Im Jahr 2021 wird alle elf Sekunden ein Unternehmen von Ransomware befallen. Durchschnittlich wird der Schaden eines solchen Angriffs etwa 150 000 Euro betragen und das betroffene Unternehmen 16,2 Tage stilllegen – zusätzlich zum Reputationsschaden. Dennoch haben nur 50 Prozent der von KL Discovery Ontrack befragten Unternehmen einen Notfallplan für den Ernstfall. Es gibt einige Schritte, wie sich Unternehmen gegen Ransomware schützen können, vollkommen ausschliessen kann auch die beste IT-Sicherheit einen Angriff jedoch nicht. Was tun also, wenn das Unternehmen Opfer einer Ransomware-Attacke wird?
Was Ransomware ist
Ransomware ist eine Form von Malware – «bösartige» Software also, die programmiert wird, um Schäden an Daten und Systemen zu verursachen. Sie ist zusätzlich darauf ausgelegt, «Lösegeldzahlungen» für die Entschlüsselung der Daten zu erzwingen. Bei Privatpersonen verlangen die Erpresser häufig Beträge im dreistelligen Bereich, bei grösseren oder öffentlichen Unternehmen können die Forderungen und assoziierten Kosten eines Ransomware-Befalls gut mehrere Millionen Euro betragen. Ein lukratives Geschäftsfeld also für Internet-Kriminelle, welches sich immer weiter ausbreitet und professionalisiert. So werden Angriffe auf Unternehmen oft von langer Hand sorgfältig geplant und werden von cyberkriminellen Organisationen über einen längeren Zeitraum in mehreren Stufen ausgeführt.
Das Spektrum von Ransomware ist also äusserst facettenreich: Von Open Source Ransomware, die jeder herunterladen und einsetzen kann, bis zu «Ransomware as a Service», bei dem die Ransomware verkauft wird, um von Dritten eingesetzt zu werden, etablieren sich immer mehr neue und kreative Geschäftsfelder mit immer ausgeklügelterer Schadsoftware.
Arten von Ransomware
Grob unterscheidet man zwischen zwei Formen von Ransomware, wobei sich diese kontinuierlich weiterentwickeln und zusehends raffinierter werden. Die erste ist ein sogenannter Locker. Hierbei handelt es sich um vergleichsweise simple Software, die auch relativ leicht zu umgehen ist und lediglich den Zugang zum System versperrt. Weitaus komplexer und bedrohlicher ist Ransomware, bei der die Daten und/oder Systeme des befallenen Unternehmens verschlüsselt werden und für die anschliessende Entschlüsselung ein Lösegeld gefordert wird. Einige Formen von Ransomware kopieren zusätzlich Dateien aus dem Unternehmen heraus. Dann werden weitere Lösegeldforderungen gestellt, um die Veröffentlichung der Daten zu verhindern.
Wie Ransomware ins Unternehmen kommt
Ransomware kommt, ähnlich wie die meisten Viren und Malware, über Aktionen oder Unterlassungen der Mitarbeiter in das System eines Unternehmens. So werden beispielsweise Sicherheitsrichtlinien für sichere Passwörter nicht befolgt oder Mitarbeiter begehen durch falsches Verhalten Fehler, wie etwa durch Öffnen eines E-Mail-Anhangs mit schädlichem Inhalt. Häufig wird Ransomware per E-Mail als harmloser Anhang getarnt verschickt und breitet sich von dort im Unternehmen aus.
Mittlerweile gibt es immer ausgefeiltere Methoden, Nutzer aufs Glatteis zu führen. Die Angreifer versuchen, sie auf schädliche Websites zu locken, oder nutzen Social Engineering – eine Methode, bei der durch den Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen versucht wird, dem Mitarbeiter vertrauliche Informationen zu entlocken. In manchen Fällen wurden Mitarbeiter sogar dazu gebracht, USB-Sticks mit Schadsoftware an den firmeneigenen Rechner anzuschliessen. (Der erste bekannte Fall von Ransomware fand bereits 1989 statt – Dr. Joseph Popp versandte 20 000 infizierte Disketten an Kollegen auf der gesamten Welt unter der Prämisse, die Software auf den Disketten würde dazu beitragen, die HIV-Gefahr einer Person feststellen zu können.)
Folgen und Kosten
Die Folgen eines Befalls durch Ransomware sind bestenfalls die Unbenutzbarkeit eines Gerätes, etwa eines Laptops oder Mobilgerätes. Problematischer wird die Situation, wenn sich die Ransomware innerhalb des Unternehmens ausbreiten kann und kritische Systeme verschlüsselt. Nicht selten sind auch Backup- oder Archivsysteme mit betroffen.
Schlimmstenfalls kann das gesamte Unternehmen nicht mehr arbeiten. Sämtliche Kommunikation, CRM, Finanzsysteme, SAP, Personal- und Kundendaten können in manchen Fällen nicht mehr aufgerufen werden und jeder weitere Versuch, an die Daten zu kommen, führt dazu, dass die Ransomware sich noch weiter im Unternehmen ausbreitet.
Immer beliebter werden Angriffe, die nicht nur Daten verschlüsseln, sondern diese auch auf die Server der Angreifer kopieren. Die Erpresser drohen dann zudem mit der Veröffentlichung sensibler Firmendaten – oder sie warten, bis das Lösegeld für die Entschlüsselung bezahlt wurde, und verlangen dann eine weitere Zahlung für die Löschung der gestohlenen Kopien. Hierbei gibt es wiederum keinerlei Garantie, dass einige Monate später nicht erneut Lösegeld gefordert wird.
Nicht selten ist der Imageverlust des Unternehmens der grösste Schaden, insbesondere, wenn im grossen Umfang Kundendaten verloren gehen oder sogar öffentlich gemacht werden. Teilweise verpflichten die Datenschutzbehörden betroffene Unternehmen zusätzlich zu Strafzahlungen, nachdem diese sich von dem Angriff erholt haben.
Häufig wird Zahlung über Bitcoin oder eine andere Kryptowährung gefordert, welche es für die Strafverfolgungsbehörden sehr schwierig macht, die Täter zu fassen –so wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass Unternehmen ihr Geld
je zurückbekommen.