Am gravierendsten aber ist der ebenfalls vorausgesagte und nun eingetretene Vertrauensverlust der Konsumenten gegenüber der Industrie – dies hat inzwischen auch der Consumer Value Monitor bestätigt, den das GDI unmittelbar vor diesem Report durchgeführt und publiziert hat. Dieser Vertrauensverlust ist die direkte Konsequenz der Entwicklungen in der Nahrungsindustrie: Die Wertschöpfungskette wird immer komplexer und undurchschaubarer, dasselbe passiert mit den Produkten. Ihr verlorenes Vertrauen kompensieren die Konsumenten mit Sehnsüchten – nach Einfachheit und Echtheit. Oder anders gesagt: Die Industrie bietet Science, die Menschen wollen Romance. Die beiden Pole scheinen sich gegenseitig abzustossen.
Der Unmut wächst
Die Frage, wie das Vertrauen der Konsumenten wieder zurückgewonnen werden kann, steht denn auch im Zentrum dieses zweiten Reports. Der Druck, sich «korrekt» zu verhalten, ist weiter gestiegen. Die Konsumenten sehnen sich nach dem «Echten» und fordern von den Anbietern genau das: Unverfälschtheit, Transparenz, Glaubwürdigkeit. Dabei machen die Konsumenten einen Wandel durch: Sie lernen gerade, Beschränkung nicht als lustfeindlich zu empfinden, sondern als Erleichterung. Und zwar nicht bloss aus Budgetgründen, sondern auch, weil sie Orientierung suchen. Halt geben ihnen auch die nur limitiert verfügbaren Produkte, die den wertekongruenten Kriterien wie «Bio», «lokal», «saisonal» und «von Hand gefertigt» entsprechen. Die Konsumenten sind insgesamt kritischer, ängstlicher und wählerischer geworden, weil sie heute sensibler sind für die Unterschiede zwischen Sein und Schein; weil die Gesundheit mehr und mehr zum zentralen Faktor wird; weil Information allzeit und umfassend zugänglich ist. Die fremdbestimmenden Zwänge der Situationen, denen sie sich ausgesetzt fühlen, ärgern sie. Wer kann, wird radikal. Wer nicht kann, verdrängt. So oder so: Der Unmut gegenüber jeglicher Blendung, gerade wenn es um die Nahrung geht, wächst.