Faure konnte auch den getrübten Blick seiner Mitmenschen auf gesellschaftliche Herausforderungen entschleiern, indem er offensichtliche Realitäten auf den Punkt brachte. Ein massgebendes Beispiel ist der 1972 unter seiner Regie veröffentlichte Bericht «Learning to be», der sich mit der Zukunft der Bildung beschäftigt.
Der zentrale Gedanke des auch nach ihm benannten Faure-Reports ist, dass Bildung ein lebenslanger Prozess sein sollte, der Menschen in allen Lebensphasen, also auch im Erwachsenenalter begleitet. Er betont die Bedeutung von Lernen für die persönliche Entwicklung, die Gesellschaft und die Wirtschaft. Dabei hat sich diese nun mehr als 50 Jahre alte Theorie des lebenslangen Lernens gerade in den letzten beiden Dekaden verändert. So zielt die organisierte Bildung nicht mehr allein darauf ab, Individuen umfassend aus- und weiterzubilden, sondern sie sollen sich durch Lernen flexibel auf die sich wandelnden Anforderungen einstellen und auch den Wandel lernend bearbeiten können.
Die Veränderungen der letzten Jahre haben die Bedeutung dieses Konzepts deutlich verstärkt. Neben der Globalisierung, dem demografischen und gesellschaftlichen Wandel sind es vor allem die Digitalisierung und die damit verbundene Transformation, die das Arbeitsumfeld schnell und stark verändern. Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz demonstriert eindrucksvoll, wie radikal diese Veränderung vermutlich noch werden wird. Auch wenn die Begriffe Resilienz und Agilität fast schon abgenutzt erscheinen, so haben sie in diesem Zusammenhang doch ihre Berechtigung. Denn Weiterbildung soll letztlich darin gipfeln, Mitarbeiter und Unternehmen zu befähigen, zukunftsträchtig mit den Herausforderungen umzugehen. Dieser Hintergrund führt zu der Notwendigkeit, Weiterbildung als strategisches Instrument zu verstehen, mit dem Ziel, die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und gleichzeitig die mögliche Fluktuation zu verringern.
P.S.: Mehr zum Thema Aus- und Weiterbildung in der Ausgabe Nr. 07–08/2025.