Wenn eine Bank unabhängig ist, über ein starkes, unternehmerisch ausgerichtetes Aktionariat und eine hohe Eigenkapitalquote verfügt, wird sie – wie ein KMU oder ein Unternehmer – auf der Basis einer langfristigen, auf Konstanz ausgerichteten Geschäftsstrategie arbeiten. Dies schafft Sicherheit auf beiden Seiten und reduziert das Risiko unliebsamer Überraschungen, auch in einer verstärkt globalisierten, arbeitsteiligen Welt.
Herausforderungen
Grosse Banken, aber auch kleinere Banken sind stark vernetzt und auf zahlreiche Gegenparteien angewiesen, um ihre Dienstleistungen erbringen zu können. In der Finanzindustrie, einer der globalsten aller Industrien, ist die Abschottung von einzelnen regionalen Märkten nahezu unmöglich. Die Finanzmärkte reagieren im Gleichschritt, die Transaktionsvolumen sind exponentiell gewachsen und die Value-at-Risk-Modelle werden belächelt, aber Ersatz gibt es noch nicht. Ausser vielleicht so etwas Antiquiertes wie die Vernunft? Offensichtlich scheint auch die Vernunft bereits globalisiert zu sein. Das Denken ist auf eine internationale Art uniform geworden.
Letztlich kann sich keine Bank der Globalisierung ganz entziehen, auch keine Regional- oder Kantonalbank. Deshalb ist es von grosser Bedeutung, diese internationalen Schnittstellen auf einzelne, möglichst wenige Bereiche einer Bank zu beschränken und nicht das ganze Businessmodell auf der Globalisierung aufzubauen. Die notwendige Einbettung in die internationalen Finanzzentren muss unbedingt mit einem starken Heimatmarkt gekoppelt sein. Das Rechtsdomizil darf nicht zum steuerlichen und rechnerischen Buchungscenter verkommen. Es muss notwendigerweise einen direkten Bezug zur konkreten Geschäftstätigkeit haben, welche im lokalen Umfeld immer transparenter, leichter lesbar und besser verständlich bleiben wird.
Interessenkonflikte
Das Geschäftsfeld abstecken, die Dienstleistungspalette definieren, heisst immer auch, den Risikoappetit zu bestimmen. Compliance fängt immer bereits bei der Strategie an. Ist eine Bank versucht, für sämtliche Bedürfnisse in allen Lebensabschnitten ihrer Kunden Dienstleistungen anzubieten, kann die schiere Komplexität zur Hürde werden. Dies äussert sich mitunter darin, dass der Durchschnittskunde an die «Abfüllstation» gebracht und mit scheinbar ultramodernen Produkten gefüttert wird, die tatsächlich nicht selten Ladenhüter in neuer Verpackung sind.
Weil ganze Kundenkategorien über einen Kamm geschoren werden, erhalten viele für sie untaugliche oder sogar schädliche Produkte. Hohe Produktionskosten bleiben nicht alleine das Risiko der Bank, sie werden zum Risiko der Kunden, welche die Kosten rentabilisieren müssen. Weshalb die grossen Banken ihren Kunden fast ausschliesslich eigene Produkte empfehlen, liegt weniger an der schlechten Qualität der Konkurrenzprodukte als vielmehr an der eigenen Wertschöpfung, dem Profit. Eigene Produkte sind nicht selten deshalb so erfolgreich für die Bank, weil mit versteckten Gebühren gearbeitet werden kann.
Die IHAG Privatbank hat sich vor Jahren bereits entschieden, keine eigenen Produkte zu entwickeln. Nicht der Kosten wegen, obwohl die erheblich sein können. Sie will in der Wahl der eingesetzten Drittprodukte frei und so objektiv wie überhaupt möglich sein. Der Best-in-Class-Ansatz bietet dem Kunden die höchste Gewähr, für sein Geld eine reelle Leistung zu erhalten. Gleichzeitig wird die Entschädigung der Bank offengelegt, weil bei Drittprodukten keine versteckten Gebühren anfallen. In diesem Sinne ist der Best-in-Class-Ansatz auch eine sinnvolle Beschränkung des Ertragspotenzials. Zudem vermag der Best-in-Class-Ansatz die negativen Auswirkungen der Konvergenz zu reduzieren.