Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Weiter grünes Licht für Aktien

Kaufen, halten oder verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analyse­system prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Die Sommermonate Juni bis September gelten ja im Allgemeinen als die schwierigsten für den Aktienmarkt. Und zunächst sieht es ja bis zum Redaktionsschluss (10.6.) auch tatsächlich so aus, als sei diese Skepsis gegenüber den Sommermonaten auch in diesem Jahr berechtigt. Die Kurse gingen nach unten, wobei dies freilich auch poli­tische Ursachen hatte. Neben der ungeklärten Frage, wie es mit Griechenland weitergeht, sind auch die Kämpfe in der Ukraine wieder aufgeflammt. Trotzdem: Abgesehen vom Saisonsignal geben unsere vier übrigen Einzelsignale weiterhin grünes Licht für den Schweizer Aktienmarkt, wie aus der folgenden Zusammenstellung ersichtlich.

1.Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Nachdem es lange Zeit so aussah, als würden sich immer mehr sogar Negativzinsen am Anleihemarkt dauerhaft etablieren, ist die Rendite der zehnjährigen Schweizer Bundesobligationen zuletzt wieder in den positiven Bereich zurückgekehrt. Die Rendite zehnjähriger Bundesobligationen lag am 5. Juni bei +0,07 Prozent, nachdem es vorher schon Negativwerte von -0,11 Prozent gegeben hatte. Der Zinsanstieg ist aber noch gering. Damit dieses Zinssignal negativ wird, müsste die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen auf mehr als 1,25 Prozent und die des Libor auf mehr als 0,25 Prozent steigen. Aber das ist wohl unmöglich, nachdem die Nationalbank die kurzfristigen Zinsen weiterhin extrem negativ hält, um den Franken nicht weiter zu stärken. Der CHF-Libor-Zins für zwölf Monate lag am 5. Juni bei -0,58 Prozent.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Bekanntlich sind die Monate Juni bis September häufig relativ schwache Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Daher ist dieses Signal seit 29. Mai negativ. Momentan ist das jedoch das einzige negative Signal unseres Systems. Und es traf in der Vergangenheit auch nicht in jedem Jahr zu, dass der Aktienmarkt in dieser Zeit Kursverluste erlitt.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Die Korrekturen an den Börsen seit Ende Mai gingen auch an den 60 wichtigsten Schweizer Aktien, die wir beobachten, nicht spurlos vorüber. Zwar meldete am 5. Juni noch keine Aktie ein 9-Monats-Tief. Auch hier bleibt es also beim po­sitiven Signal. Aber auch bei neuen Hochs war diesmal Fehlanzeige. Zwei Wochen vorher gab es noch 13 neue Hochs! Aber das zeigt, wie schnell diese Methode ihr Signal wechseln kann, wenn in einer verlustreichen Börsenwoche die starken Aktien kein neues Hoch mehr zustande bringen und die schwachen Titel mit neuen Tiefs beginnen. Das hat den Vorteil, dass ein Warnsignal sehr schnell kommt. Der Nachteil ist freilich, dass sich dieses Warnsignal dann auch schnell als unnötig herausstellen kann.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der Trend des SMI ist weiter klar aufwärts gerichtet. Wir verwenden bei dieser Methode keine gleitenden Durchschnitte, sondern achten auf die Hochs und Tiefs der letzten Monate. Wäre der SMI im Abwärtstrend, dann benötigten wir ein 20-Wochen-Hoch für ein positives Signal. Da er aber im Aufwärtstrend ist, müssen wir sehen, wo ein 33-Wochen-Tief läge. Das wäre weiterhin bei 7900 Punkten. Unter diesen Wert müsste der SMI an einem Wochenende fallen, damit sich dieses Signal im Juli dreht. Das ist extrem unwahrscheinlich. Am 5. Juni lag der Kurs des SMI bei 9105 Punkten.

5. Der Banken-Index: Positiv

Auch der Banken-Index weist trotz der letzten allgemeinen Kursschwächen immer noch einen klaren Aufwärtstrend auf. Am 5. Juni notierte er 145,72 Punkte. Auch hier gilt wie beim SMI: Ein 20-Wochen-Hoch ist ein Kaufsignal, ein 33-Wochen-Tief ist ein Verkaufsignal. Sie können den Banken-Index in der Homepage der Börsensignale (www.boersensignale.ch) wöchentlich verfolgen. Er müsste im Juli unter 119,24 Punkte fallen, um ein negatives Signal auszulösen. Auch dies ist sehr unwahrscheinlich. Freilich kann man nie ausschliessen, dass unerwartete politische Ereignisse eintreten, die zur Panik am Aktienmarkt führen. Eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder ein Austritt Griechenlands aus dem Euro würden da aber nicht dazugehören.

6. Summe der fünf Signale

Vier von unseren fünf Signalen weisen also weiterhin einen positiven Trend auf. Die positive Mehrheit erscheint also als völlig ungefährdet. Vor allem die Zins- und Index-Signale haben momentan so grossen Spielraum, dass ein schneller Trendwechsel hier praktisch unmöglich ist. Abgesehen davon muss aber auch betont werden, dass das Kursniveau inzwischen hoch ist und dass die gegenwärtige Aktienhausse schon mehrere Jahre andauert. Im Durchschnitt ist jedes dritte Kalenderjahr ein Baisse-Jahr! Es ist also gut möglich, dass wir im Verlauf dieses Jahres noch mehr negative Signale bekommen. Kostolany hat einmal gesagt, er überlasse die letzten zehn Prozent einer Hausse den Anfängern. Sollte sich aber herausstellen, dass die Zinswende noch weiter entfernt ist als gedacht, kann der SMI durchaus auch noch 20 Prozent zulegen. Warten wir es ab!

Uwe Lang ist Finanz- und Börsenexperte, Publizist sowie Herausgeber der Fachzeitschrift «Börsensignale». www.boersensignale.ch, u.lang@boersensignale.ch

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