Branchen & Märkte

Internationalisierung

Die attraktivsten Exportmärkte für Schweizer KMU

Welche Exportmärkte sind besonders attraktiv und welche Herausforderungen warten beim Export in diese Länder? Eine Übersicht gibt die neue Rangliste von Switzerland Global Enterprise, die in Zusammenarbeit mit der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich erstellt wurde.
PDF Kaufen

Der Top-Exportmarkt ist China, der unter anderem mit einem starken Bruttoinlandprodukt punktet. 2016 lag es bei 11,2 Billionen Dollar. Die Tendenz ist mit einem Wirtschaftswachstum von über 6 Prozent steigend. Zum Vergleich: Allein dieses Wirtschaftswachstum hat ein Volumen von über 600 Milliarden Dollar und entspricht damit dem gesamten Bruttoinlandprodukt der Schweiz. Gleichzeitig liegt das durchschnittliche Importwachstum von 2016 bis 2021 bei 3,9 Prozent. Hinter dem Top-Exportmarkt China folgen in der Rangliste die USA und Südkorea. Doch was macht diese drei Märkte so attraktiv?

China

Dass China die Rangliste anführt, ist für Daniel Bont, Berater für China bei S-GE, keine Überraschung. «China bietet für exportierende Schweizer KMU einen enorm grossen Markt. Gekoppelt mit dem Wirtschaftswachstum ist die Frage also meist nicht, ob Potenzial besteht, sondern eher, ob und wie das Unternehmen den Markteinstieg schaffen kann. Das Produkt registrieren zu lassen, kann jedoch zu einer komplexen Herausforderung werden: Es muss diverse Vorschriften erfüllen und es braucht eine Zertifizierung, um verkauft werden zu dürfen.» Insbesondere für Gesundheitsprodukte, Medizintechnik, Kosmetik oder Lebensmittel kann der Prozess zur Genehmigung langwierig und kostenintensiv sein. Auch die Suche nach einem geeigneten Vertriebspartner, der kooperationsbereit ist und Fachkompetenz hat, nimmt Zeit in Anspruch.

Neben dem grossen Marktpotenzial sind für KMU die Exporte nach China auch wegen des Freihandelsabkommens interessant. «Die Zollgebühren für eine Reihe von Branchen konnten durch das Abkommen bereits verringert oder sogar ganz abgeschafft werden. Schweizer KMU haben damit einen Preisvorteil gegenüber den europäischen Konkurrenten», erklärt Daniel Bont. Auch die Umfrage zu den Exportperspektiven von Switzerland Global Enterprise bestätigt dies: 31 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen werden bis Ende Jahr nach China exportieren.

USA

Die USA belegen in der Rangliste der Top-Exportmärkte den zweiten Rang. Mit einem Bruttoinlandprodukt von rund 18,6 Billionen Dollar (2016) sind sie die grösste Wirtschaftsmacht der Welt. Auch das Marktpotenzial stimmt positiv – bis im Jahr 2021 wird in den USA mit einem durchschnittlichen Importwachstum von 4,8 Prozent gerechnet, wenngleich eine gewisse politische Unsicherheit besteht. Annina Bosshard, Beraterin für die USA bei S-GE, sagt: «Die Offenheit der Amerikaner vereinfacht das Netzwerken vor Ort und kann Schweizer KMU die Türen öffnen.» Allerdings ist der amerikanische Markt fragmentiert und gesättigt. «KMU müssen sich richtig positionieren und den Mehrwert gegenüber der Konkurrenz aufzeigen. Um die Schweizer KMU dabei zu unterstützen, erstellen wir zusammen mit unserem Swiss Business Hub in den USA individuelle Marktanalysen. Schweizer Unternehmen erhalten dadurch eine klare Übersicht, in welchem Markt ihr Produkt oder ihre Dienstleistung wirklich gefragt ist und Potenzial besteht.» So vielversprechend der amerikanische Markt auch ist, Unternehmen müssen sich bewusst sein, dass die Konkurrenz riesig ist und für dieses Zielland Export­erfahrung von grossem Vorteil ist.

Südkorea

Südkorea ist die viertgrösste Volkswirtschaft in Asien und belegt in der Rangliste der Top-Exportmärkte Platz drei. Das Land ist modern, wohlhabend und hat das schnellste Breitbandmobilnetz der Welt. Es ist deshalb keine grosse Überraschung, dass Südkorea die Standards für die digitale Welt von morgen setzt. «Diese starke digitale Entwicklung zeigt sich beispielsweise daran, dass der Onlinehandel den herkömmlichen Handel schon längst überflügelt hat», sagt Jacqueline Tschumi, Beraterin für Japan und Südkorea bei S-GE. Viele grosse Schweizer Firmen sind in Südkorea bereits präsent, viele KMU können das Land noch für sich entdecken. Bis 2021 wird in Südkorea mit einem durchschnittlichen Importwachstum von 3,4 Prozent gerechnet. Vor allem die Nachfrage nach Luxusgütern sowie Komponenten und Maschinen für die Industrie macht diesen Markt für Schweizer KMU interessant.

Allerdings bringt der Markt kulturelle Unterschiede mit sich: Einerseits ist die Wirtschaft sehr hierarchisch organisiert, andererseits sind die Sprache und die Schrift komplett anders, eine Kommunikation auf Englisch kann im Alltag eine Herausfor­derung sein. Deshalb sind Schweizer Unternehmen laut Jacqueline Tschumi in Südkorea schnell auf fremde Hilfe angewiesen. «Der Swiss Business Hub Korea bietet Unterstützung im regulatorischen Bereich und im Gespräch mit den lokalen Behörden oder möglichen Partnern. Wenn ausländische Vertreter dabei ein paar Wörter wie ‹Guten Tag› oder ‹Danke› auf Koreanisch können, wirkt sich das positiv auf die Stimmung aus.»

Zukunftsmarkt Asien

Nach China, den USA und Südkorea bilden Singapur, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kanada, Polen, Japan und Deutschland die Top Ten der Exportmärkte. Der asiatische Raum ist in den vorderen Rängen der Rangliste also stark vertreten. Auch ein Blick auf die Bewertung nach Regionen bestätigt dieses Bild, auch hier geht die Goldmedaille nach Asien an die Asean-Region mit den Ländern Philippinen, Indonesien, Vietnam, Singapur, Malaysia, Myanmar, Laos, Thailand, Brunei und Kambodscha. Das Wirtschaftswachstum im asiatischen Raum schreitet mit gros­sem Tempo voran. Ein Grund dafür ist sicherlich die wachsende Mittelschicht. Diese wird bis im Jahr 2030 von heute 2,5 auf 5 Milliarden wachsen und zwei Drittel des Konsums werden dann nicht mehr in Europa und Amerika stattfinden, sondern in Asien. Für Schweizer KMU bedeutet dies vielversprechende Exportmöglichkeiten, sowohl heute wie auch in Zukunft.

Fehler im Export vermeiden

So vielversprechend diese Märkte sind, so unterschiedlich sind sie. Jedes Land hat seine Kultur und  seine Wirtschaftsmerkmale. Es ist wichtig, sich nicht in einen Markt zu stürzen, sondern diesen gezielt vorzubereiten und eine Exportstrategie zu entwickeln. Wenn KMU dabei die folgenden vier Punkte beachten, vermeiden sie typische Fehler und legen den Grundstein für ein erfolgreiches Export-Projekt.

Konkurrenz und Aufwand nicht unterschätzen

Bis sich ein KMU erfolgreich in einem Land etablieren kann, dauert es oft Jahre. Umso wichtiger ist es deshalb, die Hausaufgaben des Markteintritts gründlich zu machen. Schweizer KMU sollten die Entwicklung und Trends der Branche genau kennen, sich der rechtlichen Anforderungen bewusst sein, die Preispolitik verstehen und die Konkurrenz genau kennen. Sobald diese Abklärungen getroffen sind, lassen sich Aufwand und Nutzen eines Auslandprojektes sinnvoll abwägen.

Richtige Partner finden

Die meisten KMU unternehmen die ersten Schritte in einem neuen Markt mit einem lokalen Partner. Damit ein Geschäft erfolgreich aufgezogen werden kann, müssen die eigenen Interessen mit jenen des ausgewählten Partners übereinstimmen. Um das Produkt erfolgreich an den Mann zu bringen, sind eine enge Zusammenarbeit sowie gegenseitiges Vertrauen und Verständnis die Grundvoraussetzungen.

Persönliche Beziehungen pflegen

Ob China, Brasilien, Osteuropa oder die Golfstaaten: Das Führungspersonal des Unternehmens muss mögliche Partner, Kunden und Behördenvertreter regelmäs­sig und persönlich treffen, um gemeinsame Projekte zu besprechen. Gespräche finden nicht nur im Sitzungszimmer statt, auch der Golfplatz oder ein Restaurant können geeignete Orte dafür sein.

Fazit

Auch wenn ein Exportprojekt herausfordernd und zeitintensiv ist, jetzt ist ein guter Zeitpunkt für die Erschliessung neuer Märkte. Gemäss der Umfrage von S-GE sehen Schweizer KMU der Zukunft mit grosser Zuversicht entgegen. Knapp 60 Prozent rechneten für das vierte Quartal 2017 mit steigenden Exporten.

Für das Jahr 2018 plant die Hälfte der befragten KMU einen internationalen Expansionskurs. Grossen Einfluss darauf haben die positiven Währungseffekte. Dank der Wechselkursentwicklung rechnen Unternehmen wieder mit höheren Margen.