Laut Bundesrat soll das Abkommen Tisa den Marktzugang für den Handel mit Dienstleistungen verbessern und durch zusätzliche Handelsregeln die Rechtssicherheit erhöhen. Es sei eine Chance, auch auf plurilateraler Ebene die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Dienstleistungssektors zu stärken. Das Abkommen soll den Charakter eines Präferenzabkommens unter den Vertragsparteien haben, vergleichbar mit einem Freihandelsabkommen.
Die WTO-Doha-Runde
TISA hängt mit der WTO-Doha-Runde (Doha Development Agenda, DDA) zusammen. So werden die Aufträge bezeichnet, die die Wirtschafts- und Handelsminister der WTO-Mitgliedsstaaten 2001 auf ihrer vierten Konferenz in Doha bearbeiten und bis 2005 abschliessen sollten. Die Ministerkonferenz der WTO vom Dezember 2011 brachte die Erkenntnis, dass ein gleichzeitiger Abschluss sämtlicher Verhandlungsthemen des Doha-Mandats in absehbarer Zeit nicht realistisch ist. Deswegen verhandelt man jetzt über Tisa. Nach Artikel V Gats können einzelne Länder untereinander unter bestimmten Bedingungen den Dienstleistungshandel weiter liberalisieren, als die WTO vorsieht. Allerdings wird über Tisa ausserhalb der WTO verhandelt.
Die Idee zu Tisa stammt aus den USA und sie wurde einer Gruppe von WTO-Mitgliedern präsentiert, die sich Really Good Friends of Service (RGF-Gruppe) nennen. Sie werden auch als «Koalition der Willigen» bezeichnet, unter anderen die EU, Japan, Kanada, die Türkei und einige südamerikanische Länder. Seit Februar 2012 trifft man sich regelmässig in Genf unter dem gemeinsamen Vorsitz der USA und Australiens. Vertreter der Schweiz nahmen von Beginn an aktiv an den Diskussionen teil. Der Bundesrat und auch die EU verhandeln auf der Basis des Doha-Mandats.
Schweiz will Liberalisierung
Auf der Seco-Webseite findet man ein interessantes Papier von 2012, das die Position der Schweiz gegenüber den WTO Doha-Gesprächen zeigt und damit auch ein Licht auf die Tisa-Verhandlungen wirft. In dem Papier heisst es wörtlich: «Die Schweiz setzt sich für eine umfassende Runde ein, die nicht nur den Marktzugang erhöht, sondern auch bestehende Regeln verbessert, wo nötig neue Regeln schafft und die Kohärenz zwischen dem multilateralen Handelssystem und anderen Politiken (Umwelt, Entwicklung usw.) fördert.» Das erklärt das Bestreben der schweizerischen Politiker, eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen zu spielen. Und weiter heisst es: «Die Schweizer Begehren an andere WTO-Mitglieder betreffen vorwiegend Finanzdienstleistungen, Logistikdienstleistungen, Vertriebsdienstleistungen, gegenüber Unternehmen erbrachte Dienstleistungen, Tourismusdienstleistungen und den Transfer von Kader und Spezialisten.»
Die Anfangsofferte der USA für Tisa wurde im September 2013 unterbreitet. Im November 2013 befand man, dass der Text ausreichend ausgearbeitet sei, um weitere Offerten auszutauschen. Ende Januar diesen Jahres reichte die Schweiz ihre Anfangsofferte ein. Auf Anregung der Schweiz haben sich die Teilnehmer bei Tisa auf den Ansatz einer «hybriden» Verpflichtungsliste geeinigt, mittels welchem Verpflichtungen wie Meistbegünstigung, Marktzugang, Inländerbehandlung gleichzeitig sowohl positiv wie negativ aufzufassen sind. Was das allerdings konkret bedeutet, wird aus den bisher zugänglichen Unterlagen nicht klar.