Die Blockchain wird längst nicht nur im Zusammenhang mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen gesehen: Mittlerweile kommt sie in den unterschiedlichsten Bereichen in der Praxis zur Anwendung.
Starke Entwicklung
Gerade in den letzten Monaten hat sich die Blockchain-Technologie stark weiterentwickelt. So gab es etwa Verbesserungen beim Energieverbrauch und bei der Geschwindigkeit. Aber auch bei den Kryptowährungen gibt es neue Möglichkeiten, unter anderem sogenannte Stablecoins, das sind Kryptowährungen, deren Wert an traditionelle Assets wie den US-Dollar gekoppelt ist. Diese bilden die Basis von «Decentralized Finance» – offene Protokolle, die auf Basis der Ethereum-Blockchain Alternativen für Finanzdienstleistungen wie Darlehen anbieten. In der modernen, digitalisierten Wirtschaftswelt bietet diese Technologie eine ganze Reihe aussergewöhnlicher Möglichkeiten zur Vereinfachung, Automatisierung und Steigerung der Verlässlichkeit. Wie aber können Unternehmen nun konkret abschätzen, ob sich der Einsatz dieser Technologie für das eigene Business lohnt? Und wo ist die Erfolgstechnologie inzwischen unverzichtbar, für welche Branchen eignet sie sich besonders gut, und wie sollten Unternehmen konkret vorgehen, wenn sie sich für den Einsatz der Blockchain entscheiden?
Anwendungsgebiete
Finanzwelt
In der Finanzwelt entstehen ganz neue Anbieter, die auf der Blockchain-Technologie aufsetzen, wie Bitpanda oder Coinfinity. Banken verwenden die Blockchain derzeit zur sogenannten Tokenization: Damit kann für Wertgegenstände wie Aktien, Immobilien oder Kunstwerke eine digitale Repräsentation erstellt werden, die es erlaubt, auf Basis einer Blockchain rascher und in vielen kleineren Teilen
gehandelt zu werden.
Produktion und Supply Chain Management
In den Bereichen Produktion und Supply Chain Management erlaubt die Blockchain die Notarifizierung von Produktionsdaten, die Verfolgung von Gütern entlang der Wertschöpfungskette und die unveränderliche Speicherung von Digital Twins. Unverzichtbar wird die Blockchain bei der Realisierung des Physical Internet. Bei diesem Konzept werden die derzeitigen unternehmensspezifischen Logistiknetze durch ein dezentrales, analog zum digitalen Internet organisiertes, organisationsübergreifendes, auf Standards basierendes Netzwerk ersetzt.
E-Government
Im E-Government wird in Österreich derzeit eine Public-Blockchain-Lösung aufgebaut, deren erste konkrete Umsetzung der Notar für jedermann sein wird: Damit kann nachgewiesen werden, welche Inhalte eine Datei zu einem bestimmten Zeitpunkt hat. Eingesetzt wird das beispielsweise in der Kreativ- und Designbranche, wenn es um den Nachweis der Herkunft von Ideen geht. Den grossen Wurf in diesem Bereich verspricht das Konzept der «Self-Sovereign Identity». Dabei kann jeder Staatsbürger in einer digitalen Dokumentenmappe seine Identitätsdaten selbst verwalten und selektiv für Behörden und Unternehmen freigeben. Dies erspart die derzeit aus Datenschutzgründen notwendige wiederholte händische Eingabe in verschiedene Formulare – etwa, wenn staatliche Services in Anspruch genommen werden oder bei Compliance-Anfragen von Finanzdienstleistern.
Kultur
Auch hier ein Beispiel aus Österreich: Im Kulturbereich gibt es interessante Anwendungen wie den Wiener Kultur Token, bei dem Fahrten mit der Strassenbahn mit Tokens belohnt werden, die man dann auf einem Marktplatz gegen Besuche von Kultureinrichtungen eintauschen kann. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt «Crypto Wiener», bei dem Wiener Persönlichkeiten wie Sigmund Freud als Tokens gekauft werden können – diese Pixelart-Kunstwerke sollen zeigen, wie sich die Blockchain in der Kunstwelt einsetzen lässt.
Gesundheit
Corona hat auch die Wichtigkeit einer datenschutzkonformen Verarbeitung von Gesundheitsdaten aufgezeigt, und hier leistet die Blockchain-Technologie wichtige Beiträge. Beispielsweise können mit Blockchain-basierten Verschlüsselungsmethoden verteilt erhobene und verschlüsselte Gesundheitsdaten ausgewertet werden, ohne dass diese entschlüsselt und zentral gesammelt werden.