Aufgrund ihrer Grösse sollten neben Brasilien und Mexiko sicherlich auch die Andenstaaten Südamerikas näher betrachtet werden, also zum Beispiel Chile, Peru und Kolumbien. Sie wachsen derzeit mit 4,5 Prozent bis sechs Prozent, verfügen über gesicherte demokratische Strukturen und haben einen stark zunehmenden Mittelstand. Für unsere Exportwirtschaft wichtig: Die Schweiz hat mit diesen Märkten Freihandelsabkommen abgeschlossen (mit Peru und Kolumbien 2011, mit Chile bereits 2004). Ein wesentlicher Teil unserer industriellen Exporte wird damit von Zollhemmnissen befreit. Diese drei Märkte brauchen Technologien, in Chile und Peru vor allem in den Bereichen Bergbau, alternative Energien (inklusive Cleantech), Infrastruktur und Wasser; in Peru und Kolumbien in den Bereichen Cleantech, Hydroelektrizität, Agrartechnologie und Infrastruktur. Allein Kolumbien hat im Infrastrukturbereich Projekte von mehr als 20 Mrd. CHF ausgeschrieben. So ist vor allem der Bau von Häfen, Strassen und Schienennetze geplant.
Die Länder des Andengürtels verfügen über ähnliche topografische Verhältnisse wie die Schweiz; die Eisenbahnlinien und Strassen müssen über Schluchten und durch Tunnels geführt werden, und auf diesem Gebiet verfügt die Schweiz über ein eindrückliches Know-how – man denke z. B. an den Bau der NEAT. Dieses Know-how muss gebündelt in diese Märkte gebracht werden, denn dort wird es benötigt. Bei der Osec wurde bereits ein entsprechendes Projekt angestossen. Auch punkto Konsumgüter sind diese Märkte nicht uninteressant. Rasante Wachstumszahlen und eine schnell wachsende Mittelschicht treiben den Konsum an, zum Teil werden auch hochpreisige Produkte gekauft.
Das gilt übrigens auch für Brasilien: Dieser Markt mit rund 200 Millionen Einwohnern hat alleine in den letzten fünf Jahren rund 20 Millionen Bürger aus der Armen- in die Mittelschicht katapultiert. Pharma, Chemie, Präzisionsmaschinen und Spezialanlagen aus der Schweiz sind dort gefragt, ebenso Zulieferartikel für die stark wachsende Automobilindustrie. Die Markteintrittshürden sind allerdings beachtlich, vor allem bei registrierungspflichtigen Produkten wie Medikamenten.
Geschäftsmöglichkeiten versprechen auch die anstehende Fussball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro im Jahr 2016. Da Brasilien über Defizite im Transport- und Infrastrukturbereich verfügt, bieten sich vor allem für Zulieferer, Engineering-Unternehmen und allgemein Firmen, die im Infrastrukturbereich und als Nischen-Player tätig sind, gute Chancen.