Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Aus-Zeit für Aktienkäufe

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Im Oktober und November war die Hoffnung gross, dass die Aktienbaisse vom Sommer endlich überwunden ist. Ende November stand der SMI schon wieder über 9000 Punkten. Doch dann verbreitete sich erneut eine schlechte Stimmung am Markt, die sich gleich Anfang Januar verstärkte, als schlechte Nachrichten aus China kamen. Dazu kamen die Terrorwarnungen, die Sorge um die Schwellenländer insgesamt und schliesslich noch die Zunahme der Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Das war offenbar zu viel für viele Grossanleger, die nun massiv verkauften.

Unser Börsenradar, der noch bis Ende Dezember mit 3:2 im positiven Bereich war, konnte diesem Druck nun auch nicht mehr standhalten. Positiv ist die Tatsache, dass es eigentlich keinen wirklichen Grund für den Kurssturz gibt. Das Kursniveau liegt weltweit um 20 Prozent unter dem fairen Wert, und es drohen auch weder Rezession noch Inflation. Aber was will man tun, wenn einfach trotzdem massiv verkauft wird? Freilich werden die Anleger auch wieder zur Vernunft kommen, wenn die Kurse gar zu niedrig sind. Aber auf welchem Niveau das sein wird, ist ungewiss.

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen lag am 8. Januar bei minus 0,14 Prozent. Diese Negativzinsen haben wenigstens dazu beigetragen, dass der CHF sich gegenüber dem Euro nicht weiter verteuerte.

Das war ja nicht selbstverständlich, nachdem die Europäische Zentralbank den Euro bewusst gegenüber dem US-Dollar schwächen möchte, um der europäischen Exportindustrie mehr Chancen einzuräumen. Damit unser Zinssignal ein Warn-signal gibt, müsste die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen im Dezember weiterhin auf mehr als +1,02 Prozent und die des 12-Monats-Libor auf mehr als +0,20 Prozent steigen. Und das ist auch weiterhin ausgeschlossen, nachdem die Europäische Zentralbank ihre Anleihekäufe zur Zinssenkung bis 2017 verlängert hat und beide Zinssätze immer noch negativ sind.

2. Der Saisoneffekt: Positiv

Bekanntlich sind die Monate Juni bis September häufig relativ schwache Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Daher war dieses Signal bis zum 25. September 2015 negativ. Aktuelle Berechnungen für die vergangenen fünfzig Jahre haben ergeben, dass auch der Mai schon zu den gefährlichen Monaten gerechnet werden muss. Das nächste negative Signal wird es hier also wieder am letzten Freitag im April geben; das ist der 29. April 2016.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Negativ

Hier handelt es sich um einen relativ kurzfristigen Indikator. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Nach dem Kurssturz meldet nun keine Aktie mehr ein 9-Monats-Hoch, aber immerhin 15 ein 9-Monats-Tief. Diese 15 Aktien sollten Sie aus Sicherheitsgründen nun verkaufen: Transocean, Holcim-Lafarge, Oerlikon, Swatch, Richemont, Dufry, Credit Suisse, ABB, Adecco, Novartis, Panalpina, Ascom, UBS, Sulzer und Nestlé.

4. Der SMI-Index: Negativ

Der Swiss Market Index hatte noch bis Ende November hoffnungsvolle Ansätze zu einer Erholung gemacht. Aber für ein Kaufsignal hätte er jetzt im Januar die Marke 9015 überspringen müssen. Davon ist er nun weit entfernt (am 8. Januar bei 8257 Punkten).

5. Der Banken-Index: Negativ

Auch unser Banken-Index benötigte nach dem 33-Wochen-Tief vom 2. Oktober 2015 wieder ein 20-Wochen-Hoch, um in den positiven Bereich zu gelangen. Aber das Gegenteil war der Fall. Am 8. Januar stürzte er weiter ab auf 119,24 Punkte. Da lag er exakt auch schon vor einem Jahr am 16. Januar 2015. Wie beim Swiss Market Index  sehe ich auch hier keine Hoffnung, dass die erforderlichen 140 Punkte für ein positives Signal schnell erreicht werden. Sie können den Banken-Index in der Homepage der Börsensignale (www.boersensignale.ch) wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Die schlechte Stimmung hat also zu einem 2 :3-Verkaufssignal bei unserem Börsenradar geführt. Auch wenn eine Ausverkaufsstimmung herrscht, so bleibt festzuhalten, dass das Kursniveau schon sehr tief ist und es daher noch im Februar schnell wieder zu einer kräftigen Kurserholung kommen kann. Die 9-Monats-Hochs können rasch in der Mehrheit sein, und dann ist es Zeit zum Einstieg. Ich würde derzeit nicht generell aussteigen, sondern zunächst mal die relativ schwachen Aktien abstossen, die in Punkt 3 genannt wurden. Dazu auch Meyer-Burger, Aryzta und Charles Vögele, die ebenfalls besonders schwach aussehen. Und vorläufig keine Neukäufe! Denn es gibt die bekannte Börsenregel, nicht in fallende Messer zu greifen. In der nächsten Ausgabe in einem Monat sehen wir dann weiter.

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