Vergessen Sie erst einmal die Kommentare in den Medien, die für die zwischenzeitliche Korrektur gegeben wurden. Da war die Rede von Problemen der Schwellenländer, falls die US-Zinsen nun steigen sollten, wenn die Anleihekäufe der US-Zentralbank zurückgenommen werden. Doch das war nicht der Grund. Denn die US-Zinsen sind ja seit Januar wieder kräftig gesunken, wie die Zinsen in Europa. Und die Problemländer Italien, Spanien, Portugal sowie Griechenland bekamen wieder Kapital zu sehr günstigen Zinsen.
Keine übereilten Reaktionen
Nein, die Kursverluste hatten keine fundamentalen Ursachen. Vielmehr hatten offenbar mehrere Gross- und Kleinanleger ein dringendes Bedürfnis, einmal ihre Gewinne mitzunehmen. Aber die Gründe für die vorherigen Kurssteigerungen waren deshalb nicht vom Tisch. Der SMI war ja nicht ohne Grund auf 8500 Punkte gestiegen. Die Grossanleger wussten schon, warum sie im Jahr 2013 Aktien kauften und damit das Kursniveau so weit anhoben. Den meisten Unternehmen geht es sehr gut, und die Dividendenzahlungen werden dieses Jahr eher höher als 2013 ausfallen. Freilich lösen solche Kursschwankungen immer wieder Nervosität bei den Privatanlegern aus. Verständlicherweise möchten sie ja die schönen Kursgewinne der letzten Jahre nicht wieder hergeben. Und was tun im Moment? Sollte man nicht doch jetzt lieber mal die Gewinne mitnehmen, ehe eine erneute Schwankung nach unten kommt? Sollte man Teilverkäufe machen, sich mit Bargeld eindecken, um schnell zuzugreifen, wenn ein klarer Aufwärtstrend beginnt?
Oder ist es sogar ratsam, sofort mit Zukäufen am Aktienmarkt zu starten, ehe andere auf dieselbe Idee kommen und die Kurse weiter nach oben treiben? Wichtig ist zunächst mal, keine übereilten Entscheidungen zu treffen. Das Schlimmste, was man im Moment wohl machen könnte, wäre das Setzen von Stoppkursen. Das wird in den Medien ja sehr häufig empfohlen, und zwar aus gutem Grund. Die Berater in den Medien sichern sich damit selbst ab. Sie können im Falle von Kursstürzen dann immer darauf verweisen, dass sie ja zum Setzen von Stoppkursen geraten haben. Trotzdem halte ich nichts von dieser Vorgehensweise. Wenn Sie Pech haben, werden Ihre Aktien dann tatsächlich ausgestoppt, und zwar zu Niedrigstkursen, die weit unter Ihrem Stoppkurs liegen können. Das ist dann oft der Moment, in dem sich die Börse wieder dreht. Dann haben alle verkauft, die verkaufen wollten, und die Börsenkurse werden nun von jenen gemacht, die die Billigkurse nützen möchten.
Wer verkauft oder Stoppkurse setzt, ist offenbar der Meinung, dass die Kurse zu hoch seien und daher eine scharfe Korrektur nötig ist. Ich bin hingegen der Meinung, dass die Kurse erstens nicht zu hoch sind; dazu nachher. Und zweitens kommt eine scharfe Aktienbaisse in der Regel nicht unmittelbar nach neuen Jahreshöchstkursen. Sondern sie braucht ihre Zeit. Das kann man aus der Vergangenheit lernen: Ein Börsenzug, der in eine Richtung rast, dreht nicht von heute auf morgen, um in die völlig entgegengesetzte Richtung zu eilen. Das braucht seine Zeit. Dazwischen bewegt sich die Börse seitwärts.