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Nachhaltigkeit

Innovation – Antrieb für Wachstum und Nachhaltigkeit

Als Weltmarktführer im Bereich der chemischen Baustoffe erschliesst Sika kontinuierlich Wachstumspotenziale. Im Gespräch erläutern Christian Fischer, Head Corporate Quality Assurance, Dr. Matthias Hofmann-Kamensky, Head Environment, Health and Safety, und Klaus Strixner, Manager Corporate Communications, was hinter der Sika-Strategie steckt.
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› Das Gespräch führte Prof. Max W. Twerenbold

Der Begriff «Nachhaltigkeit» wird im praktischen Sprachgebrauch häufig sinnwidrig verwendet. Was konkret heisst Nachhaltigkeit für Sika?

Hofmann-Kamensky: Es geht Sika darum, so zu handeln, dass das Wachstum von heute nicht die natürlichen Lebensgrundlagen und die wirtschaftlichen Wachstumsmöglichkeiten für künftige Generationen infrage stellt. Das Sika-Nachhaltigkeitsdenken ruht auf drei Pfeilern, nämlich: Ökologie, Ökonomie und Soziales. In der Dimension Soziales sind wir daran, das Gedankengut auf unsere Mitarbeiter als Stakeholder zu übertragen. Aktuell nutzen wir die Global Reporting Initiative (GRI) als kontinuier­lichen, weltweiten Dialog, der unsere Stakeholder in die Definition und Umsetzung der Sika Nachhaltigkeitsstrategie einbezieht. Die Grundlage einer Berichterstattung nach GRI ist Transparenz, ihr Ziel eine Standardisierung und Vergleichbarkeit.

Sika ist dabei, die Kriterien der «Global Reporting Initiative» (GRI) als Bezugsgrösse für die Nachhaltigkeitsziele im Unternehmen einzuführen. Was bedeutet das für die strategische Ausrichtung des Unternehmens?

Strixner: Die Global Reporting Initiative versteht sich als ein kontinuierlicher internationaler Dialog, der eine Vielzahl von Anspruchsgruppen berücksichtigt. Da das Kennzahlen-System alle Sika- Standorte mit einbezieht, werden wir gemäss weltweit transparenten, nachvollziehbaren Nachhaltigkeitszielen handeln. Nachhaltigkeit durchdringt schon jetzt das gesamte Unternehmen. Neu ist nun, dass jeder Sika-Standort gemäss einer unternehmensübergreifenden Nachhaltigkeitsstrategie handelt und auch berichtet.

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcennutzung. Wie gewährleisten Sie, dass sich Ihr Unternehmen nachhaltig entwickelt?

Fischer: Nachhaltigkeit ist nicht ein Ziel, das umgehend erreicht werden kann. So ist Sika ständig auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten und nach Wegen, um die Nachhaltigkeit des Unternehmens und seiner Leistungen weiterzuentwickeln. Alle strategischen und operativen Aktivitäten folgen einer klar definierten Systematik. Der Denkrahmen und die Standards dazu sind im Sika-Managementsystem und auch durch ausgewählte GRI-Indikatoren festgehalten. Damit beziehen sich die Nachhaltigkeitsziele bei Sika weltweit auf den Geschäftswertbetrag («economic value added»), auf den Nachhaltigkeitsnutzen von Produkten und Dienstleistungen, auf gesellschaftliche bzw. soziale Ziele, aber auch auf den Energieverbrauch des Unternehmens, auf den Umgang mit Ressourcen wie Wasser, auf die Vermeidung von Abfall und auf den Aspekt der Sicherheit im Unternehmen.

Inwiefern beeinflusst Nachhaltigkeit auch den Prozess der Innovation und der Anpassung an Kundenbedürfnisse?

Hofmann-Kamensky: Wir betreiben Produktinnovation, indem wir Megatrends in mittelfristige Entwicklungs-Roadmaps einfliessen lassen. Neben technischen Aspekten verfolgen diese Roadmaps auch Nachhaltigkeitstrends (z. B. Effizienz an Energie, Wasser, Material) in Bezug auf den Lebenszyklus der Produkte. Wir erörtern dabei mit der Forschung und Entwicklung die Notwendigkeiten für die einzelnen Produktsegmente und definieren den Handlungsbedarf in Projekten. Wichtig zu sehen ist, dass die Sika-Kernkompetenzen Dichten, Kleben, Dämpfen, Verstärken und Schützen in der Produktanwendung immer mehr als eine Funktion erfüllen. Das ist ein ausgesprochenes Qualitätsmerkmal, das der Nachhaltigkeit dient.

Seit wann ist Nachhaltigkeit für Sika ein Thema?

Strixner: Für die Gründerfamilie war und ist das Thema seit über hundert Jahren dominant – auch wenn man damals noch nicht von «Nachhaltigkeit» sprach. Hochwertige Qualitätslösungen mit langfristiger Lebensdauer machten Sika jedoch von Anfang an erfolgreich. Basis dazu bilden die drei Werte «Mut zur Innovation», «Kraft zur Beharrlichkeit», «Freude an der Partnerschaft». Unsere Kommunikationsstrategie fördert diese Denkhaltung auch in den Ländergesellschaften und hilft so, die Verpflichtung zu Nachhal­tigkeit in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht mit Überzeugungsarbeit zu festigen. Der weltweit systematische Prozess im Rahmen der Global Reporting Initiative führt derzeit zu einer verstärkten Transparenz an allen Sika-Standorten.

Honorieren Kunden dieses Nachhaltigkeitsstreben?

Strixner: Die Produktnachhaltigkeit ist eng verbunden mit dem Sika-Premium-Konzept. Sika-Produkte sind technisch überlegen, anwenderfreundlich und sowohl in ihrer Wirkung als auch bezüglich Herstellung nachhaltig. In den meisten Ländern gelten sie als qualitativ hochstehend. Dazu gehört per se, dass die Produkte multifunktional ausgerichtet sind und eine entsprechend lange Lebensdauer aufweisen. In dieser Optik erweisen sich Sika-Produkte deshalb als äusserst effizient, leistungsstark und nachhaltig. Das Ergebnis: ein stimmiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Technologie und Nachhaltigkeit sind für Sika strategisch eine Einheit. Die Technologie der Produkte macht den Mehrwert der Leistung aus. Die Kunden wissen um diesen Mehrwert und honorieren ihn.

Sika hat 2011 ein «globales Dreijahresprogramm für Sicherheit und Effizienz» gestartet. Wie weit ist man da?

Fischer: Vorab ist festzuhalten: Das Programm konzentriert sich auf die Verringerung von Arbeitsunfällen und die effiziente Nutzung von Energie und Wasser sowie auf die Materialnutzung und Abfallreduktion an den Sika-Standorten. Das Programm wurde zentral im Konzern aufgelegt, die Umsetzung erfolgt aber dezentral vor Ort. Der lokale Geschäftsführer entscheidet, ob er sinnvolle, auf seine örtlichen Verhältnisse angepasste Programme realisieren kann und will. Weil Sika partnerschaftlich organisiert ist, operieren wir nicht mit Konzern-Direktiven. Wir unterstützen die Initiativen vor Ort durch kommunikative Überzeugungsarbeit. Wir sind optimistisch, dass unser Engagement auch ankommt. Einige Beispiele dazu: Der Parameter Sicherheit ist im letzten Jahr zwar verbessert worden, aber noch nicht so, wie wir eigentlich wollen. Die Umsetzung der verbesserten Energienutzung erfordert wegen wechselnder Produktionsmengen, zugekaufter Unternehmen und wegen der lokalen Produktionsbedingungen mitunter einige Ressourcen. Viele Aktivitäten sind aufgegleist worden (Umstellung im Sektor Licht, vermehrte Nutzung von Solarenergie, alternative Antriebe). Material­effizienz (alles rund um Ausschuss, Wasserverbrauch in den Werken, nur um ein Beispiel zu nennen) hat bereits einen vernünftigen Level erreicht. Alle diese Initiativen werden zusammen mit den Aktivitäten der Global Reporting Initiative im Jahr 2013 mit mehr Kommunikation gefördert.

Wie wird das Ganze überwacht?

Fischer: Das Controlling erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Ausgangsbasis ist das regelmässige Messen der definierten Umweltindikatoren (Energieverbrauch, CO2, Wasserverbrauch, Art der Wassernutzung, Materialverbrauch, Abfall usw.) durch die lokalen Gesellschaften. Diese Messdaten werden vierteljährlich via Finanz-Berichtssystem der Konzernzentrale übermittelt. Die Resultate werden in den verschiedenen internen Medien veröffentlicht. Auch das Benchmarking mit vergleichbaren Unternehmen ist Sika wichtig. Stets geht es darum, Optimierungen anzuschieben, indem der Fortschritt vor Ort beurteilt und diskutiert wird. Hilfreich sind hier auch die Audits (interne und externe Audits und speziell die EHS-Audits).

Und wie ist das externe Auditing aufgebaut?

Strixner: Unser Verständnis von Qualität und Nachhaltigkeit ist in Form von Indikatoren im Managementsystem sowie in den Schwerpunkten des GRI-Standards festgeschrieben. Der Konzern kommuniziert diese den einzelnen Gesellschaften in der ganzen Welt. Für die Kontrolle der Zielerreichung ist es deshalb wichtig, in den Werken an den einzelnen Standorten über externe Auditoren zu verfügen, die mit dem gleichen Blickwinkel, mit den gleichen Massstäben und mit dem Sika-Gedankengut auditieren und dem Konzern entsprechende Rückmeldungen geben. Das bedingt, dass nicht mehrere, sondern eine Zertifizierungsgesellschaft in einer bestimmten Region die Verantwortung für diese Aufgabe übernimmt. In Europa haben wir dieses System mit SQS schon fast flächendeckend erreicht. Damit wir ein ganzheitliches Bild erhalten, setzen wir dieses Konzept weltweit um. Wichtig zu wissen ist, dass die Auditoren nicht nur auf Produktstufe prüfen, sondern im Rahmen von ISO 14001 – auch das Umweltmanagement des Standorts.

Was unternimmt Sika in der Nachhaltigkeitsschulung?

Hofmann-Kamensky: Sika verfügt auf der ganzen Welt über ein Netz von EHS-Spezialisten als eigentliche Botschafter und Vermittler in Sachen Nachhaltigkeit. Sie validieren vor Ort die vorgeschlagenen Initiativen und Programme zusammen mit ihren lokalen Managern und setzen sie um. Neben dem unternehmensübergreifenden Programm überzeugt Sika mit lokaler Best-Demonstrated-Practice und vor allem mit seinen Produkten, welche die Nachhaltigkeits­leistung von Bauwerken und in der industriellen Fertigung unterstützen. Nach­haltigkeitsdenken wird bei Sika konzernweit geschult. Als Grundlage für Umweltveränderungen gibt es spezielle Schulungsmodule. Insbesondere durch die Richtlinien, welche das GRI-System vorgibt, werden Nachhaltigkeit und das zugehörige Nachhaltigkeitsbewusstsein weltweit ein einheitlich hohes Niveau haben – ungeachtet kultureller Unterschiede.«