Finanzen & Vorsorge

Impact Investments

Anlagemöglichkeit mit finanzieller und sozialer Rendite

Immer mehr Investoren suchen Anlagemöglichkeiten, die neben einer finanziellen auch eine soziale Rendite abwerfen. Impact Investments zeigen, dass dies möglich ist. Dieser Beitrag zeigt, was dahintersteckt.
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Es gibt wohl keine andere Industrie, die so begabt ist wie die Finanzindustrie, wenn es darum geht, stets neue Begriffe oder Abkürzungen zu erfinden. Gewisse Ausdrücke setzen sich im Sprachgebrauch fest, andere verschwinden so schnell wie sie aufgetaucht sind. In den letzten zwei bis drei Jahren hat sich der Begriff «Impact Investments» etabliert. Er hat in der Finanzwelt jüngst für viel Aufmerksamkeit gesorgt, obwohl er schon seit mehr als zehn Jahren existiert. Doch was genau sind Impact Investments, und hat Impact Investing das Potenzial, längerfristig zu bestehen? Die Antwort ist ein deutliches Ja. Denn Impact Investments sind für Anleger eine attraktive Investitionsmöglichkeit – und sie sind zugleich gesellschaftlich sinnvoll.

Impact Investments werden typischerweise definiert als Investitionen, die sowohl eine finanzielle als auch eine soziale Rendite anstreben. Diese soziale Rendite muss messbar sein, und sie kann sich in einer positiven sozialen oder ökologischen Performance niederschlagen. Impact Investments zeigen, dass finanzielle und soziale Ziele Hand in Hand gehen können. Zu den sozialen und ökologischen Zielen des Impact Investing zählen viele verschiedene Entwicklungsthemen, meist konzentrieren sie sich jedoch auf die Bereiche Arbeit, Bildung, Umwelt, Energie, Gesundheit, Ernährung oder Wasser. Aber auch sozialer Wohnungsbau und andere nachhaltige Infrastrukturprojekte gehören dazu.

Die Wirkung messen

Von der Vielzahl anderer nachhaltiger Anlagen unterscheiden sich Impact Investments vor allem durch die Messbarkeit ihres sozialen Erfolgs. Investoren erhalten somit die Möglichkeit, die praktische Wirkung (Englisch: impact) ihrer Anlagen zu sehen und zu verfolgen. Andere nachhaltige Anlagen definieren zwar negative Effekte, die es zu vermeiden gilt, aber konkrete positive Auswirken werden normalerweise nicht dargestellt beziehungsweise sind nicht messbar.

Obwohl Impact Investments heute auch Investitionen in der entwickelten Welt umfassen, liegt ihr Schwerpunkt in den Entwicklungsländern. Die älteste und grösste Anlageklasse innerhalb des Impact Investing ist Mikrofinanz. Die Finanzierung von Mikrounternehmen und kleinen bis mittelgrossen Betrieben (KMU) in Entwicklungsländern durch Kredite und andere unterstützende Massnahmen hat in den letzten zwei Jahrzehnten einen Umfang von rund 30 Milliarden Dollar erreicht. Das entspricht einem Drittel des gesamten Impact-Investing-Volumens, das insgesamt über 90 Milliarden Dollar umfasst und allein im Jahr 2015 um mehr als 15 Milliarden Dollar gewachsen ist.

In den letzten Jahren haben neben der Mikrofinanz auch andere Investitionstypen an Bedeutung gewonnen, wie z. B. Impact Bonds und Private-Equity-Investitionen. Erfreulicherweise ist allen Anlagen gemein, dass sie ein rasantes Wachstum erleben. Doch es gibt noch viel Raum nach oben: Gemessen am totalen globalen Investitionsvolumen von etwa 71 000 Milliarden Dollar sind Impact Investments mit einem Anteil von einem Zehntelprozent immer noch bloss ein winziger Teil (vergleiche Abbildung 1).

Globale Herausforderungen

Dass Impact Investments an Beliebtheit gewinnen, ist kein Zufall. In einer immer stärker vernetzten Welt, in der Medien für totale Transparenz sorgen, in der in Echtzeit vom Elend von Millionen von Flüchtlingen berichtet wird, und in der die Vereinten Nationen (Uno) nachhaltige Entwicklungsziele vereinbart haben, ist das Interesse an Impact Investments nachvollziehbar, wünschenswert und notwendig. Die zu bewältigenden globalen Herausforderungen sind nämlich enorm.

Die Welt erlebt eine Bevölkerungsexplosion, die im Westen nur teilweise wahrgenommen wird. Gemäss Prognosen der Uno wird die Weltbevölkerung von heute rund 7,5 auf 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 anwachsen. Dabei wird die Bevölkerungszahl weder in Europa noch in Nord- oder Südamerika steigen; es sind die armen Länder in Asien und Afrika, wo es immer mehr Menschen geben wird.

In Afrika hat die Hälfte aller Erwachsenen keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen und stand noch nie in Kontakt zu einer Bank. Die Finanzierungslücke für kleine und mittelgrosse Unternehmen in den Schwellenländern insgesamt wird auf mehr als 700 Milliarden Dollar geschätzt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsdiskussion wird schnell klar, dass es nicht nur im Interesse von Afrika und Asien ist, den Menschen in armen Regionen Zukunftsperspektiven im eigenen Land zu geben.

KMU schaffen Wachstum

Doch um der Bevölkerung wirtschaftliche Perspektiven zu ermöglichen, müssen zwei ausschlaggebende Faktoren erfüllt werden: Erstens muss das globale Finanzsystem inklusiver gestaltet werden. Das bedeutet, dass auch arme Menschen und kleine Unternehmen in Entwicklungsländern Zugang zum Finanzsystem und somit zu Finanzdienstleistungen erhalten. Nur dann können sie am wirtschaftlichen Leben teilnehmen und einer Geschäftstätigkeit nachgehen.

Zweitens muss der KMU-Sektor dieser Länder die Möglichkeit haben, sich zu entfalten. Kleine sowie mittelgrosse Betriebe machen in der Schweiz und in den meisten OECD-Ländern mehr als 95 Prozent aller Unternehmen aus, und sie sind für zwei Drittel aller Arbeitsplätze verantwortlich. In Entwicklungsländern ist dieser Sektor wesentlich weniger entwickelt, vor allem aufgrund von fehlender Finanzierung. Damit er wachsen und die lokale Wirtschaft sich entwickeln kann, müssen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen und Finanzierungen erhältlich gemacht werden. Ein florierender KMU-Sektor schafft Arbeitsplätze, was wiederum zu einem regelmässigen Einkommen und einem Mindestmass an sozialer Sicherheit für die Bevölkerung führt.

Im Jahr 2015 hat die Uno 17 nachhaltige Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDG) für den Zeitraum bis 2030 beschlossen, die auch Investitionen des Privatsektors umfassen (vergleiche Abb. 2). Diese Ziele sollen eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung fördern, die für die Menschen und für die Umwelt verträglich ist. Eine Studie der Denkfabrik Brookings Institute schätzt, dass jedes Jahr Investitionen in der Höhe von 5000 bis 7000 Milliarden Dollar notwendig sind, um die SDG bis 2030 zu realisieren. Es geht aber nicht nur um Geld, sondern auch um die Gestaltung eines exklusiveren, globalen Finanzsystems, da dies die Voraussetzung für die Umsetzung der meisten Ziele ist.

Doppelte Rendite

Die Staaten allein können diese Aufgabe nicht bewältigen, die private Wirtschaft muss sich auch beteiligen. Am besten geschieht das durch öffentlich-private Partnerschaften und auch direkt durch private Investitionen. Diese Aufgabe ist eine Verpflichtung – sie ist gleichzeitig aber auch eine grosse Chance.

Ein Blick auf die heutigen Anlagealternativen zeigt weshalb: In der westlichen Welt werden Sparer durch Null- und Negativzinsen bestraft, die demografische Entwicklung wirft grosse Probleme auf, und viele Länder leiden unter einem Schuldenberg, der das Wirtschaftswachstum begrenzt. Im globalen Süden hingegen belohnen die Kreditmärkte das Eingehen von Anlagerisiken noch, Demo-
grafie und eine geringe Verschuldung ermöglichen ein robustes Wirtschaftswachstum – und trotzdem fehlt das Investitionskapital.

Jeder Anleger, ob privat oder institutionell, kann diese Chance wahrnehmen und somit einerseits für das finanzielle Wohl des Portfolios sorgen und andererseits gleichzeitig den Aufbau einer gerechteren und nachhaltigeren Welt unterstützen. Diese finanzielle sowie soziale Rendite erzielen kann er mit nachhaltigen Investitionen oder eben, um auf den so aktuellen Begriff zurückzugreifen, mit Impact Investments.