Im Vorsorgegeschäft ist ein Wechsel häufig mit Nachteilen verbunden. Eine sorgfältige Prüfung ist unabdingbar, da eine Verweildauer von acht bis zehn Jahren oder auch länger sinnvoll ist. Es sollte zudem präsent bleiben, dass in der gewählten Vorsorgeeinrichtung ein grosser Teil des Vermögens der Mitarbeitenden angelegt wird, woraus sich eine hohe Verantwortung für die richtige Auswahl ergibt.
Der Suchprozess
Im Folgenden soll der Suchprozess in drei Etappen aufgeteilt werden, die aufeinander aufbauen:
- Die Erstellung eines Profils
- Die Beurteilung des Vorsorgeproduktes
- Die Beurteilung des Geschäftspartners
Die drei Stufen sind als Filter zu verstehen, nur die erfolgreichen Absolventen einer Etappe werden weiter verfolgt.
1. Die Erstellung eines Profils
Vielfach werden Angebote eingeholt, ohne dass dabei geprüft wird, ob das jeweilige Angebot überhaupt auf das eigene Bedürfnis passt. Die Etappe der Vorauswahl sollte ganz am Anfang stehen, da sonst unnötig Ressourcen verschwendet werden. So wird eine Familie, die einen günstigen Van sucht, kein Angebot der Firma Porsche einholen, und der Liebhaber von teuren Sportwagen wird sich nicht bei der Marke Dacia informieren. Bei Vorsorgeeinrichtungen ist dies ähnlich, da es auch hier keine universalen Angebote gibt. Dies bedeutet, dass man sich mit dem eigenen Bedürfnis auseinandersetzen muss und beschreiben kann, was wichtig ist. Am einfachsten ist es, von den folgenden Grundkategorien auszugehen:
Sicherheitsorientiert
Primär handelt es sich hier um eine Einstellung zu Risiken, die bei jedem Menschen vorhanden ist. Da Vorsorge zu 80 Prozent Geldanlage beinhaltet, ist zu prüfen, mit welcher Art von Asset Management man sich wohlfühlt. Sicherheitsorientierte Menschen akzeptieren weniger Rendite, wenn im Gegenzug der Anlagewert weniger schwankt. So ist anzunehmen, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer sicherheitsorientiert ist. Jedoch spielt auch eine Rolle, dass Altersguthaben des Einzelnen in der Vorsorge durch diverse Mechanismen geschützt sind und es sich zudem um eine langfristige Anlage handelt. Für den Arbeitnehmer wie für das Unternehmen stellt sich die Frage, ob sie mit zusätzlichen Sanierungsbeiträgen belastet werden können.
So sind die Vollversicherungslösungen auf sehr sicherheitsorientierte Nachfrager zugeschnitten, da hier der angelegte Betrag nicht nur für den Einzelnen, sondern für das Kollektiv garantiert wird. Dies bedeutet, dass fast der gesamte Betrag in sicheren Obligationen angelegt ist. Sammelstiftungen bieten abgestufte Mischungen von Sicherheit und Rendite an, welche allerdings keine Garantie für das Kollektiv beinhalten. Hier findet man letztendlich eine breite Palette von Anlageformen, die man in geringes oder mittleres Risiko einordnen kann. Die gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Bestimmungen begrenzen das Risiko der Anlage in Vorsorgeeinrichtungen. Sofern an diesem Punkt bereits feststeht, dass eine extreme Sicherheitsorientierung besteht, sollten nur Angebote von Vollversicherern eingeholt werden.
Renditeorientiert
Vielfach resultiert aus einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Schwankungsrisiko der Anlage, dass derartige Risiken eingegangen werden. Einerseits weil es sich um eine langfristige Anlage handelt, über die vor Beginn des Rentenalters nicht direkt verfügt werden kann und andererseits weil die entgangene Rendite bei sicheren Anlagen hoch ist.
Die Erfahrung zeigt auch, dass Sanierungen in Sammelstiftungen im Wesentlichen durch die Aufschwünge an den Kapitalmärkten erfolgen und es durchaus unüblich ist, in Kollektiveinrichtungen Sanierungsbeiträge zu erheben. Es ist wichtig, diese Selbstfindung seriös durchzuführen, da ein Wechsel der Anlagestrategie in Form des Wechsels der Vorsorgeeinrichtung typischerweise hohe Kosten zur Folge hat. So wird letztlich eine Rolle spielen, wie positiv die Mitarbeiter ihre Zukunft sehen und ob das KMU Zuversicht hat, auch in zehn Jahren noch am Markt zu sein.