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Weiterbildung

Blended Learning für mehr Schulungseffizienz

Während in den USA bereits 77 Prozent aller Unternehmen auf crossmediale Trainingskonzepte setzen, zeigt sich der Mittelstand im deutschsprachigen Raum zögerlich. Optionen wie E- und Blended Learning finden kaum Verbreitung, dabei wären sie gerade für KMU eine interessante Lösung. Sie bieten Flexibilität und senken die Trainingskosten.
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In kleinen und mittelgrossen Unternehmen herrscht immer noch eine stark verbreitete Skepsis gegenüber dem sogenannten E-Learning beziehungsweise dem Blended Learning. Das muss allerdings nicht so bleiben. Vor einigen Jahren hiess es auch, dass sich das iPhone nicht durchsetzen würde und Handys mit Android-Betriebssystemen nur für Informatiker und technikverliebte Nerds seien. Und heute? Unser Alltag ist ohne das allgegenwärtige Smartphone gar nicht mehr vorstellbar. Ein paar Traditionalisten halten zwar noch eisern an ihrem guten alten Nokia fest – doch sie sind klar in der Minderheit.

E-Learning im Wandel der Zeit

Das E- und das Blended Learning befinden sich aktuell an einer vergleichbaren Schwelle – die Angebote sind auf dem Markt vorhanden, die breite Masse beäugt sie jedoch noch kritisch und reagiert eher verhalten. Mitverantwortlich dafür sind schlechte Erfahrungen, als solche Konzepte erstmals versuchten, Einzug in die Unternehmenswelt zu halten. Damals wurde die Didaktik von den technischen Möglichkeiten bestimmt, die Bedienung war stellenweise kompliziert und die Systeme noch lange nicht so leistungsfähig wie heute. Der Gedanke, die Weiterbildung der Mitarbeiter einem Computer zu überlassen, war für viele Unternehmer eher Science Fiction als gangbare Lösung.

Diese Vorurteile scheinen sich in den Köpfen festgesetzt zu haben, denn die Mehrheit der mittelständischen Unternehmen setzt immer noch bevorzugt auf die Klassiker: Präsenzseminare mit internen oder externen Trainern. Doch diese scheinbar sichere Bank entpuppt sich immer mehr als Wackelpartie: Präsenzschulungen sind zeitintensiv und teuer, dazu kommt noch die Aus- und Überlastung der An­gestellten. Wenn die Trainingsbudgets weiter schrumpfen und Unternehmen ihre Mitarbeiter aus personalpolitischen Gründen nicht mehr für ein ganztägiges Inhouse-Training, geschweige denn ein mehrtägiges Seminar freistellen können, bleibt die betriebsinterne Weiterbildung bald ganz auf der Strecke.

Individuelle Anpassung

Mitarbeiter sind das wichtigste Gut für Unternehmen. Zahlreiche Studien belegen, dass Firmen, die in ihr Team und die interne Weiterbildung investieren, wesentlich erfolgreicher sind und besser und länger am Markt bestehen. Viele Unternehmen handeln hier jedoch nicht sehr weitsichtig: Trainingsetats dümpeln auf niedrigem Niveau dahin und wenn überhaupt, werden bevorzugt Führungskräfte geschult. Das ist zu kurz gedacht. Denn die Angestellten am Point-of-Customer beziehungsweise Point-of-Sale, aber durchaus auch in den Bereichen Einkauf, Logistik und Produktion leisten ebenso hohe Beiträge zum Unternehmens­erfolg. Es reicht nicht, nur in die Bereiche zu investieren, die für die Aussendarstellung sowie die Umsatzgenerierung wichtig sind.

Die Unternehmensführung würde ihren Mitarbeitern zwar gerne weitere Trainingsangebote machen, doch ihre Mannschaft hat schlicht und ergreifend keine Zeit für ein ganztägiges Seminar? Dann ist es Zeit, umzudenken, denn anstatt auf Weiterbildung zu verzichten, kann gerade für mittelständische Unternehmen ein massgeschneidertes Blended Learning-Angebot die Antwort sein. Der Umfang kann individuell angepasst werden, die Mitarbeiter können die Übungen flexibel in ihren Arbeitsalltag integrieren, und auch die Kosten fallen deutlich geringer aus.

Wir schaffen es kaum noch, unsere Smartphones länger als fünf Minuten aus der Hand zu legen. Meistens nur, um dann zum Tablet oder zum Laptop zu greifen. Diese digitale Affinität können sich Unternehmer zunutze machen, denn E-Learning-Systeme lassen sich nicht nur auf dem PC, sondern problemlos auch von allen mobilen Endgeräten ansteuern. Die Mitarbeiter können quasi das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und ihre Lerneinheiten zeit- und ortsunabhängig auf ihren eigenen Mobilgeräten absolvieren.

Die Kompromisslösung

Alles nur noch digital, Multiple Choice-Tests auf dem Smartphone, Feedback via E-Mail? Die Furcht vor der «Entkörperung» der Weiterbildung ist sicherlich ein weiterer Grund, weshalb sich KMU nur zögerlich für mediale Trainingskonzepte öffnen. Blended Learning bietet hier den Kompromiss: Bei einer Kick-off-Veranstaltung stellt ein Trainer das massgeschneiderte E-Learning-Tool vor, führt in die Thematik ein und steht für Fragen zur Verfügung. Der Trainer kann während der gesamten Trainingszeit bei Unklarheiten oder Fragen kontaktiert werden. So können die Mitarbeiter zwar unabhängig über ihr Trainingspensum entscheiden, haben gleichzeitig aber auch die Sicherheit, dass sie nicht mit dem Lernstoff allein gelassen werden.

Effizienzsteigerung ist das entscheidende Schlagwort, das immer wieder im Zusammenhang mit Trainingsmassnahmen genannt wird. Für Personaler wird es zunehmend wichtiger, dass nicht nur die Mitarbeiter effizienter arbeiten können, sondern auch die Trainings- und Schulungsangebote nach der Prämisse Effizienzsteigerung ausgewählt werden. Fragen wie etwa, wie viele Mitarbeitende gleichzeitig geschult, wie oft die Inhalte wiederholt konsumiert werden können und dauerhaft zur Verfügung stehen, wie die  Reise- und Arbeitsausfallzeiten reduziert und die Messbarkeit erhöht werden kann, gewinnen in Zukunft verstärkt an Bedeutung. E- und Blended Learning bieten eine Antwort auf diese Fragen, doch im Gegensatz zu den USA oder auch manchen europäischen Ländern wie UK oder Niederlande, scheint die digitale Arbeitswirklichkeit hier nur ganz allmählich Einzug in die Trainings- und Schulungskonzepte zu halten.

Gemäss dem Motto «Weniger ist manchmal mehr» bietet Blended Learning die Möglichkeit, einzelne Themenschwerpunkte gezielt zu trainieren. Natürlich gibt es auch bei einem Präsenztraining die Möglichkeit, vorher Schwerpunkte zu setzen – doch häufig ist der Umfang gerade für mittelständische Unternehmen eine Nummer zu gross und vor allem zu aufwendig im Hinblick auf die Nachbereitung. Neue Mitarbeiter sollen mit den Leitlinien der Firma vertraut gemacht werden? Oder das Vertriebsteam soll eine gezielte Schulung in Sachen Reklamationsmanagement erhalten? Für solche und viele weitere Situationen können speziell auf den individuellen Bedarf zugeschnittene Module eingekauft werden. Für viele Branchen gibt es zudem bereits passgenaue Lösungen, mit denen Standardsituationen, zum Beispiel im Vertrieb, trainiert werden können.

Lerneffekte kontrollieren

«Wie soll ich mich denn darauf verlassen, dass meine Mitarbeiter das auch wirklich machen? Bei einem Präsenztraining mit Anwesenheitspflicht habe ich es schwarz auf weiss, dass meine Leute teilgenommen haben.» Einwände wie diese gibt es häufig. Aber nur weil die Namen auf einer Liste stehen, heisst das nicht automatisch, dass die Leute auch was gelernt haben. Viele haben zwar fleissig mitgeschrieben, doch die Unterlagen verstauben nach dem Seminar in der Schreibtischschublade. Und wenn die Nachwirkung von Weiterbil­dungsmassnahmen regelmässig verpufft, stellt sich die Frage, ob sich die Investition überhaupt lohnt. Im Rahmen einer Studie des Institute of Microtraining gab jedes vierte Unternehmen an, auch deshalb nicht in zusätzliche Trainings zu investieren, da die Mitarbeitermotivation zu wünschen übrig lasse. Das sind alarmierende Zahlen.

Evaluierungsmethoden

Generell reichen Mitarbeiterbefragungen oder Feedbackbögen auch bei Weitem nicht mehr aus, um einen verlässlichen Überblick über den Lernerfolg zu bekommen – schliesslich fragen sie nur die subjektiven Einschätzungen der Trainingsteilnehmer ab. Dennoch werden in den meisten Unternehmen – bei über 70 Prozent der Studienteilnehmer – Feedbackbögen als einzige Lernkontrolle eingesetzt. Die modernen Trainingskonzepte machen automatisch eine Vielzahl von Evaluierungsmethoden möglich – ein entscheidender Punkt, der diese Trainingskonzepte auch für kleine und mittel­grosse Unternehmen attraktiv macht.

Lernkontrolle in Echtzeit

Denn um das erlernte Wissen langfristig zu festigen und abrufbar zu machen, reicht es nicht, nach dem Seminar einen Test durchzuführen, dessen Auswertung dann Wochen auf sich warten lässt. Blended Learnings bieten unkompliziert die Möglichkeit, während des Wiederholungslernens am Smartphone auch laufend eine Lernkontrolle in Echtzeit durchzuführen oder beispielsweise erst nach dem Bestehen eines Tests die nächste Stufe für den User freizuschalten.

So wird der Mitarbeiter motiviert, am Ball zu bleiben, und gleichzeitig haben Führungskräfte die Möglichkeit, sich über den Lernfortschritt der Angestellten zu informieren.

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