Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Aktien immer noch im Hoch

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Nach fünfeinhalb Jahren fast ununterbrochener Hausse – von der Korrektur April 2015 bis Februar 2016 einmal abgesehen – fragen sich die Anleger, wie lange das noch so weitergehen kann. Doch noch gibt es keinen Grund, auf Verdacht auszusteigen, solange die Signale intakt sind und die Börse keine Anstalten macht, nach unten zu drehen. Allenfalls könnte man auch von einer lustlosen Seitwärtsbewegung sprechen, nachdem vor allem in den USA nur die Kurse von Grosskonzernen steigen, während der breite Markt immer noch auf dem Stand des Jahresbeginns verharrt. Aber schauen wir uns die Indikatoren genauer an.

1. Zinssignale: Positiv
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. Die Rendite der zehnjährigen Bundes­obligationen lag Anfang Juni bei minus 0,23 Prozent. Damit sind die Anleihezinsen wieder weiter in den Minusbereich gerutscht.

Der Liborzins liegt unverändert bei minus 0,49 Prozent und damit tiefer als der Zins der Bundesobligation. Solange dies der Fall ist, muss man sich wegen Deflationsgefahren noch keine Sorgen machen.Trotzdem ist dieser Negativzins ja nicht normal. Er ist ein Zeichen für Investitionsunlust, die sich auch in wieder gefallenen Öl- und Rohstoffpreisen bemerkbar macht. Damit unser Zinssignal ein Warnsignal gibt, müsste die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen bis Mitte Juli in den Plusbereich kommen und die des 12-Monats-Libor auf mehr als -0,41 Prozent steigen. Das bleibt unrealistisch.

2. Der Saisoneffekt: Negativ
Bekanntlich sind die Monate Mai bis September häufig relativ schwache Monate für die Geldanlage in Aktien gewesen. Von Oktober bis April konnte man hingegen meist mit steigenden Aktienkursen rechnen, was sich diesmal auch bestätigt hat. Dieses Signal ist nun seit Freitag, den 28. April 2017, negativ und wird das auch mindestens bis Ende September bleiben.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv
Hierbei handelt es sich um einen Indikator mit schnellen Trendsignalen. Er misst das Verhältnis der 9-Monats-Hochs und der 9-Monats-Tiefs bei 60 Schweizer Aktien, die wir beobachten.

Seit Mitte November ist die Zahl der Schweizer Aktien mit neuem Hoch gegenüber denen mit neuem Tief in der Mehrheit. Anfang Juni meldeten sieben (von 60) Schweizer Aktien ein neues Hoch, und nur eine einzige (Transocean) ein neues Tief. Diese Aktie würde ich verkaufen. Diese Methode würde sehr schnell reagieren, wenn es gefährlich wird. Ihr sollten Sie daher gerade jetzt besondere Beachtung schenken. Neben den schon positiv erwähnten Aktien (Sika, Swisslife und Bucher) sind auch Logitech, Temenos und Vontobel im deutlichen Aufwärtstrend. Zukäufe würde ich auf dem jetzigen Niveau aber auch hier nicht mehr tätigen.

4. Der SMI-Index: Positiv
Der SMI (09.06.: 8852 Punkte) liegt trotz Korrektur weiterhin klar im Aufwärtstrend, und zwar seit Anfang Januar. Ein Verkaufssignal gäbe er erst wieder, wenn er ab Mitte Juli unter 8100 Punkte zurückfiele. Das ist so schnell nicht realistisch.

5. Der Banken-Index: Positiv
Der Banken-Index liegt bereits seit letztem November im Aufwärtstrend. Die Finanzbranche gehört momentan auch wieder zu den Branchen, deren Performance sich im letzten halben Jahr besonders gut entwickelt hat. Noch leiden die Banken unter Problemen, vor allem unter den niedrigen Kreditzinsen. Und ihre Kurse sind im Vergleich zu 2007 immer noch erst halb so hoch. Stand am 9. Juni 2017: 139,26 Punkte. Auf der Internetseite der Börsensignale (www.boersensignale.ch) können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

Sollte der Banken-Index bis Mitte Juli unter 133 Punkte fallen, gäbe er ein negatives Signal. Das könnte freilich bei unerwartet negativen Konjunkturdaten, eines politischen Ereignisses oder einer grösseren Bankinsolvenz jederzeit passieren.

6. Summe der fünf Signale
Unser Börsenradar steht mit 4:1 weiterhin ungefährdet im Plus. Deshalb gibt es noch keinen Grund, panikartig den Aktienmarkt zu verlassen. Aber es ist angesichts des hohen Niveaus nicht wahrscheinlich, dass die Kurse weiter stark steigen können. Da die Mehrheitssignale für eine Baisse fehlen, gehe ich davon aus, dass sich der SMI bis Ende Juli vorläufig unter Schwankungen seitwärts bewegen wird. Bedenken gibt es nicht nur wegen der Sommersaison. Sondern die zuletzt eher sinkenden Anleihezinsen und Rohstoffpreise deuten darauf hin, dass die Weltkonjunktur nur sehr schwach läuft. Statt Inflation droht eher Deflation. Die EZB macht es richtig, weiterhin Geld in den Markt zu pumpen, um dem entgegenzuwirken. Aber wie lange wird sie das tun, angesichts der hohen Aktienkurse? Meiner Meinung nach sollte man schon alles verkaufen, wenn eine Mehrheit nach Methode 3 (9-Monats-Hochs und -Tiefs) sowie der Banken-Index ein zusätzliches Warnzeichen geben.

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