aus. Weiter gehen sie mehrheitlich von einem stabilen Inflationsumfeld von null Prozent aus.

Unternehmer-Sorgenbarometer

Neben den Einflussfaktoren zeigt sich auch im Bereich der grössten Sorgen ein ähnliches Muster, was die Unternehmer derzeit am stärksten beschäftigt: Die grösste Sorge für viele Unternehmer ist der starke Schweizer Franken gegenüber den übrigen Hauptwährungen und vor allem gegenüber dem Euro. Es bestätigt sich auch bei den Sorgen die Problematik des starken Frankens. Die übrigen Sorgen betreffen die hohe geschäftliche Unsicherheit, die unsichere Entwicklung der Aufträge, die Regulierung sowie die schwierige Rekrutierung von geeignetem Fachpersonal. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dass die Planungsunsicherheit für die Budgetierung vermutungsweise abgenommen hat, weil die Unsicherheit als zweitgrösste Sorge aufgeführt wird.


Sicherheit im Fokus

Die Eigenkapitalkosten spielen in der angewandten Betriebswirtschaft eine zentrale Rolle. Eine wichtige Grösse sind sie zum Beispiel für die Bestimmung der betriebswirtschaftlichen Kosten in der Buchhaltung oder eine zentrale Bezugsgrösse für die Ermittlung des Unternehmenswertes, sofern ein KMU verkauft wird. Die befragten Unternehmer erwarten im Schnitt eine durchschnittliche Rentabilität auf dem eingesetzten Kapital (erwartete Eigenkapitalkosten) zwischen vier und fünf Prozent in den kommenden sechs Monaten. In den Branchen ist die erwartete Rentabilität des Eigenkapitals (Eigenkapitalkosten) sehr unterschiedlich und sie divergiert in gewissen Branchen doch deutlich. Interessant ist, dass viele KMU ein sehr geringes Fremdkapital aufweisen. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen weist einen Fremdkapitalanteil bis maximal 30 Prozent auf. Entsprechend sind die Fremdkapitalkosten relativ gering. Die Unternehmer gehen weiter auch davon aus, dass sich das Fremdkapital weiter reduzieren wird in den nächsten sechs Monaten, während das Eigenkapital weitgehend stabil ist. Es ist vermutungsweise ein Ausdruck der generell unsicheren Entwicklung der Geschäftslage. Viele KMU sind offenbar bemüht, ihren Fokus auf
Sicherheit zu legen.

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