Bargeld war während vieler Jahrhunderte das wichtigste Zahlungsmittel – mit all seinen Vor- und Nachteilen. Doch seit der Einführung des elektronischen Zahlungsverkehrs sowie der Verbreitung von Debit- und Kreditkarten schwindet die Vormachtstellung des Bargelds. In manchen Ländern ist das gute alte Cash aus dem Einkaufsalltag praktisch verschwunden, und eine Rückkehr zu Noten und Münzen ist unwahrscheinlich.
Programmieren statt drucken
Die Vielfalt elektronischer Bezahlmöglichkeiten wächst rasant, und zahlreiche Apps für mobiles bargeldloses Bezahlen stehen zum Download auf unsere Smartphones bereit. Bargeld und Währungen im herkömmlichen Sinn sind aber auch von anderer Seite unter Druck geraten: Die Möglichkeit der Zentralbanken, neues Geld «per Knopfdruck», also elektronisch, zu schaffen, hat die Grundlage für sogenannte Kryptowährungen gelegt.
Kryptowährungen sind digitale Zahlungsmittel, die auf Basis moderner Verschlüsselungstechniken sichere Transaktionen gewährleisten sollen. Im Gegensatz zu von Zentralbanken geschaffenem Geld werden Kryptowährungen von privaten Marktteilnehmern erzeugt und existieren lediglich als digitaler Code. Während die Ausgabe und Schöpfung von «herkömmlichem» Geld generell das Privileg – oder die Bürde – der Notenbanken ist, können Kryptowährungen auch von Privaten geschaffen werden. Das trifft auch für die Schweiz zu, sofern die geltenden Vorschriften des Bankengesetzes und die Regeln zur Bekämpfung der Geldwäscherei eingehalten werden.
Zahlungsverkehr ohne Banken
Das wichtigste Gut einer Währung ist Vertrauen, das gilt auch für Kryptowährungen. Gold, Franken, Dollar oder Pfund gelten weltweit als relativ sicher und somit vertrauenswürdig, doch die Mehrheit der internationalen Währungen geniesst wenig Vertrauen. Eine solide programmierte Kryptowährung kann deshalb eine attraktive Alternative zum Papiergeld von Notenbanken sein.
Durch eine extrem komplexe Verschlüsselungstechnik, also Kryptografie, kann die Sicherheit der digitalen Währungen gewährleistet werden. Ein besonders wichtiger Vorteil von Kryptowährungen ist, dass die verschlüsselten und somit auch gesicherten Daten dezentral gespeichert werden. Dadurch können Zahlungsvorgänge ohne das Zwischenschalten von Instituten wie Banken durchgeführt werden, was es KMU zum Beispiel ermöglicht, in einem geschlossenen System und kostenfrei Transaktionen untereinander abzuwickeln.
Sämtliche digitalen Transaktionen finden also direkt und ausschliesslich zwischen dem Käufer und dem Verkäufer statt. Möglich macht das die Blockchain-Technologie. Dabei wird jede Transaktion automatisch in einem gesicherten Datenblock mit einem Zeitstempel gespeichert und mit einem Link zum vorhergehenden Block versehen. Mit diesem Verfahren können alle Zahlungsströme auf einfache Art und Weise verfolgt werden. Auch Banken haben die Vorteile der Blockchain-Technologie erkannt, und sie beschäftigen sich intensiv damit.
Wie aus Rechenpower Geld wird
Damit eine Kryptowährung gehandelt werden kann, muss sie aber zuerst entstehen. In Anlehnung an das Goldschürfen wird dieser Prozess «Mining» genannt. Dieses Mining – bei traditionellen Währungen würde man von Geldschöpfung sprechen – geschieht zum Beispiel über das Proof-of-Work-Verfahren (PoW). Das heisst, ein Nutzer muss eine bestimmte Arbeitsleistung in Form von zur Verfügung gestellter und tatsächlich geleisteter Rechenkapazität des eigenen Computers nachweisen, damit er neue Einheiten einer Kryptowährung erzeugen und verdienen kann.