Editorial

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Lebenslänglich

Lebenslanges Lernen ist zunehmend die Antwort auf die Herausforderungen auf dem beruflichen Karriereweg. Allerdings ist lebenslanges Lernen keineswegs eine neue Entdeckung, sondern eine der grundsätzlichen Fähigkeiten des Menschen. Wirklich nützlich ist diese Antwort daher nur, wenn auch ein Konzept damit verbunden ist.

Der Begriff «lebenslanges Lernen» hat eine grosse Karriere erlebt. In den 1960er-Jahren hielt er Einzug in die bildungspolitischen Debatten wie auch in die Beschlüsse internationaler Organisationen. Er kommt zunehmend dann zur Geltung, wenn Antworten gesucht werden, wie auf den rasanten Wandel durch Globalisierung und Technologisierung zu reagieren ist. Es ist common sense, dass «lebenslanges Lernen» die Ressource ist, die bei der Risikobewältigung beruf­licher Karrieren weiterhelfen kann. Gemeinhin gilt es daher als neu und als didaktisches Konzept der Zukunft. 

Das klingt zunächst überaus plausibel, denn wer würde ernsthaft behaupten, irgend­wann nichts mehr zu lernen oder auch lernen zu müssen. «Lebenslanges Lernen» ist allerdings keineswegs eine neue Errungenschaft, denn Lernen ist seit jeher eine menschliche Fähigkeit, die sich in der Regel nicht mit dem Älterwerden verabschiedet; einen Endpunkt gibt es nicht. Eine neue Grösse im Bildungswesen ist also nicht durch die blosse, fast überstrapazierte Feststellung gegeben, Leben sei Lernen, sondern erst mit einem gehaltvollen Konzept statthaft. Was aber Lernen selbst ­eigentlich ist, was es für uns bedeutet zu lernen, und was es heisst, ein Leben lang lernen zu sollen, sind Fragen, die auch unter Einbezug neuer digitaler Lernmethoden häufig unbeantwortet bleiben. 

Tragende Komponenten lebenslangen Lernens sind die Aus- und Weiterbildung, die wiederum einen Beitrag zur Bildung leisten. Der Schweizer Philosoph Peter Bieri formuliert den Zusammenhang respektive den feinen Unterschied so: «Bildung ist etwas, das Menschen mit sich und für sich machen: Man bildet sich. Ausbilden können uns andere, bilden kann sich jeder nur selbst. Das ist kein blosses Wortspiel. Sich zu bilden, ist tatsächlich etwas ganz anderes, als ausgebildet zu werden. Eine Ausbildung durchlaufen wir mit dem Ziel, etwas zu können. Wenn wir uns dagegen bilden, arbeiten wir daran, etwas zu werden – wir streben danach, auf eine bestimmte Art und Weise in der Welt zu sein.» Es lässt sich schlussfolgern, dass Ausbildung und Bildung die Kraftquellen für das berufliche wie auch private Fortkommen sind und auch gesellschaftlich eine hohe Relevanz haben.

 P.S.: Mehr zum Thema Aus- und Weiterbildung in der Ausgabe Nr. 7/8.

Porträt