Finanzen & Vorsorge

Anlage-Transparenz

Wie nachhaltig Finanzinvestments sind

Über die Rendite ihres Depots sind Bankkunden gut informiert. Aber was wissen Anleger über die reale Wirkung ihres Vermögens auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt? Hier ist Transparenz gefordert.
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China ist finanziell gesehen – nach Japan – der weltweit grösste Gläubiger und damit in einer wirtschaftlich und politisch starken Position. Gleichzeitig ist China aber der weltweit grösste ökologische Schuldner. Die 1,3 Milliarden Chinesen verbrauchen doppelt so viele Ressourcen, wie sie selber zur Verfügung haben und bringen sich dadurch in eine gefährliche Lage – ähnlich wie Griechenland im Bereich der finanziellen Verschuldung. Immerhin unternimmt China etwas gegen seine Schuldner-Position: Der aktuelle Fünfjahresplan hat eine «saubere industrielle Revolution» und einen vorteilhafteren Footprint zum Ziel. Ursprünglich wurde das Konzept des Footprints für Länder oder für Konsumprodukte entwickelt. Bekannt ist etwa die Absurdität, dass ein europäisches Himbeer-Joghurt 4000 Transportkilometer absolviert, bevor es gegessen wird. Neu gibt es auch im Vermögensbereich einen Footprint.

Der Footprint eines Vermögens misst die positiven und negativen Wirkungen der einzelnen Anlagen. Er zeigt, was diese der Welt nützen, was ein Vermögen resistenter gegen schlechte Risiken macht und welche Anlagen die Zukunftschancen verbessern. In einer Welt mit neun Milliarden Menschen, welche intensiver um die knapper werdenden Ressourcen konkurrieren, gewinnen ökologische und gesellschaftliche Verschuldungen zunehmend an Bedeutung. Zudem verändert die starke Zunahme der Mittelschicht in den Emerging Markets ihre Konsumbedürfnisse und der Druck zu einer wachsenden Wirtschaft die Rahmenbedingungen der nächsten Jahrzehnte.

Immer mehr Anleger und vor allem Anlegerinnen erwarten, dass ihre moralischen und ethischen Wertvorstellungen bei der Anlage ihres Vermögens berücksichtigt werden. Werden mit der Anlage Arbeitsplätze geschaffen? Wird Energie gespart, werden neue Energiequellen erforscht? Wird ökologisch korrektes Verhalten praktiziert? Es gilt, drei Treiber für die aktuelle Entwicklung zu unterscheiden. Erstens: Steigende Ressourcenpreise aufgrund zunehmender Nachfrage. China allein konsumiert weltweit 48 Prozent der Eisen- und Kohleproduktion. Zweitens: politisch getriebene Regulierungen in Bereichen wie Energie, Landwirtschaft und Mobilität. Drittens: zunehmende Knappheit von wichtigen Rohstoffen. Diesen und anderen Herausforderungen müssen wir adäquat begegnen können. Gerade mit unseren Investments.

Selbstverständlich ist die Erzielung einer marktkonformen Rendite wichtig für die erfolgreiche Anlage eines Vermögens. Aber in einem Umfeld von Verschuldung, inflationärer Geldpolitik und Ressourcenknappheit reicht die Rendite als Orientierungsgrösse nicht mehr aus. Die Zukunft wird uns vermehrt unerwartete Ereignisse aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Politik bringen. Um als Anleger besser auf solche Überraschungen vorbereitet zu sein, braucht es mehr Transparenz. Insbesondere ökologische und gesellschaftliche Gefahren, die das Rendite /Risiko-Profil des Vermögens beeinflussen können, müssen frühzeitig erkannt und transparent gemacht werden. Die meisten Analysen und Depotauszüge schweigen dazu. Die Welt ist aber nicht nur Marktplatz, sondern auch – begrenzter – Lebensraum. Im Sinn der Voraussicht und der Vermeidung von ökologischen oder gesellschaftlichen Risiken sollte ein Vermögen darauf vorbereitet sein. Zum Beispiel, indem Anleger für ihr Vermögen einen Fünfjahresplan erstellen und einen vorteilhafteren Footprint anstreben.

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