Digitalisierung & Transformation

Digitale Transformation in KMU (Teil 5 von 7)

Erfolgskurs in die Digitalisierung

Die Serie «Digitale Transformation in KMU» zeigt, welche Bausteine zur Digitalisierung gehören, wie sich der Managementprozess daraus gestaltet und wie ein Unternehmen den notwendigen Change in der Praxis umsetzen kann. Der fünfte Teil erläutert die Planungsphase im Managementprozess und nennt die wichtigsten Schritte.
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Was bisher geschah: In der Vorbereitung haben Sie die organisatorischen Voraussetzungen für den Prozess Ihrer Digitalisierung geschaffen. In der folgenden Analyse haben Sie Informationen gesammelt, diese nach Stärken und Schwächen, nach Chancen und Risiken bewertet und hieraus Ihren Handlungsbedarf abgeleitet, also Ihre konkreten Aufgaben für Ihre Digitalisierung. Jetzt geht es an die Planung und wie Sie die Lösung Ihrer Aufgaben angehen.

Planung

«Die beste Art, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu erfinden», sagte Richard Dean Parsons als VS-Vorsitzender AOL Time Warner im Jahr 2002. Nichts anderes geschieht in der Planungsphase Ihrer Digitalisierung: Sie entwickeln einen kraftvollen Gesamtplan, wie Sie künftig die im letzten Schritt der Analyse formulierten konkreten Aufgaben für Ihre Digitalisierung lösen.

Die Güte dieses Plans bewerten Sie durch die Frage, warum nur dieser Plan – und kein anderer – am besten geeignet ist, Sie erfolgreich in die Zukunft der Digitalisierung zu führen. Der Plan ist also zwangsläufig und nicht beliebig.

Kernbausteine

Die Planung besteht aus folgenden drei Kernbausteinen:

  • Ziele für die Digitalisierung und die interne Transformation
  • Strategien
  • Mittel und Massnahmen

Besteht die Analyse aus drei aufeinander- folgenden Schritten, stellt die Planung eine Gesamtlösung dar, in der sich die einzelnen Bausteine untereinander beeinflussen: Ändern Sie Ihre Ziele, ändern sich womöglich Ihre Strategien und Ihre Massnahmen.

Digitalziele

Ziele sind angestrebte Zustände. Darunter versteht man das, was erreicht werden soll. Diese Ziele dienen der

  • Klarheit: Durch das Formulieren von Zielen werden Sie sich klar, was Sie genau erreichen möchten. Die Aufgaben geben Ihnen ja den Startzustand von heute – die Ziele sind das Erreichte von morgen. Sich ständig diese Ziele vor Augen zu halten, kann Ihre Energien bündeln und auf den Erfolg ausrichten.
  • Kontrolle: Nur wenn Sie Ihre Ziele formuliert haben, können Sie steuern und kontrollieren, ob Sie auf dem richtigen Weg sind und ob Sie das Angestrebte auch tatsächlich wie geplant erreichen werden.
  • Koordination: Mit Zielen können Sie das Vorgehen aller Beteiligten koordinieren, denn alle Aktivitäten zielen gleichermassen darauf ab, die Digitalisierungs-Ziele zu erreichen. Was nicht genau diesen Zielen dient, sollten Sie kritisch hinterfragen.
  • Motivation: Zwischenziele und das Erreichen der Endziele sind Momente, die es zu feiern gilt. Die Anstrengungen hatten Erfolg – das Angestrebte ist erreicht. Anlass für eine Belohnung.

Bestandteile von Zielen

Damit Ziele diese Funktionen erfüllen, sollten sie folgende Kriterien erfüllen:

  • Was möchten Sie erreichen? (Zielinhalt)
  • Wie viel? (Zielausmass)
  • Wann konkret? (Zeitpunkt)

Hierzu ein paar Beispiele für solche Zielformulierungen:

  • Ab 2018 gibt es fünf technologiebasierte Innovationen pro Jahr.
  • Bis Mitte 2018 sind zehn Prozent neue Kundenbeziehungen aufgrund von Social Media aufgebaut (entwickelt).
  • Bis Mitte 2018 ist ein neues Geschäftsmodell entwickelt.
  • Die Halbierung der Zeit zum Markteintritt («Time to Market») ist innerhalb von zwei Jahren erreicht.
  • In einem Jahr sind alle Prozesse digitalisiert, die digitalisiert werden können.

Zwischenziele (monatlich, vierteljährlich etc.) zeigen, ob Sie auf Erfolgskurs sind.

Aufgaben und Ziele

Wie hängen Aufgaben und Ziele zusammen? Zeigen die Aufgaben in der Analyse den Ausgangspunkt Ihres Handelns an und das, was Sie leisten müssen, legen die Ziele die Wirkung beziehungsweise das Ergebnis Ihres Handelns fest. Warum Sie beides formulieren? Weil Sie beides kontrollieren können: Habe ich meine Aufgaben formuliert und erfüllt? Ist das Ergebnis (Wirkung) eingetreten?

Welche Digitalziele gibt es?

Umfragen zufolge sind die häufigsten digitalen Ziele (siehe auch Abbildung 3):

  • Kundenbedürfnisse besser erfüllen
  • Einfacherer Kundenzugang zu
  • Produkten
  • Einführung neuer digitaler Produkte
  • Automatisierung von Geschäftsprozessen
  • Neue Angebotsoptionen
  • Neudefinition der Wertschöpfung

Tipp: Prüfen Sie das Berliner Management Modell darauf, in welchen Bereichen Sie Ziele definieren sollten.

Sie sollten zwischen digitalen Geschäftsstrategien und der internen Erneuerung (Transformation) unterscheiden:

Digitale Geschäftsstrategie

  • Technologieziele: Kernaufgaben in der Produktion an Roboter übertragen.
  • Geschäftsmodellziele: Innerhalb eines Jahres zwei völlig neue Geschäftsmodelle aufbauen.
  • Produktziele: Schaffung neuartiger digitaler Services.
  • Beziehungsziele: Nutzung der beiden häufigsten Social-Media-Plattformen der Kunden für die Kundenkommunikation.
  • Kundenerlebnisziele: Steigerung des Kundenerlebnisses durch den Einsatz digitaler Technologien um zehn Prozent.

 

Interne Erneuerung

  • Bedarfsziele: Den Veränderungsbedarf innerhalb von drei Monaten erfassen.
  • Bereitschaftsziele: Die Bereitschaft zur Nutzung von Big Data soll um ein Viertel erhöht werden.
  • Befähigungsziele: Neue Prozesse sollen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit geschaffen werden.

Tipp: Priorisieren Sie Ihre Ziele, damit Sie sich nicht verzetteln. Nicht alles ist gleich wichtig und muss gleichermassen eilig erreicht werden. Die Digitalisierung vorhandener Geschäftsprozesse und die Schaffung neuer strategischer Geschäftsoptionen wird dabei den Vorrang haben. Je mehr Ziele Sie sich setzen, desto weniger werden Sie diese erreichen – das zeigen wissenschaftliche Studien. Nutzen Sie hierfür die Vier-Felder-Matrix, die Sie schon im vergangenen Beitrag dieser Serie (Nr.11/2017) kennengelernt haben.

Digitalstrategien

Strategien sind Handlungsalternativen für den besten Weg zum Ziel. Es geht also darum, aus den Möglichkeiten zum Vorgehen jenes auszuwählen, das am wirksamsten, wirtschaftlichsten, schnellsten et cetera ist. Beispiele für Strategien in der Digitalisierung:

  • Neue Technologien: Kooperationen versus Kompetenz selbst aufbauen
  • Geschäftsentwicklung: Beidhändiges Vorgehen versus Konzentration auf die Digitalisierung des Alltagsgeschäfts
  • Führung: Selbst- versus Fremdkontrolle
  • Neue Produkte: Open Innovation versus Closed Innovation
  • Kunden: Kundenorientierung versus Produktorientierung
  • Zusammenarbeit: Ist sie interdisziplinär oder fachdisziplinär?

Auch die allgemeinen Geschäftsstrategien sind zu beachten. Wie zum Beispiel die

  • Richtung: zentral oder dezentral, top-down oder bottom-up?
  • Internationalisierung: national, international, multinational, global

Mittel und Massnahmen

Die Mittel und Massnahmen legen fest, wodurch Sie Ihre Digitalisierungs-Strategie umsetzen und Ihre Ziele operativ erreichen wollen.

Weitere Planungselemente

Ziele, Strategien und Massnahmen sind die Kernbausteine der Planung. Weitere Elemente sind die Zeit- und die Budgetplanung. Diese Elemente sind eher Resultat aus der Planung der drei Kernbausteine. Verkürzen Sie Ihre Ziele, werden Sie vielleicht mehr Geld brauchen.

Checkliste für die Planung

  • Haben Sie sich Ziele gesetzt, die aus den konkreten Aufgaben Ihrer Analyse stammen (Handlungsbedarf)?
  • Entsprechen die Ziele den erforderlichen Kriterien für Steuerung und Kontrolle?
  • Haben Sie bestmögliche Grundsatzentscheidungen (Strategien) getroffen?
  • Haben Sie wirkungsvolle Mittel und Massnahmen abgeleitet, durch die Sie Ihre Digitalziele erreichen können?
  • Haben Sie aus Zielen, Strategien und Massnahmen den Zeitplan sowie den Budgetplan abgeleitet?

In der Planungsphase stellen wir die Weichen für die Zukunft der Digitalisierung. Dadurch bereiten wir den Weg für eine erfolgreiche Zukunft unseres Unternehmens vor.

Durch Ziele, Strategien und Massnahmen nutzen wir flexible Techniken, mit denen wir unser Handeln steuern und unseren Erfolgskurs beweglich navigieren können.

In der nächsten Ausgabe stellen wir Ihnen die Umsetzungsphase vor, in der Sie Ihre Mittel und Massnahmen wirkungsvoll ausgestalten.

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