Branchen & Märkte

Business Travel

Die Trends im Schweizer Geschäftsreisemarkt

Auch die rasante Entwicklung der Kommunikationstechnologien kann es nicht verhindern: Das Geschäftsreisevolumen nimmt weiter zu. Wie eine Studie zeigt, erhöhen sich allerdings auch die Kosten für Business Traveller. Welche Entwicklungen und Megatrends sich weiterhin abzeichnen, fasst dieser Beitrag zusammen.
PDF Kaufen

Der Geschäftsreisemarkt konsolidiert sich. Wie die «International Travel Management Study 2014» der Air Plus International AG dokumentiert, liegen die Prognosen der dafür befragten 958 Travel Manager aus 24 Ländern auf dem gleichen Niveau wie die aus der Vorjahresstudie. So rechnen mehr als die Hälfte der Travel Manager mit einer unveränderten Anzahl der Geschäftsreisen. 31 Prozent weltweit (Schweiz: 27 %) erwarten einen Anstieg der Reisetätigkeiten. Gleichfalls rechnen die Manager mit einem Anstieg der Geschäftsreisekosten.

Der Schweizer Markt

Laut Air Plus wird sich der allmähliche, aber stetige Aufschwung bei den Geschäftsreisen schweizerischer Unternehmen im nächsten Jahr fortsetzen. Letztes Jahr sprach genau ein Viertel der schweizerischen Reise­manager von einer Zunahme der Geschäftsreisen in diesem Jahr. Der leicht erhöhte Optimismus in der Schweiz in Bezug auf das Reisewachstum erscheint konform zur wirtschaft­lichen Leistung. In seiner Ausgabe des World Economic Outlook vom Oktober 2013 prognostiziert auch der Interna­tionale Währungsfond ein marginales Wachstum des BIP der Schweiz von geschätzten 1,7 Prozent 2013 auf etwa 1,8 Prozent im Jahr 2014. Dem Binnenmarkt in der Schweiz geht es zwar relativ gut, aber grösster Handelspartner ist die Eurozone, in der ein weiteres schweres Jahr zu meistern war. Demzufolge nahm der Exportmarkt, der die treibende Kraft bei schweizeri­schen Geschäftsreisen ist, im dritten Quartal 2013 nur unwesentlich zu.

Vor diesem Hintergrund ist weltweit eine allgemeine Verbesserung der Marktbedingungen zu verzeichnen, so dass die Grundlagen für die schweizerische Wirtschaft vielversprechender aussehen als in den letzten Jahren. Die Stärke des Schweizer Franken war eine grosse Sorge für die Exporteure des Landes, es weist jedoch einiges darauf hin, dass die Entscheidung vom September 2011, die Währung zu deckeln, die Handelsleistung weiter ankurbelt. Unterm Strich scheint ein leichter Optimismus bei den Wachstumsprognosen nicht nur für das BIP, das im Jahr 2013 die Werte vor der Krise schliesslich übertroffen hat, sondern auch für das Reiseaufkommen durchaus vertretbar.

Reisemanager zurückhaltend

Wenn Unternehmen ihre eigenen Reiseprognosen abgeben sollen, zeigen die Befragten mehr vertraute schweizerische Zurückhaltung. Die Zahlen lassen darauf schliessen, dass die Unternehmen in der Schweiz darauf bedacht sind, ihr hart erspartes Geld der letzten Jahre nicht durch eine ausbordende Zunahme der von ihnen genehmigten Geschäftsreisen zu vergeuden. Nur 23 Prozent der schweizerischen Reisemanager geben an, 2014 mehr Flugbuchungen zu erwarten, 17 Prozent rechnen mit weniger Flügen. Aber auch hier geht die Mehrheit von keiner Veränderung aus.

Anzeichen zur Besorgnis gibt es im Bereich Meetings und Tagungen: 23 Prozent der Befragten erwarten eine Zunahme, aber fast genauso viele, 21 Prozent, einen Rückgang bei den Meetings, 55 Prozent gehen von keiner Veränderung aus. Zahlen, welche die Ausrichter von Meetings gar nicht gerne lesen werden: Zwei der Hauptarbeitgeber in der Schweiz,­ pharmazeutische Unternehmen und internationale Organisationen, ­ halten besonders häufig Meetings ab.

Steigende Kosten

Die Studie zeigt, dass schweizerische Unternehmen selbst bei moderaten Prognosen zum Wachstum beim Reiseaufkommen grosse Befürchtungen in Bezug auf eskalierende Kosten haben. Insgesamt 34 Prozent rechnen 2014 mit höheren Reisekosten; letztes Jahr waren es nur 27 Prozent. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Reise­manager, die einen Reise­kostenrückgang erwarten, von 15 auf sieben Prozent.

Zahlenmässig gehen also mehr als fünfmal so viele schweizerische Unternehmen von höheren als von sinkenden Reisekosten aus. Auffallend ist auch, dass mehr schweizerische Unternehmen (34 %) einen Reisekostenanstieg als eine Zunahme der Geschäftsreisen (27 %) erwarten, das heisst die höheren Kosten pro Reise schüren zumindest in Einzelfällen deutlich die Angst vor höheren Gesamtkosten. Trotz dieser Befürchtungen rechnet jedoch weiterhin die Mehrheit der Reisemanager (58 %) mit keinen Veränderungen bei den Kosten.

Flugreisen

Bei der Analyse nach Reisekategorie sind Flugreisen am besorgniserregendsten: 31 Prozent gehen davon aus, dass sie im kommenden Jahr mehr für Flüge ausgeben müssen.

Hotels

Überraschend ist vielleicht, dass weniger – nur 27 Prozent – höhere Hotelrechnungen erwarten. Hier wäre wohl ein höherer Prozentsatz zu erwarten gewesen, da die Studien zahlreicher Unternehmen gezeigt haben, dass die städtischen Hoteltarife in der Schweiz in den letzten zwei bis drei Jahren rapide gestiegen sind. So war zum Beispiel Zürich laut dem Hotelportal HRS im 3. Quartal 2013 bei den Übernachtungskosten die teuerste Stadt in Europa.

Mietwagen

Ein Kostenfaktor, der weit weniger Grund zur Sorge gibt, sind Mietwagen. Nur 14 Prozent der schweizerischen Reisemanager gehen für das Jahr 2014 von einem Anstieg der Mietwagenkosten aus, deutlich weniger als der westeuropäische Durchschnitt von 23 Prozent. Fast genau so viele Befragte aus der Schweiz, nämlich elf Prozent, glauben, die Mietwagenkosten gehen zurück.

Bahn /Meetings und Tagungen

Andere Reisekostenfelder liegen näher bei den Durchschnittswerten der Studie; so rechnen 23 Prozent mit einem Anstieg bei den Kosten für Bahnreisen und Meetings. In allen Unterkategorien ist das vorherrschende Thema aber Stabilität. 59 Prozent prognostizieren zum Beispiel keine Veränderungen bei den Kosten für Flugreisen und 61 Prozent bei den Hotelkosten.

Sieben Megatrends

Zum ersten Mal wurden die Interviewpartner für die «Air Plus International Travel Management Study 2014» auch zu den Auswirkungen von sieben Mega-trends auf das Travel Management befragt. Gesundheit und Wohlbefinden gehören dazu oder auch ein zunehmendes Umweltbewusstsein. Neben diesen Megatrends, die dem Bereich der Corporate Social Responsibility zuzuordnen sind, ging es bei der Befragung auch um Entwicklungen, die durch zukunftsweisende Technologien vorangetrieben werden, zum Beispiel das «Outernet» – die Verlagerung des Internets auf mobile Plattformen – oder auch das Datenmanagement. Die Antworten der Reisemanager lassen erkennen, dass diese Megatrends das Tagesgeschäft bereits heute offenbar stark beeinflussen.

Gesundheit und Wohlbefinden

«Wellness und Gesundheit» ist der Mega-Trend, dem die meisten Reisemanager in der Schweiz eine Auswirkung auf das Reisemanagement beimessen, entweder heute oder in den nächsten ein bis zwei Jahren (kombiniert 75 %). Diese Zahl liegt etwas über dem weltweiten (74 %) und westeuropäischen (71%) Durchschnitt. Die Betreuung von Mitarbeitern, während sie unterwegs sind, ist eindeutig eine der Hauptprioritäten bei den schweizerischen Reiseprogrammen und wird mit zunehmender Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte und Mitarbeiterbindung zweifellos in Zukunft noch wichtiger werden.

Umweltbewusstsein

Die Reisemanager in der Schweiz nehmen etwas häufiger als der weltweite und westeuropäische Durchschnitt einen Einfluss von Umweltfragen auf ihre Reiseprogramme wahr, sowohl aktuell als auch in naher Zukunft. Nur 21 Prozent sehen keinen Einfluss. Umweltbewusstsein kommt allmählich auch bei den Unternehmen in der Schweiz an: Fast die Hälfte der Unternehmen auf dem Schweizer Marktindex, dem Blue Chip Index des Landes, veröffentlichten in den Jahren 2011 und /oder 2012 Nachhaltigkeitsberichte. Üblicherweise beinhalten diese Berichte eine Zusammenfassung der reisegebundenen CO² -Emissionen.

Datenära

Auch hier sind die schweizerischen Reisemanager weitaus weniger überzeugt als die Reisemanager weltweit oder selbst im übrigen Westeuropa, dass die grosse Datenrevolution ihre Arbeit bereits verändert hat. Allerdings glauben wesentlich mehr, dass dieser Trend in den nächsten ein bis zwei Jahren zu spüren sein wird. Folglich sehen etwas weniger als im westeuropäischen Durchschnitt eine Auswirkung auf das Reisemanagement voraus. In Kombination mit den Ergebnissen oben bestärken diese Zahlen den Eindruck, dass die Reisemanager in der Schweiz die Bedeutung und den Wert von Technologie zwar zu schätzen wissen, diese aber vorsichtiger anwenden als Reisemanager anderer Länder.

Outernet

Westeuropa ist generell weniger davon überzeugt als der Rest der Welt, dass sich das sogenannte «Outernet» (die Übertragung der Internet­technologie auf mobile Plattformen) heute auf das Reisema­nagement auswirkt. Selbst nach west­europäischen Massstäben sind die Rei­semanager in der Schweiz jedoch skeptisch, dass eine solche Verbindung existiert, auch wenn ein höherer Prozentsatz davon ausgeht, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren hier eine Auswirkung spürbar wird.

Insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Reisemanager in der Schweiz mo­bile Plattformen immer mehr, aber langsamer als in anderen Ländern nutzen. Ein ähnlicher Trend zeigte sich in einer ak­tuellen Studie, in der ein Anstieg der M­-Commerce-Transaktionen als Teil der E­-Commerce-Transaktionen von 3,2 Prozent 2011 auf heute 5,8 Prozent, und somit unter dem europäischen Durchschnitt von 6,1 Prozent im Jahr 2012 zu verzeichnen war.

Flexible Arbeitszeiten

Die Reisemanager in der Schweiz sind weniger als ihre Kollegen im übrigen Westeuropa davon überzeugt, dass sich mehr Mobilität der Beschäftigten heute auf das Reisemanagement auswirkt. Diese Anzahl wird jedoch durch einen höheren Prozentsatz derjenigen ausgeglichen, die für die nächsten ein bis zwei Jahre eine Auswirkung des Trends zu mobilen Arbeitskräften erwarten. Die Zahlen zeigen, dass sich die schweizerischen Reisemanager bald mehr Gedanken über die Folgen der Mobilität machen müssen, da hierdurch die Beschäftigten nicht über eine grössere Fläche, sondern auch in geringerer Anzahl pro Standort verteilt werden als früher. Vielleicht werden sie so auch zu Managern der gesamten Mobilitätslogistik (z. B. Mobilfunkdienste) und nicht nur von Reisefragen.

Frauen in Managementpositionen

Hier liegt die Schweiz gleichauf mit dem westeuropäischen und weltweiten Durchschnitt. Immerhin 81 Prozent der Frauen in der Schweiz zwischen 25 und 54 Jahren sind berufstätig, obwohl es hier relativ wenig weibliche Führungskräfte gibt, für die Geschäftsreisen wahrscheinlicher wären. Alles in allem glauben etwas mehr schweizerische Reisemanager, dass sich die zunehmende Anzahl weiblicher Berufstätiger auf ihre Reiseprogramme auswirken wird als die alternde erwerbs­tätige Bevölkerung. Da allerdings 44 Prozent keine Auswirkung sehen, kann man daraus schliessen, dass viele Reisemanager unsicher sind, ob oder wie sie andere Vorkehrungen für weibliche Reisende treffen müssen.

Demografischer Wandel

Die Antworten der schweizerischen Reisemanager sind fast identisch mit den Durchschnittswerten im westeuropäischen und weltweiten Teil der Studie. Wie in vielen anderen Ländern sind immer ältere Arbeitnehmer auch in der Schweiz ein starker Trend. 2011 standen 71,9 Prozent der Schweizer zwischen 55 und 64 im Arbeitsleben. 2020 wird der Anteil der Arbeitnehmer in dieser Altersgruppe, bezogen auf die Gesamtbeschäftigten in der Schweiz, um schätzungsweise 16,2 Prozent höher liegen. Da gleichzeitig weniger junge Leute in den Arbeitsmarkt eintreten werden, bedeutet dies, dass dann 30 Prozent der arbeitenden Bevölkerung zwischen 55 und 64 Jahre alt sein wird. Trotz demografischem Wandel glauben nur 49 Prozent der Reisemanager in der Schweiz, dass die alternde Bevölkerung sich heute oder in den nächsten ein bis zwei Jahren auf ihr Reisemanagement auswirken wird. Warum prognostizieren 44 Prozent keine Auswirkungen? Mögliche Antworten wären ein mangelndes Bewusstsein für das Problem oder die fehlende Erkenntnis, wie oder warum ältere Reisende anders zu behandeln sind als jüngere.