Durch seine hohe Verhandlungsmacht setzt der Detailhandel die Konsumgüterhersteller unter Druck. In den Jahresgesprächen fordert er von Jahr zu Jahr immer mehr Preiskonditionen, und dies meist ohne Leistungsbezug. Verschiedene Schweizer Konsumgüter-KMU budgetieren bis zu 30 Prozent des voraussichtlichen Umsatzes, um die Gesamtheit aller Preiskonditionen abzudecken. Um sich einen Platz auf den Regalen führender Schweizer Grossverteiler zu sichern, müssen die Hersteller zwischen 100 000 bis über 250 000 Franken hinlegen. Die Folge sind neben sinkenden Deckungsbeiträgen wegen der hohen Gesamtkonditionsbelastung ungenügende interne Transparenz über die Gesamtkonditionsbelastung der Key Accounts, hohe Konditionenspreizung zwischen den Kunden und fehlende einheitliche Richtlinien bezüglich der Vergabe von Rabatten, Boni und Werbekostenbeiträgen.
Verhandlungsmacht
Die Konzentration im Schweizer Detailhandel und der Preisdruck infolge Internationalisierung der Beschaffung, werden als die zwei grössten zukünftigen Herausforderungen für Hersteller von Markenartikeln in der Schweiz gesehen. Am stärksten ausgeprägt ist diese Tendenz im Segment Near- /Nonfood. Als weitere Herausforderungen, die letztlich sowohl auf den Umsatz wie auch die Margen der Hersteller drücken, gelten folgende Faktoren:
- Starke Produktaustauschbarkeit aufgrund hoher Vielfalt
- Verdrängungskampf anderer Marken
- Wachsende Konkurrenz durch Handelsmarken
- Starkes Wachstum des Online-Handels mit zunehmender Preistransparenz
- Steigende Rohstoffpreise
- Preisdruck aufgrund Markteintritt internationaler Discounter
Einfordern von Gegenleistung
Nicht nur KMU, sondern auch Grosskonzerne, die starke Marken (A-Marken) in ihrem Produktportfolio führen, können sich der Macht vom Detailhandel nicht entziehen und müssen Nachlässe und Beiträge zugestehen, wenn sie sich einen Platz in den Ladenregalen ergattern möchten. Die Kunst bei der Vergabe von neuen Konditionen besteht darin, eine angemessene und vor allem zweckgebundene Gegenleistung auszuhandeln. Gegenleistungen können je nach Art der Konditionen unterschiedliche Formen annehmen. In der Praxis ist beispielsweise das Prinzip des «Fair Share» anzutreffen. Es besagt, dass die Intensität der Werbeaktivitäten proportional zum Mitteleinsatz der einzelnen Kunden innerhalb einer Produktgruppe ausgerichtet werden soll. Zur Erfolgsanalyse von Produkt- und Werbeaktionen, Kernsortimentsvergütungen oder Zweitplatzierungen, können Gegenleistungen auch in Form von Zugang zu Shopper-Insights-Daten des Händlers ausgehandelt werden.
Klare Marketingziele
Das Fundament jedes nachhaltigen Preis- und Konditionensystems ist eine klare Marketingstrategie. Dabei geht es in erster Linie darum, festzulegen, welche Kunden die besten Aussichten auf profitables Wachstum haben, um die Marketing-Budgets dementsprechend auszurichten. Zweitens muss eindeutig definiert werden, welche Mittel in die Stimulierung der Nachfrage bei den Konsumenten über Werbung und Verkaufsförderung (Pull-Strategie) und welche Anteile in die Förderung des Absatzes gegenüber dem Handel investiert werden sollen (Push-Strategie). Diese beiden Schwerpunkte haben weitreichende Konsequenzen für die strategische Grundausrichtung und Nachhaltigkeit des Preis- und Konditionensystems.