Finanzen & Vorsorge

Finanzielle Unternehmensführung

Ausblick 2017: Die Zuversicht kehrt zurück

Die konjunkturelle Erholung im Absatzmarkt schlägt sich auch in der unternehmerischen Meinung nieder. Wie eine Umfrage mit Blick auf die Finanzierung zeigt, herrscht bei Unternehmern weitgehend positives Geschäftsvertrauen. Jedoch bleibt die Frankenstärke nach wie vor ein zentrales Thema.
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Zum vergangenen Jahreswechsel hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Provida eine repräsentative Umfrage bei Klein- und Mittelunternehmen zum finanziellen sowie geschäftlichen Ausblick auf das Jahr 2017 vollzogen. Per Ende Dezember 2016 sind rund 8600 Schweizer Unternehmen angeschrieben worden. Die Rücklaufquote beträgt 126 abgeschlossene Fragebogen oder in etwa 1,5 Prozent der Stichprobe.

Der Provida-Unternehmerreport will eine Hilfestellung für die Budgetierung und Planung bieten und soll die Grundlage sein, selbst Vergleiche zu wichtigen Finanzgrössen zu erhalten. Der Report bezweckt die regelmässige Untersuchung, Befragung und Analyse von Fragen zur finanziellen Unternehmensführung. Er umfasst Aspekte zu zentralen Führungsgrössen, die Branchenentwicklung, finanzielle Kerngrössen und gegenwärtige Herausforderungen, die sich auf den finanziellen Erfolg eines Unternehmens auswirken können. Zudem umfasst er ein Unternehmer-Sorgenbarometer, um auf aktuelle Themen der Unternehmen hinzuweisen. Der Provida-Unternehmerreport wird einmal pro Jahr zum Jahreswechsel durchgeführt.

Ausblick auf 2017

Die Unternehmen blicken mit erhöhtem Optimismus in die Zukunft. Der Anteil der Unternehmen, die von einem optimistischen Ausblick ausgehen, hat sich im Vergleich zur Jahresmitte deutlich erhöht. Zugleich hat sich der Anteil der Unternehmen, die eher pessimistisch auf das kommende Jahr schauen, leicht reduziert. Somit scheint es, dass sich die konjunkturelle Erholung im Absatzmarkt (insbesondere im europäischen Markt) auch in der unternehmerischen Meinung niederschlägt.

Die Frankenstärke wird nach wie vor ein zentrales Thema bleiben, offenbar konnte ihr dank unternehmerischer Flexibilität teilweise erfolgreich begegnet werden. Obwohl der Geschäftsausblick wächst, scheint die Rentabilität im Durchschnitt (noch) nicht in den positiven Bereich zu wechseln. Der Preisdruck dürfte in vielen Branchen aufgrund der Frankenstärke und der Digitalisierung (E-Commerce) immer noch sehr hoch sein.

Die wirtschaftliche Erholung schlägt sich auch in wichtigen Grössen der Unternehmensführung nieder. Das Geschäftsvertrauen und der Auftragsbestand sind im Vergleich zu den vorangehenden Perioden leicht gestiegen. Auch sind die geplanten Investitionen leicht steigend. Allerdings bleiben die Unternehmen beim Personal eher zurückhaltend bzw. es wird mit stabilen Personalbeständen gerechnet. Die finanzielle Sicherheit bleibt weitgehend unverändert.

Risiken rückläufig

Die finanziellen Risiken sind im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Insbesondere die Frankenstärke und das Wechselkursrisiko werden vermehrt als leicht rückläufig eingestuft. Mögliche Erklärungsgründe sind wohl die umgesetzten, operativen Massnahmen gegen die Frankenstärke und die offenbar hohe, unternehmerische Flexibilität, sich dieser sehr schwierigen Ausgangslage stellen und  anpassen zu können.

Interessant ist das rückläufige Liquiditätsrisiko. Die Unternehmen haben wohl verstärkt ihr Working Capital verbessert. Hingegen verharrt das Bonitätsrisiko auf Vorjahresniveau. Obwohl die Unternehmen von einer positiven Geschäftsentwicklung ausgehen, schlägt sich dies in den finanziellen Unternehmensgrössen nur zurückhaltend nieder. Die Risikobereitschaft ist auf Vorjahresniveau, allerdings ist eine leicht zunehmende Eigenkapitalfinanzierung feststellbar.

Die erwartete Rendite auf dem Eigenkapital für das Jahr 2017 liegt im Durchschnitt zwischen fünf und sechs Prozent. Dies lässt sich damit erklären, dass die Risikobereitschaft im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls rückläufig ist. Die Vorgabe der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) für die Bewertung von privat gehaltenen Aktien wird für das Jahr 2016 mit sieben Prozent festgelegt (Kurswerte zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt gewesen).

Branchenentwicklung

Ein Blick in die Brancheneinschätzung zeigt, dass sich im Vergleich zum Vorjahr nach Meinung der Unternehmer kaum Veränderungen ergeben sollen. Die Einflussmacht der Kunden und Lieferanten bleibt ausgesprochen gross und der Wettbewerb beziehungsweise die Rivalität in den Branchen gesamthaft ist sehr stark. Zu den grössten Sorgen der Unternehmer sind folgende Punkte genannt worden:

  • Wirtschaftliche Unsicherheit (31 Nennungen)
  • Preiszerfall aufgrund der erhöhten Rivalität (10 Nennungen)
  • Schwierige Personalrekrutierung (9 Nennungen)
  • Regulierung (8 Nennungen)
  • Politische Unruhen bzw. fehlende, politische Stabilität (7 Nennungen)
  • Wechselkurs und starker Franken (6 Nennungen)
  • Schwierige Liquiditätssituation (5 Nennungen)

Schlussfolgerung

Die unternehmerischen Herausforderungen für viele Schweizer Unternehmen und insbesondere für Schweizer KMU sind gross. Der Preisdruck und die Intensität des Wettbewerbs, verstärkt durch das erweiterte Angebot durch die Digitalisierung (E-Commerce) und die Frankenstärke, führen dazu, dass die Rentabilitätsentwicklung vieler KMU rückläufig sein kann. Dennoch schauen die Unternehmer mit erhöhter Zuversicht auf das Jahr 2017.

Die politischen, globalen Entwicklungen lassen jedoch den Schluss zu, dass viele Unternehmer mit einer erhöhten Unsicherheit umgehen müssen. Die Entwicklungen der europäischen Union und die bevorstehenden Wahlen in Kernländern der EU können die Planung vieler Schweizer KMU mit einem hohen Exportanteil zu unangenehmen Anpassungen zwingen. Dies kann auch den Umstand erklären, dass Schweizer KMU noch mit grös­seren Investitionen und Personalanstel­lungen zuwarten. Als Geschäftsführer ist Zuversicht ein wichtiger Wegbegleiter und es bleibt zu hoffen, dass sich die Zuversicht zur Gewissheit am Jahresende 2017 wandelt.

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