Finanzen & Vorsorge

Finanzplanung und -analyse

Erste Standards für das Berufsbild von Finanzfachkräften

Ungeachtet der steigenden Bedeutung von Finanzplanung und -analyse (FP&A) für den Unternehmenserfolg fehlt der Profession bislang ein allgemeingültiger Standard. Eine kürzlich lancierte FP&A-Akkreditierung nimmt sich an, die Professionalisierung voranzutreiben, von der sowohl Finanzfachkräfte als auch Unternehmen profitieren werden.
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Die Finanzplanung und -analyse (FP & A) besitzt einen zunehmend kritischen Einfluss auf das Unternehmenswachstum – bedingt durch deren Auswirkung auf langfristige strategische Geschäftsentscheidungen. Gleichzeitig ist die FP & A-Funktion als einer der am stärksten wachsenden Beschäftigungssektoren immer schwieriger auszuführen. Die steigende Expansion von global operierenden Unternehmen zusammen mit den volatilen Märkten unterstreichen die Bedeutung von akkurater Planung und Prognosen für den unternehmerischen Erfolg.

Fachkräftemangel

Laut der Risk Survey 2013 der Association for Financial Professionals (AFP), die Finanzfachkräfte weltweit vertritt, sagen mehr als die Hälfte der Finanzprofis, dass es heute schwerer ist, Risiken vorherzusagen als noch vor fünf Jahren. Als Grund dafür geben sie die steigende Marktvolatilität an – und diese gilt, unabhängig von der Unternehmensgrösse, für alle wirtschaftlich tätigen Organisationen. Trotz der zunehmend entscheidenden Bedeutung der FP & A-Funktion er­klären, laut einer Erhebung des American Productivity and Quality Center (APQC), 64 Prozent des Top-Level-Managements, dass die Finanzplanung und -analyse eine der am schwierigsten zu besetzenden Positionen sei. André Vineis, Finanzdirektor der Branson / Emerson Gruppe und Präsident des Finanzclubs Genf, erklärt: «Einer der Gründe dafür ist, dass moderne Unternehmen die Einstellungsquoten solcher Experten deutlich erhöht haben. Da die FP & A-Position aber noch relativ neu ist, gibt es nicht sehr viele erfahrene und verfügbare Kandidaten auf diesem begrenzten Markt.»

Insgesamt am bedeutendsten ist jedoch die Herausforderung, qualifizierte Fachkräfte zu identifizieren, da für die Rolle der Finanzplanung und -analyse weder Kernkompetenzen noch klare professionelle Standards definiert sind. Wohingegen die Mehrzahl anderer Finanzbereiche in Europa zertifiziert ist, fehlt der FP & A ein allgemeingültiger Standard. Dieser Mangel an einer Standardisierung untergräbt die für den Unternehmenserfolg so entscheidende Profession massgeblich. «FP & A-Finanzkräfte müssen mehrere dynamische Rollen in einer Organisation übernehmen. Dies macht die Profession attraktiv, aber auch anspruchsvoll», sagt Tijana Balotic Truong, Direktor für FP & A Reporting and Analysis bei JT International in Genf. Das Herzstück der FP & A-Rolle ist dabei die Identifizierung und Analyse von Daten, um die Geschäftsentwicklung möglichst präzise zu prognostizieren – im heutigen komplexen und schnelllebigen Geschäftsumfeld von essenzieller Bedeutung für den eigenen Wettbewerbsvorteil.

Zertifizierung in der Schweiz

Die gemeinnützige Gesellschaft Association for Financial Professionals (AFP) hat kürzlich die globale Zertifizierung «Certified Corporate Financial Planning & Analysis Professional» in der Schweiz lanciert, um die Finanzplanung und -analyse auf neue Art zu professionalisieren. Profitieren sollen von ihr sowohl Finanzfachkräfte als auch Unternehmen. Luca de Angeli, selbstständiger FP & A-Berater, hat die Prüfung für das FP & A-Zertifikat in der Schweiz bereits abgelegt: «Diese neue Zertifizierung qualifiziert die Teilnehmenden für die Schlüsselthemen und bereitet sie auf die grössten Herausforderungen in der aktuellen FP & A-Welt vor. Dabei fokussiert sie ausschliesslich auf Finanzplanung und -analyse, wohingegen andere Zertifizierungen im Finanzbereich diese nur teilweise abdecken.»

Die Akkreditierung wurde gemeinsam mit praktizierenden FP & A-Experten entwickelt und der Prozess von der Association for Financial Professionals begleitet. Die Inhalte der Qualifikation basieren auf den Ergebnissen einer Analyse von Arbeitsfeldern und Aufgaben in der Finanzplanung und -analyse. Damit berücksichtigen sie auch die Anforderungen, die Führungskräfte im Finanzbereich bei der Besetzung der FP & A-Funktion an die Bewerber stellen. Indem die Zertifizierung eine Grundlage von Standards und Richtlinien schafft, verleiht sie den FP & A-Fachkräften mehr Glaubwürdigkeit, bietet mehr Sicherheit und hilft dabei, die Qualität in der Finanzplanung und -analyse sicherzustellen. Um die Akkreditierung zu erhalten, müssen die Teilnehmer zwei Prüfungen ablegen, mit denen sie das Wissen und die Fähigkeiten demonstrieren, die für die Ausführung der FP & A-Rolle und ihrer Verantwortungsbereiche notwendig sind. «Die Zertifizierung wird erst nach mehreren Jahren Erfahrung vergeben und nicht an neu graduierte Studenten. Dies macht sie glaubwürdig», sagt Vineis. Neben dem Vorteil einer fokussierteren Einstellung von Bewerbern wird die Zertifizierung ausserdem das berufliche Ansehen von Individuen steigern und sie auf dem Markt noch besser positionieren: «Ich habe nach einer spezifischen Akkreditierung gesucht, um meine Karriere in der Finanzplanung und -analyse weiter voranzubringen, und diese FP & A-Zertifizierung war für mich die richtige Antwort», sagt Luca de Angeli.

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