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Überbewerteter Franken – unterbewerteter SMI

Das gab es noch nie: Wer in langfristige Schweizer Staatspapiere investiert, verliert Geld. Die Schweizer Nationalbank macht den Franken für Spekulationen weitgehend unattraktiv. Scheinbar bleiben nur Aktien als vernünftige Geldanlage.
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Die Spekulationen rund um die Euro-Problemländer und die beabsichtigten Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten dazu geführt, dass die Schweizer Nationalbank (SNB) den Eurokurs nicht mehr über 1.20 CHF halten konnte. Offenbar war die Freigabe des Eurokurses mit der Europäischen Zentralbank abgesprochen. Nachdem die EZB mit Anleihekäufen auch von Euro-Problemländern beginnen will, war klar, dass auf den 1.20-Kurs Euro-CHF wieder massiver Druck ausgeübt werden würde. Damit haben sich vorläufig die Spekulanten durchgesetzt, die den Schweizer Franken derzeit als einzig sicheren Hafen als Geldwert betrachten. Und das hätte man eigentlich wissen müssen, obwohl der Franken schon mit 1.20 CHF für einen Euro massiv überbewertet war. Das kann jeder Laie feststellen, der die Preise für gleichartige Waren und Dienstleistungen in Deutschland und der Schweiz vergleicht.

Euro-Erholung nicht in Sicht

Aber momentan ist das Vertrauen in den Schweizer Franken gross, und dem Euro traut man eben nicht. Gegen Gefühle helfen keine Fundamentaldaten oder Tabellen. Abbildung 1 zeigt, dass der Euro bis zur Finanzkrise 2008 ziemlich konstant um 1.50 CHF gehandelt wurde. Danach begann das Misstrauen aufgrund der Finanzprobleme Griechenlands, Irlands, Spaniens, Portugals und Italiens. Als 2011 der Euro unter die Parität zum Franken zu fallen drohte, griff die Schweizer Nationalbank ein. Das konnte sie jetzt aber nicht mehr durchhalten, auch wenn ein fairer Euro-Preis eigentlich bei etwa 1.40 CHF liegen müsste.

Mittlerweile gab es ja eine kleine Gegenreaktion. Und während ich diese Zeilen schreibe, steht der SMI wieder über 8300 Punkten. Auch der Euro stieg wieder auf 1.05 CHF. Aber rechnen Sie nicht damit, dass sich der Euro in den kommenden Monaten wieder auf den fairen Preis von 1.40 CHF einpendeln wird. Die Probleme mit Griechenland und die Konjunkturschwächen in Italien und Frankreich werden täglich von allen Medien berichtet. Und da gibt es zu viele Vermögende, die nichts riskieren wollen und daher weiterhin auf den als «sicher» geltenden Schweizer Franken setzen.

Das schafft freilich ein Problem für die exportorientierten Unternehmen, die in der Schweiz produzieren. Bei so grossem Abstand zum fairen Währungskurs können Sie mit den Unternehmen in Frankreich, Deutschland und Italien nicht konkurrieren. Sie müssen versuchen, Nischen zu besetzen und Produkte herzustellen, die anderswo nicht erhältlich sind. Das wird nicht ganz einfach sein.

Fehlende Anlagealternativen

Sehr viel leichter tun sich die grossen SMI-Konzerne, die nicht nur hierzulande, sondern weltweit produzieren. Sie haben Kosten und zahlen Löhne in den jeweiligen Landeswährungen. Insofern war es unlogisch, dass der SMI gleich um 15 Prozent am Tag nach der Wechselkursfreigabe unter die Marke 8000 fiel. Der faire Wert des SMI läge momentan bei 9231 Punkten.

Das errechnet sich aus einem langfristigen 20-Jahre-Durchschnitt des Swiss Market Index und dem durchschnittlichen Abstand des aktuellen Kurses vom 20-Jahres-Durchschnitt. So schwer kann ja die Aufwertung des Frankens nicht auf diesen Konzernen lasten, dass der Aktien-index dann gleich crashartig fallen muss. Novartis, Nestlé, Roche und die Versicherer Zurich und Swiss Re sind momentan klare Käufe, insbesondere dann, wenn man die fehlenden Anlagealternativen in der Schweiz sieht. Auch der Telekom munikationswert Swisscom ist nicht vom Export abhängig.

Die Schweizer Nationalbank tut ja wei-terhin alles, um den Franken für die Spekulation so unattraktiv wie möglich zu machen. Wer in langfristige Schweizer Staatspapiere investiert, verliert Geld. Das war noch nie da. Und wer in kurzfristige Geldmarktpapiere investiert, wird sogar noch stärker zur Kasse gebeten, wie man am Libor-Zins sehen kann, zu dem in London unter Banken gehandelt wird.

Wenn man also bedenkt, dass sowohl die 10-jährigen Bundesobligationen als auch die kurzfristigen Geldmarktzinsen momentan eine negative Rendite bieten, bleiben nur Aktien als vernünftige Geldanlage. Schon aus diesem Grund müsste der SMI momentan deutlich über der 10 000-Punkte-Marke liegen.

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