Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Aktien immer noch im Hoch

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Unsere Signale am Aktienmarkt weisen nach oben. Die Wahl Macrons hat viele Befürchtungen über ein Auseinanderfallen Europas gegenstandslos werden lassen. Nun sprechen alle Anzeichen dafür, dass sich an der guten Stimmung auch zumindest bis Ende Juni nichts ändern wird.

Nur im Falle eines plötzlichen crashartigen Zusammenbruchs an den internationalen Aktienmärkten, ausgelöst durch ein politisches Ereignis, könnte die Mehrheit unserer Signale ein rotes Warnlicht geben. Und das käme dann freilich viel zu spät. Bedenklich sind die Bewertungen der meisten Standardwerte. Sie liegen auf historischem Hoch. Die SMI-Titel notieren schon mit dem dreifachen Jahresumsatz und damit ein Drittel höher als im historischen Durchschnitt.

Neuemissionen und Übernahmen häufen sich. Das hohe Niveau ist dadurch erklärbar, dass es an Alternativen fehlt. Negativzinsen will niemand, der Immobilienmarkt ist gleichfalls zu hoch bewertet. Und Gold sowie andere Edelmetalle machen derzeit auch nicht den Eindruck, in nächster Zeit stark anzuziehen. Hier also nun der Stand der bewährten Signale des Börsenradars:

1. Zinssignale: Positiv

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen lag Anfang Mai bei minus 0,10 %. Der Liborzins lag bei minus 0,49 % und damit tiefer als der Zins der Bundesobligation! Das ist wichtig.

Denn höhere Zinsen im kurzfristigen Bereich würden Rezessionsgefahr signalisieren. Die Anleihezinsen sind nicht mehr so stark im Negativbereich wie noch vor Monaten. Trotzdem ist ihr Anstieg noch keine Trendänderung in Richtung «steigende Zinsen». Dazu müssten sie bis Ende Juni erst einmal wieder in den Plusbereich kommen. Insofern ist der leichte Anstieg sogar begrüssenswert, weil er anzeigt, dass sich die Konjunktur belebt. Damit unser Zinssignal ein Warnsignal gibt, müsste die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen bis Mitte Juni auf mehr als +0,12 % und die des 12-Monats-Libor auf mehr als –0,41 % steigen. Das bleibt unrealistisch.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Bekanntlich sind die Monate Mai bis September häufig relativ schwache Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Von Oktober bis April konnte man hingegen meist mit steigenden Aktienkursen rechnen, was sich diesmal auch bestätigt hat. Dieses Signal ist nun seit Freitag, dem 28. April 2017, negativ und wird das auch mindestens bis Ende September bleiben.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Hier handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs sowie der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten. Seit Mitte November ist die Zahl der Schweizer Aktien mit neuem Hoch gegenüber denen mit neuem Tief in der Mehrheit, zuletzt sogar sehr deutlich. Anfang Mai meldeten 30 (von 60) Schweizer Aktien ein neues Hoch, und keine einzige ein neues Tief. Diese Methode würde sehr schnell reagieren, wenn es gefährlich wird. Ihr sollten Sie daher gerade jetzt besondere Beachtung schenken. Die vor einem Monat positiv erwähnten Aktien mit neuem Hoch (Sika, Swisslife und Bucher) sind weiter gut haltenswert. Zukäufe würde ich auf dem jetzigen Niveau nicht mehr tätigen.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der SMI (9.5.2017: 9040 Punkte) liegt weiterhin klar im Aufwärtstrend, und zwar seit Anfang Januar. Ein Verkaufssignal gäbe er erst wieder, wenn er ab Mitte Juni auf 7784 Punkte zurückfiele. Das ist so schnell nicht realistisch.

5. Der Banken-Index: Positiv

Der Banken-Index liegt bereits seit letztem November im Aufwärtstrend. Die Finanzbranche gehört momentan auch wieder zu den Branchen, deren Performance sich im letzten halben Jahr besonders gut entwickelt hat. Noch leiden die Banken unter Problemen, vor allem unter den niedrigen Kreditzinsen. Und ihre Kurse sind im Vergleich zu 2007 immer noch erst halb so hoch. Stand am 5.5.2017: 144,55 Punkte. Auf der Internetseite der Börsensignale (www.boersensignale.ch) können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen. Sollte der Banken-Index bis Mitte Juni unter 118 Punkte fallen, gäbe er ein negatives Signal. Das könnte höchstens aufgrund unerwarteter politischer Ereignisse geschehen, etwa eines Kriegsausbruchs in der Ukraine oder in Korea.

6. Summe der fünf Signale

Unser Börsenradar steht mit 4:1 noch ungefährdet im Plus. Deshalb gibt es noch keinen Grund, panikartig den Aktienmarkt zu verlassen. Aber es ist angesichts des hohen Niveaus nicht wahrscheinlich, dass die Kurse weiter stark steigen können. Da die Mehrheitssignale für eine Baisse fehlen, gehe ich davon aus, dass sich der SMI bis zum Juli vorläufig unter Schwankungen seitwärts bewegen wird. Meiner Meinung nach sollte man mit Verkäufen beginnen, sobald deutlich wird, dass es der SMI nicht schaffen wird, sein 9500-Punkte-Hoch von 2015 wieder zu erreichen, und zusätzlich eine Mehrheit nach Methode 3 (9-Monats-Hochs und –Tiefs) ein zusätzliches Warnzeichen gibt.

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