Die digitale Transformation verändert die Welt. Sie demokratisiert den Zugang zu Wissen, sodass in Unternehmen und für die Kunden mehr Know-how vorhanden ist. Gleichzeitig erhöht sie die Komplexität einzelner Geschäftsfelder in nie dagewesenem Ausmass. Viele Aufgaben sind deshalb trotz profunden Fachkenntnissen ohne externe Unterstützung nicht mehr zu bewältigen. «Der Zeitpunkt, an dem die Komplexität die firmeneigene Lernfähigkeit auf globaler Ebene überstieg, führte zu einem Paradigmenwechsel in der Wirtschaft», sagt Pascal Helfer, Leiter Bildungsgänge Führungsfachfrau/Führungsfachmann und agiles Angebot bei der WKS KV Bildung. Smart Economy ist die Antwort auf epochale Veränderungen unseres Wirtschaftssystems. Wo bis vor einigen Jahren noch Kontinuität, Planbarkeit und stabiler Wettbewerb unternehmerisches Handeln leiteten, prägen heute Unbeständigkeit, Ungewissheit, Komplexität und eine gewisse Mehrdeutigkeit immer mehr das Umfeld von Unternehmen aller Grössen. Die Auswirkungen dieser neuen Wirtschaftswelt sind sowohl in der Bewältigung des Geschäftsalltages als auch in der Strategieplanung spürbar und verlangen von allen Beteiligten eine neue unternehmerische Denk- und Herangehensweise.
Paradigma der Smart Economy
Im alten Paradigma reichten die internen Ressourcen, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Die Geschäftsleitung entwickelte Strategien und setzte diese um. Sie erhob Kennzahlen, um sich einen guten Überblick zu verschaffen, und baute auf das Fachwissen ihrer Mitarbeitenden. Veränderungen wurden meist defensiv angegangen. «Wehte der Wind der Veränderung, verstärkte ein Unternehmen seine Palastmauern und kaufte zum Beispiel die Konkurrenz auf», sagt Pascal Helfer. «Im neuen Paradigma der Smart Economy funktionieren die alten Regeln nicht mehr. Kaum entwickelt, sind Strategien schon veraltet», sagt Thomas Kölliker, Leiter Weiterbildung WKS KV Bildung. Denn die heutige Wirtschaftswelt ist geprägt von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität, kurz Vuca. In dieser Welt stellen Firmen offene soziale Systeme dar. Neue Produkte und Dienstleistungen werden gemeinsam mit Partnern, Lieferanten und Kunden entwickelt. Open Innovation heisst dieser Prozess der Einbindung externen Wissens. Auch der Umgang mit Fehlern hat sich verändert. Einst als Schandfleck angesehen, gelten sie heute als «Smart Failures» oder intelligente Fehlschläge, als notwendige Schritte für die Entwicklung besserer Lösungen. Der Wirtschaftspädagoge Eddie Obeng nennt dieses neue Paradigma «The World After Midnight», auf Deutsch die Welt nach Mitternacht. Begonnen hat die neue Welt laut ihm im Jahr 2000.
Die Ebenen der Transformation
Voraussetzung für den Umstieg vom alten ins neue Paradigma ist eine umfassende Transformationsfähigkeit. Veränderungen müssen auf der Ebene des Unternehmens, der verschiedenen Teams und der einzelnen Mitarbeitenden stattfinden, weil alle drei miteinander verbunden sind. Auf Unternehmensstufe ist eine neue Kultur gefordert, in der Lernen grossgeschrieben und Fehler ausdrücklich begrüsst werden. So kann sich ein Teamgeist entfalten, der die Lösungssuche ungeachtet von Hierarchien und Zugehörigkeiten ins Zentrum rückt und in Ko-Kreation das Mittel der Wahl sieht.
Die Mitarbeitenden wiederum müssen ihr Verhalten anpassen und sich so führen, dass sie sich in der unabwägbaren Vuca-Welt zurechtfinden. «Es braucht ein Wollen, ein Können und ein Dürfen», bringt Pascal Helfer das Zusammenspiel der drei Ebenen auf den Punkt. Nur wenn an allen Schrauben gleichzeitig gedreht wird, können Unternehmen, Teams und Mitarbeitende die Chancen der veränderlichen Arbeitswelt nutzen und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Doch obwohl sich Unternehmen und Mitarbeitende in der Smart Economy von alten Denk- und Verhaltensmustern verabschieden, wird nicht alles anders. «Es gibt weiterhin einfache, überschaubare Aufgaben und Unternehmensbereiche. Sie können mit klassischen Rezepten angegangen werden: Strategien, Plänen, Fachwissen», sagt Pascal Helfer. Bei komplexen Herausforderungen jedoch sind schnelles Handeln und Mut gefragt. «Zukünftige Entwicklungen sind heutzutage oft unmöglich vorherzusagen. Trotzdem muss man sich auf sie einlassen, falls keine berechtigten Einwände bestehen. Denn sonst verpasst man den Anschluss», sagt Pascal Helfer.
Megatrends und Berufsbildung
Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung, Up- und Reskilling oder Flexibilisierung betreffen die Berufsbildung in hohem Masse. Die enormen Veränderungen verlangen nicht nur danach, die eigene Entwicklung proaktiv voranzutreiben, sondern auch nach erweiterten Kompetenzen. Gerade von Menschen in kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Berufen werden vermehrt technologische und methodische Kompetenzen gefordert. Gleichzeitig verlangen die Veränderungen im Gesamtsystem Kreativität und vernetztes Denken, denn nur so können die immer komplexer werdenden Themen angegangen werden. Die sozial-kommunikativen und personalen Kompetenzen gewinnen ebenfalls stark an Bedeutung. Sie sind unabdingbar für eine kooperative Zusammenarbeit. In Kooperation mit der KV Business School Zürich hat die WKS KV Bildung das neue Geschäftsfeld «Smart Economy» aufgebaut. Die Angst der Arbeitnehmenden, den Anschluss zu verpassen, hemmt oftmals den ersten Schritt in die Transformation. Der rasche Wandel schürt Unsicherheiten, beflügelt aber auch die Fantasie und schafft so Innovationen. Hier setzen die neuen Bildungsprodukte an.
Bei der Entwicklung der beschriebenen Kompetenzen rücken die individuellen Lernprozesse und das Lernen in der Praxis ins Zentrum. Neben der Vermittlung von Grundlagenwissen kommt dem Aufbau von Erfahrungswissen und der Reflexionsfähigkeit eine hohe Bedeutung zu.