In letzter Zeit häufen sich in den Medien die Artikel und Beiträge, in denen behauptet wird, dass soundso viele Stellen der Digitalisierung zum Opfer fallen würden. Ist das reine Angstmacherei oder möchten sich die Autoren mit solchen Aussagen einfach nur profilieren? Worauf basieren diese sogenannten Studien? Wir wissen, dass die Zukunft nicht vorhergesagt werden kann. Wir können sie im besten Fall antizipieren und erahnen. Letztlich ist es unerheblich, wie viele Stellen der Digitalisierung zum Opfer fallen und wie viele Unternehmen dabei untergehen werden. Es geht nur darum, sich und seine Unternehmung für die Digitalisierung strategisch richtig aufzustellen. Und es geht dabei um mehr als nur um das Überleben. Jede Unternehmung sollte dank neuer digitaler Geschäftsprozesse und -modelle einen grossen Schritt vorwärts machen können.
Alle Branchen werden erfasst
Disruption bedeutet, dass eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise durch eine Innovation vollständig verdrängt wird. Das Paradebeispiel dafür ist die digitale Fotografie, die die analoge Fotografie fast vollständig ersetzt hat. Es kann sich dabei auch um ein disruptives Geschäftsmodell handeln. Uber oder Airbnb werden oft als Beispiele dafür genannt.
Die Frage dabei ist, wann die Disruption in den jeweiligen Branchen ankommen wird. Gewisse Branchen wie die Medienbranche haben ihre Disruption schon fast hinter sich. Im Finanz- und Tourismusbereich hat sie gerade erst begonnen.
«Heads Executive Consultancy» und «Deloitte Digital» kommen in ihrer Analyse zu dem Schluss, dass sich die Branchen in einem Portfolio in vier Bereiche einteilen lassen. In der «Disruption Map» (siehe Abbildung) wird zwischen langer und kurzer «Lunte» (Zeitverlauf) sowie grossem und kleinem «Knall» (Einflussstärke) unterschieden. Je nach Quadrant werden die Branchen somit langsamer oder schneller beziehungsweise lauer oder heftiger von der Disruption betroffen sein:
- Quadrant unten rechts: Die Branchen Bergbau, Öl, Gas und Chemie müssen sich wegen der Digitalisierung weniger Sorgen machen. Darum sind sie im Quadranten lange Lunte / kleiner Knall eingeteilt.
- Quadrant unten links: Das Bauwesen wird vermutlich bald von der Digitalisierung betroffen sein, der Knall dürfte aber eher klein sein.
- Quadrant oben rechts: Grossen Einfluss (grosser Knall), dafür etwas später (lange Lunte), dürfte die Digitalisierung in den Branchen Regierung, Energieversorgung, Produktion, Landwirtschaft, Gesundheits- und Transportwesen haben.
- Quadrant oben links: Am meisten Sorgen müssen sich Unternehmen und ihre Mitarbeitenden in den folgenden Branchen machen: Einzel- / Detailhandel, IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien), Medien, Freizeit und Reisen, Banken, Versicherungen, Professional Services, Gastronomie, Bildung und Immobilien. Dort werden eine kurze Lunte und ein grosser Knall erwartet. Es geht also schnell und heftig.
Der digitale Tsunami wird jedes Unternehmen überrollen – keine Frage. Je nach KMU früher oder später, stärker oder schwächer. Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forum, schreibt in seinem Buch «Die Vierte Industrielle Revolution»: «Die Frage für ausnahmslos alle Branchen und Unternehmen lautet nicht länger, werde ich von der Disruption betroffen sein, sondern wann werde ich von einer disruptiven Innovation betroffen sein, welche Form wird sie annehmen, und wie wird sie sich auf mich und meine Organisation auswirken?»