Editorial

Editorial

Kettenreaktionen

Die Vernetzung der Weltwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten rasant zugenommen.
PDF Kaufen

Waren und Dienstleistungen im Wert von mehreren Billionen US-Dollar werden jährlich über Länder und Kontinente hinweg transportiert. Lag dieser Wert im Jahr 2000 noch bei 6,5 Billionen US-Dollar, so wurden im Jahr 2023 weltweit Güter im Wert von rund 23,8 Billionen US-Dollar exportiert, wie Statista dokumentiert. Kein Wunder, dass das globale Supply-Chain-Netzwerk zu einem kaum zu entwirrenden Dickicht gewachsen ist. Solange Transport und ­Logistik funktionierten, dominierten gleichwohl die positiven Effekte der Globali­sierung, für Unternehmen wie auch Konsumenten.  

Geopolitische Spannungen, Kriege, Pandemien und Protektionismus jedoch haben die Ausgangslage verändert und die globalen Lieferketten destabilisiert. Allein die Folgen der Corona-Massnahmen und der russische Angriffskrieg haben vor Augen geführt, wie fragil selbst die bestorganisierten und effizientesten Lieferketten sind. Die grössten Risiken in Lieferketten insgesamt sind vielfältig und hängen eben oft mit unerwarteten Ereignissen zusammen, die die globale Vernetzung von Produk­tionsstätten, Rohstoffquellen und Märkten unterbrechen können. Diese Bedrohung erfordert ein Umdenken in der Unternehmensstrategie und eine Umgestaltung der globalen Lieferketten. 

«Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.» Das von Wiktionary dem schottischen Philosophen Thomas Reid (1710–1796) zugeschriebene Sprichwort hat auch hier eine überzeugende Gültigkeit. Und es gilt auch: Je länger die Kette, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten eines schwachen Gliedes. Zu viele bewegliche Teile und Interessensgruppen können Probleme und damit Kosten verursachen. Umso wichtiger ist es, zunächst eine Transparenz darzustellen. Durch Diversifikation, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und eine verstärkte regionale Zusammenarbeit kann es dann gelingen, die Resilienz der Netzwerke zu stärken. Um eine nachhaltige und widerstandsfähige Lieferkette aufzubauen und aufrechtzuerhalten, müssen schliesslich die Lieferanten bewertet werden, denn die rechtzeitige Identifizierung von Risiken bei Dritten kann verhindern, dass sich schwerwiegende Schäden ne­gativ auf den Lieferkettenmanagementprozess auswirken. So vorbereitet können Unternehmen auch in einer volatilen Weltwirtschaft handlungsfähig bleiben.

P.S.: Mehr zum Thema Lieferketten-Management in der Ausgabe Nr. 11–12/2024.

Porträt