Finanzen & Vorsorge

Investments I

Kursgewinne mit «Stop-and-Go-Methode»

Seit 45 Jahren sagt der Börsenexperte Uwe Lang das Auf und Ab an den Märkten mit hoher Prognosesicherheit voraus. «KMU-Magazin» zeigt, welche Börsensignale ihm dabei helfen und wie Anleger davon profitieren können.
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«Ein Anleger ist wie ein Theologe, der nach zehn Semestern Studium feststellt, dass es für einen guten Pfarrer eigentlich ausgereicht hätte, die zehn Gebote zu kennen.» Dieses Zitat stammt von der US-amerikanischen Investor-Legende Warren Buffet – doch es gibt ihn tatsächlich, einen Pfarrer und Börsenexperten, der dessen Vorliebe für klare, einfache Regeln beim Investieren teilt und sie auch erfolgreich lebt: der evangelische Pfarrer Uwe Lang.

Seit mehr als 45 Jahren verfolgt er das Geschehen an den Börsen. Mitte der 1990er-Jahre gab Lang seinen Job als evangelischer Pfarrer auf und widmet sich seither ganz der Börse. Sein Credo: «Es ist kinderleicht, an der Börse zu gewinnen.» Privatanleger sollten selbst ernannten Experten und Bankberatern nicht auf den Leim gehen, sondern nur kaufen, was sie verstehen.

Gesetzmässigkeiten und Signale

«Die Schwemme an sehr häufig wechselnden Kommentaren der Analysten, immer neue Kursziele, das ständige Surren der Laufbänder im Börsenfernsehen und dazu das schrille Gegacker in den Zeitungen – all das führt doch eher zu einer Reizüberflutung, als dass es nützt», sagt der 70-jährige Herausgeber der «Börsensignale» und Partner der Vermögensverwaltung Swissinvest.

Ein- oder Ausstieg?

Beim Verfassen seines Börsendienstes achtet Lang daher streng darauf, sich von der volatilen Stimmung am Markt und den jeweils neuesten Nachrichten nicht beeinflussen zu lassen: «Mit viel Distanz und eher weniger als mehr Information ist man erfolgreicher.» Schon immer hat den passionierten Schachspieler am Börsengeschehen vor allem eines gereizt: das langfristige Taktieren.

Und so entwickelte Uwe Lang, der abwechselnd in Weggis und im bayrischen Dinkelscherben arbeitet, fernab der Hektik in den Finanzmetropolen, durch geduldiges Tüfteln und Ausprobieren seine ganz eigene Analyse-Methodik: Er verfolgte die Entwicklung der Weltbörsen bis 1970 zurück und stiess auf Gesetz-mässigkeiten und Signale, die die Kurse in unterschiedlichsten einzelnen Marktphasen bewegt haben – sei es in der Zeit der Ölkrisen, beim Börsencrash 1987, während der Asienkrise, beim Dotcom-Boom, der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise und dem folgenden Börsenaufschwung. «Das Ziel ist stets, die Wendepunkte zu ermitteln, an denen die Weltbörsen nach oben oder nach unten drehen – und meistens tun sie es sogar gemeinsam.»

Dieses Ziel hat Uwe Lang bislang stets erreicht: Aus 10 000 Franken, die ein Anleger 1998 im Schweizer Leitindex SMI investiert hätte, wären nach der Lang’schen Methode bis heute stolze 37 467 Franken geworden – beim sturen «Kaufen und Halten» des SMI im Vergleich dazu nur 15 022 Franken. «Das Geheimnis ist, bei Gefahr konsequent zu verkaufen und dem Aktienmarkt dann ruhig auch monatelang fernzubleiben», betont Lang die Disziplin, die seine «Stop-and-Go-Methode» verlangt. Auch heute noch notiert der Tüftler jeden Freitagabend nach Handelsschluss die unterschiedlichsten Daten, vom Ölpreis über den Dollarkurs bis hin zu den Schlussständen der einzelnen Aktienindizes, übersetzt sie dann akribisch gemäss seiner Methodik in Signale – und rät dann entweder zum Ein- oder Ausstieg in Aktien.

Gegen den Strom

Mit seinen Einschätzungen stellte sich Uwe Lang oft genug gegen den Markt: Zum Frühjahr 2009 riet er nach anderthalb Jahren Baisse angesichts völlig ausgebombter Kurse und niedriger Zinsen zum Wiedereinstieg an der Börse – bevor dann im April 2009 die Kurse auf breiter Front tatsächlich nach oben schossen. Und sowohl 1987, 2000 als auch 2007 warnte er als einer der wenigen Marktbeobachter vor den unmittelbar bevorstehenden Börsencrashs.

«Im vorigen Sommer spuckte Langs Computer ein klares Verkaufssignal für die US-Börsen aus. In einem Rundbrief warnte Uwe Lang Mitte August vor einer Baisse an den Börsen und einer Kettenreaktion nach unten», notierte 1988 das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Leider, bedauert Lang heute, hätten damals nur wenige Anleger von seinem Wissen profitieren können. Seinen Börsendienst bezogen 1987 gerade einmal 30 Empfänger.