Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Vorsicht ist angebracht

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Unsere Signale lagen bis jetzt sehr richtig, denn der Aufwärtstrend der Weltbörsen ist seit Herbst 2016 immer noch ungebrochen. Wir könnten daher einfach weiter in Aktien investiert bleiben, wenn es nicht dieses beunruhigende Faktum gäbe, dass sowohl der Dow-Jones-Index als auch der SMI mittlerweile mit dem dreifachen Jahresumsatz im Durchschnitt bewertet sind. Das ist ein Rekordwert ähnlich wie zur Jahrtausendwende, als die Hightech-Euphorie am grössten war.  Man könnte einwenden, dass die hohe Aktienbewertung eben daher kommt, dass der Anleihemarkt mit seinen Negativzinsen als Konkurrenz praktisch ausgefallen ist. Doch immerhin ist Vorsicht angebracht, zumal auch die vielen Übernahmen und Neuemissionen am Aktienmarkt darauf hindeuten, dass die Kurse im Moment sehr hoch sind. Ich rate dazu, ab Ende April nicht mehr zu 100 Prozent in Aktien investiert zu sein.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen lag Anfang April bei minus 0,24 Prozent. Der Liborzins lag bei minus 0,50 Prozent und damit tiefer als der Zins der Bundesobligation. Das ist wichtig. Denn höhere Zinsen im kurzfristigen Bereich würden Rezessionsgefahr signalisieren. Die Anleihezinsen bleiben niedrig. Früher war das ein entscheidendes positives Signal für den Aktienmarkt. Da man sich aber heute mehr Sorgen um Rezession und Deflation macht als um steigende Inflationsraten und steigende Zinsen, darf man dieses positive Signal nicht überbewerten. Damit unser Zinssignal ein Warnsignal gibt, müsste die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen bis Mitte April auf mehr als +0,12 Prozent und die des 12-Monats-Libor auf mehr als –0,41 Prozent steigen. Das bleibt unrealistisch.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Bekanntlich sind die Monate Mai bis September häufig relativ schwache Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Von Oktober bis April konnte man hingegen meist mit steigenden Aktienkursen rechnen, was sich diesmal auch be-stätigt hat. Dieses Signal ist nun seit Freitag, dem 28. April 2017, negativ und wird das auch mindestens bis Ende September bleiben.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Seit Mitte November ist die Zahl der Schweizer Aktien mit neuem Hoch gegenüber denen mit neuem Tief in der Mehrheit, zuletzt sogar sehr deutlich. Anfang April meldeten 13 (von 60) Schweizer Aktien ein neues Hoch, und keine einzige ein neues Tief. Diese Methode würde sehr schnell reagieren, wenn es gefährlich wird. Ihr sollten Sie daher gerade jetzt besondere Beachtung schenken. Die vor einem Monat genannten Aktien mit neuem Hoch (Temenos, Sika, Swisslife, Kaba und Bucher) haben sich bis auf Kaba sehr gut entwickelt. Temenos und Kaba würde ich jetzt verkaufen, Sika, Swisslife und Bucher hingegen noch halten.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der SMI (7.4.: 8640,91 Punkte) liegt weiterhin klar im Aufwärtstrend, und zwar seit Anfang Januar. Ein Verkaufssignal gäbe er erst wieder, wenn er auf 7592 Punkte zurückfiele. Das ist so schnell nicht realistisch.

5. Der Banken-Index: Positiv

Der Banken-Index liegt seit letztem November im Aufwärtstrend. Die Finanzbranche gehört momentan auch wieder zu den Branchen, deren Performance sich im letzten halben Jahr besonders gut entwickelt hat. Noch leiden die Banken unter Problemen, vor allem unter den niedrigen Kreditzinsen. Aber ihre Kurse sind historisch gesehen immer noch sehr tief. Stand am 7. April 136,74 Punkte. Auf der Internetseite der Börsensignale (www. boersensignale.ch) können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen. Sollte der Banken-Index im Mai unter 104,86 Punkte fallen, gäbe er ein negatives Signal. Das könnte höchstens aufgrund unerwarteter politischer Ereignisse geschehen, etwa der Wahl von Marine Le Pen in Frankreich.

6. Summe der fünf Signale

Unser Börsenradar steht mit 4:1 noch ungefährdet im Plus. Deshalb gibt es noch keinen Grund, panikartig den Aktienmarkt zu verlassen. Aber meiner Meinung nach sollte man schon mit Verkäufen beginnen, sobald deutlich wird, dass es der SMI nicht schaffen wird, sein Hoch von 2015 wieder zu erreichen, und zusätzlich eine Mehrheit nach Methode 3 (9-Monats-Hochs und –Tiefs) ein zusätzliches Warnzeichen gibt. Die Methoden 1 (Zinsen), 4 (SMI) und 5 (Banken-Index) würden derzeit nur bei deutlichen Trendänderungen Klingelzeichen zum Verkauf geben, und das ist nicht sehr beruhigend. Deshalb sollte man jetzt immer mit bedenken, dass die Aktienkurse weltweit seit fünf Jahren gestiegen sind und es  selten der Fall war, dass es dann weitere kräftige Kursanstiege gegeben hat. Erfahrene Börsianer sagen bei einer solchen Situation: Die letzten 10 Prozent Anstieg überlassen wir den Dummen.

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