Vielfältige Kostenelemente
Die Transaktionskosten sind die Kosten, die durch den Kauf und Verkauf von Wertschriften bei der Umsetzung einer Anlagestrategie entstehen. Einerseits fallen sie an, wenn der Vermögensverwalter in einem Portfolio einzelne Wertpapiere kauft und verkauft. Anderseits ergeben sich Transaktionskosten, wenn ein ganzes Portfolio oder ganze Portfolioelemente ausgetauscht werden, weil die Anlagestrategie verändert oder der Vermögensverwalter ausgetauscht wird. Es lohnt sich, dies genauer zu betrachten.
Wie bei den Managementkosten und dem Custody fallen bei den Transaktionskosten explizite und implizite Kosten an. Die expliziten oder harten Kostenelemente werden transparent ausgewiesen wie zum Beispiel die Brokergebühren, die Zeichnungsgebühr, der Rücknahmeabschlag, die Stempelsteuer, die Ausführung von Börsenaufträgen (Execution only) und Börsengebühren. Bei den impliziten Kosten handelt es sich um versteckte Gebühren sowie um Ineffizienzen und Opportunitätskosten (Implementation Shortfall), die nicht vollständig offengelegt sind. Sie setzen sich zusammen aus den effektiv bezahlten Geld-Brief-Spannen, den Pauschalgebühren des Brokerage, dem Markteinfluss (Market Impact) und den Wartekosten. Hält das Portfolio eine Kollektivanlage, kommt erschwerend hinzu, dass die Transaktionskosten nicht in der Total Expense Ratio (TER) enthalten sind, sondern umsatzabhängig anfallen und im Reporting gar nicht erscheinen.
Intransparente Einflussfaktoren
Der Market Impact misst den Einfluss, den der Kauf oder Verkauf von Wertschriften auf den Kurs der gehandelten Titel hat. Wartekosten bezeichnen die Differenz zwischen dem Kurs zum Zeitpunkt des Anlageentscheids und der Auftragserteilung. Diese Zeitspanne kann
einige Minuten, aber auch einige Tage betragen, abhängig von den Prozessen des Anlagekomitees und der effektiven Auftragserteilung. Die Opportunitätskosten sind die Kosten der Nichtausführung einer Transaktion in Form entgangener Gewinne. Insgesamt hat dieser Implementation Shortfall einen materiellen Einfluss auf die Performance eines Portfolios. Er ist jedoch schwierig und nur anhand von Schätzungen zu ermitteln; seine Berechnung ist nur sinnvoll, wenn in einer Anlagestrategie klare Restriktionen bezüglich der möglichen Titelwahl bestehen, die sich von der Vermögensallokation einer allgemeineren Benchmark abheben.
Das Messen der Transaktionskosten ist nicht ganz einfach und sollte unabhängigen Spezialisten überlassen werden. Es ist nicht immer klar, welche Kostenelemente explizit und welche implizit sind, und der Übergang ist fliessend: Wird bei einem Geschäft explizit eine Kommission verrechnet, so kann diese bei einer anderen, gleichwertigen Transaktion implizit im Preis eingebaut sein. Die exakten Kosten können nur über die direkte Erfassung der einzelnen Transaktion mit Zeitstempel berechnet werden. Das Messen der Transaktionskosten ist also vor allem auch eine Frage der vorliegenden Daten.
Dazu braucht es neben den minutengenauen Transaktionsdaten geeignete Auswertungswerkzeuge sowie die Daten aller involvierten Börsenplätze und Gegenparteien. Und zu der erwähnten Schwierigkeit, die Opportunitätskosten eines Geschäfts zu berechnen, kommen qualitative Komponenten wie die Frage, ob der Händler den Auftrag gut im Markt platziert hat – ob er ihn vor und während der Handelszeit aktiv steuert und der Zeitpunkt der Orderplatzierung günstig war.
Die Intransparenz der Transaktionskosten dient in manchen Fällen auch einer Quersubventionierung der ausgewiesenen Managementgebühren. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Mutterbank des Vermögensverwalters gleichzeitig auch die Depotbank ist und ein Teil der Wertpapiertransaktionen über die Handelsabteilung derselben Mutterbank abgewickelt werden.