Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Anleger brauchen noch Geduld

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Der Monat Mai verlief nicht so schlecht, wie das zuerst vermutet wurde. Per saldo gab es hier sogar ein Plus beim SMI. Aber das reichte nicht, um die Mehrheit unserer Signale bereits wieder in den positiven Bereich zu ziehen. Gut, die Sommermonate gelten als mehrheitlich schwache Aktienmonate. Aber das war nicht immer der Fall, vor allem, wenn es im Winter vorher schon erhebliche Kursstürze gegeben hatte und das Kursniveau entsprechend tief war. In den Jahren 2003 und 2009 durfte man nicht versäumen, bereits im April wieder zu kaufen und das Engagement dann bis zum Jahresende durchzuhalten. Im laufenden Jahr gibt aber die Kursentwicklung auch im zweiten Quartal noch keinen Anlass für Begeisterungsstürme. Der Grund ist vor allem, dass Europa mit seiner Uneinigkeit eben im Moment keinen guten Eindruck macht, zumal die Entscheidung der Briten Ende Juni noch aussteht.

1. Zinssignale: positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen lag am 3. Juni auf dem Rekordtief bei minus 0,46 Prozent. Der Liborzins liegt noch tiefer bei minus 0,52. Und eine Zinswende ist noch nicht zu sehen. Die Schweiz muss weiterhin ihre Zinsen besonders niedrig halten, um den überbewerteten Franken nicht noch weiter steigen zu las­sen. Damit unser Zinssignal ein Warnsignal gibt, müsste die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen bis Ende Juli auf mehr als +0,54 Prozent sowie die des Zwölf-Monats-Libor auf mehr als +0,20 Prozent steigen. Das bleibt unrealistisch.

2. Der Saisoneffekt: negativ

Bekanntlich sind die Monate Mai bis September häufig relativ schwache Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Von Oktober bis April konnte man meist mit steigenden Aktienkursen rechnen, auch wenn sich das in diesem Jahr nicht bewahrheitet hat. Seit dem 29. April gibt nun das Saisonsignal eine Warnung, dass die kommenden Monate schwierig werden könnten. Das muss nicht so kommen, zumal die Aktienbörsen angesichts der Kursschwäche seit zwölf Monaten gros-sen Nachholbedarf haben. Aber ignorieren dürfen wir deshalb das Saisonsignal nicht.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit Neun-Monats-Hochs und -Tiefs: positiv

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der Neun-Monats-Hochs und der Neun-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Seit Mitte Mai hat sich dieses Signal wieder ins Positive gedreht. Es gibt es wieder eindeutig mehr Aktien in der Schweiz mit einem Neun-Monats-Hoch als Aktien mit einem Neun-Monats-Tief. Am 3. Juni meldeten 12 der 60 wichtigsten Schweizer Aktien ein Hoch (Kudelski, Emmi, Temenos, Belimo, Sika, Georg Fischer, Actelion, Lonza, Implenia, SGS, Zehnder, Schindler), während nur eine, nämlich UBS, ein Tief aufwies. Aktien mit einem Neun-Monats-Tief sollten bekanntlich auf jeden Fall verkauft werden, da weitere Kursverluste zu befürchten sind. Ausserdem liegen diese Aktien sehr schlecht im Trend: Holcim-Lafarge, Swatch, Richemont, Meyer-Burger,  Transocean, Charles Vögele sowie Credit Suisse. Auch die würde ich jetzt verkaufen. Mit Käufen bei den Aktien, die derzeit gut im Trend liegen, sollte noch gewartet werden, bis das System insgesamt wieder im Plus liegt.

4. Der SMI-Index: negativ

Vor einem Monat schrieb ich, dass der Swiss Market Index charttechnisch einen guten Eindruck macht. Er hat auch im Mai weiter zugelegt, aber das nötige 20-Wochen-Hoch bis zum Anfang des Junis noch verfehlt. Für ein positives Signal müsste er Ende Juni oder im Juli an einem Wochenende die Marke 8293 Punkte überspringen, was möglich ist. Damit wäre unser Gesamtsystem insgesamt wieder im Plus. Dann könnten Sie die genannten Aktien kaufen, die am 3. Juni ein Neun-Monats-Hoch aufwiesen.

5. Der Banken-Index: negativ

Der Banken-Index bleibt schwach, denn das Misstrauen der Anleger gegenüber der Liquidität der Banken ist immer noch sehr gross. Immerhin ist man zunächst von der Sorge befreit, dass der schwache Ölpreis Konkurse bei Ölbohrfirmen sowie im Anschluss bei Banken auslösen konnte. Denn inzwischen hat sich der Ölpreis weiter erholt und gegenüber dem Februar-Tief fast verdoppelt. Die Kurse der Banken hätten ein grosses Potenzial nach oben, wenn es wieder richtig aufwärtsgeht. Aber solange UBS und Credit Suisse ausgesprochen schwach im Trend liegen, gibt es keine Chance auf eine Trendänderung. Bank-Aktien sollten daher weiter gemieden werden. Um ein Kaufsignal geben zu können, müsste der Banken-Index im Juli bei mindestens 110 Punkten liegen. Stand am 3. Juni: 101,54 Punkte. Den Banken-Index können Sie übrigens in der Homepage der Börsensignale (www.boersensignale.ch) wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale

Es steht also im Moment 2:3; besser als vor einem Monat beim Stand 1:4. Aber die negativen Signale überwiegen noch. Deshalb ist Kaufzurückhaltung angebracht. Aber sobald der SMI oder der Banken-Index ihr erforderliches 20-Wochen-Hoch erreichen, kann erneut gekauft werden.

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