Finanzen & Vorsorge

Basel III und Solvency II

Mögliche Auswirkungen der Regulation bei Banken und Versicherungen auf KMU

Die derzeit anstehenden Regulierungen von Banken und Versicherungen werden wohl auch die KMU-Welt betreffen. Aus Sicht des Autors ist mit allfälligen Auswirkungen bei den Kreditkosten, den Versicherungsprämien und bei der Verzinsung von Vorsorgegeldern zu rechnen, was nachfolgend erläutert wird.
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Ausgelöst durch die Ereignisse der Finanzkrise, wurde weltweit der Ruf nach einer stärkeren Einschränkung der Banken laut. Mit neuen Richtlinien, die unter dem Begriff Basel III bekannt sind, trägt der Regulator diesem Wunsch Rechnung. Die Schweiz wiederum übernimmt die Anforderungen gemäss Basel III, ergänzt das Regelwerk aber um ein zusätzliches Paket an Sicherheit, Swiss Finish genannt. Etwas ganz Ähnliches spielt sich derzeit in der Versicherungswirtschaft unter dem Begriff Solvency II und dem Swiss Solvency Test ab. Basel III und Solvency II haben zum Ziel, dass die betroffenen Gesellschaften – also die Banken und Versicherungen – ein ihrem Risiko angepasstes Eigenkapital aufweisen. Tendenziell führen beide Regelwerke dazu, dass entweder Risiken ab- und/oder Eigenkapital aufgebaut werden müssen. In der Praxis werden wohl beide Massnahmen anzutreffen sein.

Weniger Dividenden

Der Aufbau von Eigenkapital erfolgt gemäss ersten Aussagen von Branchenvertretern über einbehaltene Gewinne. Das bedeutet, dass den Aktionären weniger Dividenden ausgeschüttet werden. Wie viele Gesellschaften eine Kapitalerhöhung oder die Ausgabe von eigenkapitalähnlichen Anleihen (CoCo: Contingent Convertible, zu Deutsch Wandelpflicht im Ernstfall) planen, ist derzeit noch nicht bekannt. Die zweite Massnahme, der Abbau von Risiken, beeinflusst aus Sicht des Autors die KMU-Welt deutlich mehr. Hierzu muss man wissen, dass die Positionen auf der Aktivseite der Bank- und Versicherungsbilanz nicht mit ihrem aktuellen Wert, sondern mit einem Risikogewicht in die Berechnung des Eigenkapitalbedarfes einfliessen.

Erhöhter Eigenkapitalbedarf

Bei den Banken sind auf der Aktivseite der Bilanz vor allem die Kredite an Kunden sowie – bei Grossbanken – die Positionen des Investment Bankings und der Eigenhandel zu finden. Ein erster Fokus der Grossbanken wird vermutlich beim Investment Banking und beim Eigenhandel liegen. So hat beispielsweise die Credit Suisse bereits bekannt gegeben, dass sie aus dem Eigenhandel ausgestiegen sei und das Investment Banking umgebaut habe. Was allen Gross-, Kantonal-, Regional- und Raiffeisenbanken noch in den Aktiven verbleiben wird, ist das Kreditgeschäft. Diese Kredite an Kunden haben aber nicht alle dasselbe Risikogewicht: Weist ein Kunde eine sehr gute Bonität auf, wie dies bei grossen Konzernen beispielsweise Roche oder Nestlé der Fall ist, so ist das Risikogewicht (und somit das für diese Aktivposition notwendige Eigenkapital) eher tief. Weist der Kreditkunde eine mittlere oder gar schlechte Bonität aus, so steigt das Risikogewicht und damit der Bedarf an Eigenkapital. Aus diesem kleinen Vergleich ist ersichtlich, dass die KMU-Welt, die fast nie mit der Bonität der Grosskonzerne mithalten kann, zu einem erhöhten Eigenkapitalbedarf bei Banken führt. Setzt man diesen Gedankengang weiter fort, so sind es vor allem die schlechteren Kreditkunden, die unter dem Titel «Abbau von Risiken» in den Fokus der Betrachtung geraten. Dank dem funktionierenden Wettbewerb der Banken in der Schweiz muss aus Sicht des Autors weniger mit einem Abbau des Kreditvolumens gerechnet werden als vielmehr mit einer allfällig höheren Zinsbelastung für schlechtere Kreditkunden zur Abgeltung des höheren Eigenkapitalbedarfs.

Sinkende Renditen

Die Welt der Versicherungen sieht etwas anders aus. Die Aktiven der Versicherungsgesellschaften weisen vor allem Kapitalanlagen auf. Aus diesen Kapitalanlagen soll bei Lebensversicherungsgesellschaften eine ausreichende Rendite erzielt werden, die unter anderem zur Deckung der versprochenen Renditen auf das Vorsorgekapital herangezogen wird (was mit den heutigen Kapitalmärkten eine sehr schwierige Aufgabe darstellt). In der Investorenwelt gibt es die Erkenntnis, dass mehr Rendite nur mit mehr Risiko erzielbar ist. Legt man diese Erkenntnis zugrunde, dann darf damit gerechnet werden, dass die Renditen der Kapitalanlagen von Versicherungen aufgrund des zu reduzierenden Risikogewichtes weiter sinken werden.

Die grosse Frage wird sein, ob diese tieferen Renditen auf die Verzinsung der Vorsorge in der 2. und 3. Säule durchschlagen. Während Grosskonzerne die Vorsorge der 2. Säule in eigenen Stiftungen lösen, die nicht der Versicherungsregulation mit Solvency II unterliegen, wird die KMU-Welt mit ihrem Anschluss an Sammelstiftungen wohl von diesem Druck auf die Verzinsung betroffen sein. Im Nicht-Lebensversicherungsbereich dienen die Erträge aus den Kapitalanlagen zur Deckung der anfallenden Kosten. Tiefere Kapitalerträge müssten bei solchen Gesellschaften in der Folge wohl durch eine Erhöhung der Prämien kompensiert werden.

Aus heutiger Sicht ist es noch etwas früh, um die tatsächlichen Auswirkungen der Banken- und Versicherungs-Regulation im Detail vorherzusehen. Nichtsdestotrotz bleibt das Thema für die KMU-Welt relevant, da es über die Kredit- und Versicherungskosten sowie über die Verzinsung der Vorsorgegelder vermutlich direkten Einfluss nimmt.

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