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Biotreibstoff soll Fliegen nachhaltiger machen

Nachhaltiger Flugtreibstoff ist ein Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, den CO2-Ausstoss von Flugzeugen zu reduzieren. Air France und KLM engagieren sich für die Entwicklung von SAF und haben ein Firmenprogramm ins Leben gerufen, das es Unternehmen ermöglicht, sich für die Nutzung von nachhaltigem Flugtreibstoff zu engagieren.
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Keine Frage, der Flugverkehr muss nachhaltiger werden. Bei Air France-KLM ist Nachhaltigkeit bereits viele Jahre ein Unternehmensziel. Mit zahlreichen Projekten – darunter Recycling-Massnahmen, zertifizierte CO₂-Kompensationsprogram­­me, moderne und leichtere Flugzeuge, Entwicklung von Biotreibstoffen – möchte die Fluggesellschaft ihren ökologischen Fussabdruck minimieren. Im Dow Jones Sustainability Index ist die Air France-KLM-Gruppe seit 16 Jahren als eine Leaderin in der Branche vorne mit dabei und wurde zuletzt im Jahr 2020 mit der höchsten Punktzahl für ihr Nachhaltigkeitsengagement ausgezeichnet.

Pionierarbeit

Das Corporate-SAF-Programm – SAF steht für Sustainable Aviation Fuel – als Teil ­dieser diversen Massnahmen soll dazu beitragen, geschäftliche Flugreisen nachhaltig zu gestalten, indem Unternehmen sich an der Entwicklung von SAF bei Air France-KLM beteiligen können. 

KLM war 2009 die erste Airline, die Flüge mit Biotreibstoff durchführte. Im Jahr 2011 gehörten Air France und KLM zu den ersten Fluggesellschaften, die kommerzielle Flüge mit nachhaltigem Treibstoff vollbrachten. Heute gibt es bei Air France-KLM regelmässig Flüge mit SAF-Betankung. Im vergangenen Mai führte Air France den ersten Langstreckenflug von Paris nach Montreal mit 16 Prozent in Frankreich produzierten SAF durch; ­eines der jüngsten Beispiele ist der Air-France-Flug von Nizza nach Paris Anfang Oktober 2021, der mit 30 Prozent SAF aus den französischen Anlagen von Total Energies betankt war. Bei der Reduktion des CO₂-Ausstosses spielt nachhaltiger Flugtreibstoff also eine wichtige Rolle. Das Problem: Biotreibstoff ist bisher nur in geringen Mengen verfügbar. Das soll sich ändern. 

Kooperationspartner gesucht

Die grösste Herausforderung besteht aktuell darin, eine nachhaltige Industrie zu entwickeln. Bisher sind weniger als 0,1 Prozent der rund 300 Millionen Tonnen Flugtreibstoff, der von kommerziellen Fluggesellschaften genutzt wird, Sustainable Aviation Fuel. Um signifikante Auswirkungen auf die gesamten CO₂-Emis­sionen zu erzielen, müssen verschiedene Branchen und Unternehmen zusammenarbeiten, denn nur gemeinsam können die Nachfrage und damit die Produktion und die Verfügbarkeit angekurbelt werden, um schliesslich das Ziel einer nach­haltigeren Luftfahrt zu erreichen. 

Das Corporate-SAF-Programm von Air France-KLM will Firmen genau diese Möglichkeit bieten: den Übergang von herkömmlichem Treibstoff zu SAF aktiv voranzutreiben und den ökologischen Fussabdruck der eigenen Geschäftsreisen damit zu verringern. Durch ihre Inves­tition ins Corporate-SAF-Programm sorgen die Unternehmen für eine höhere Verfügbarkeit von SAF, steigern die Nachfrage, sodass nachhaltiger Flugtreibstoff in der Luftfahrtindustrie vermehrt genutzt wird, und tragen dazu bei, dass SAF wirtschaftlich wettbewerbsfähiger wird. 

Das Programm 

Wie funktioniert die Teilnahme konkret? Als Erstes werden der jährliche Treibstoffverbrauch und der damit verbundene CO₂-Ausstoss der teilnehmenden Firma berechnet. Basierend auf diesen Informationen erstellt Air France-KLM ein Beitragsangebot, entweder für alle Flugreisen, für einen bestimmten Prozentsatz der Flugreisen oder für gewisse Schlüsselstrecken. Die Firma wählt ihren jähr­lichen Beitrag zum Corporate-SAF-Programm, der dann für den Kauf von nachhaltigem Flugtreibstoff verwendet wird. 

Am Ende des Jahres erstellt Air France-KLM einen individuellen, extern geprüften Nachhaltigkeitsbericht, der die konkreten Auswirkungen auf die CO₂-Emis­sionen aufgrund des geleisteten Beitrags festhält.

Erste Schweizer an Bord

Neben Microsoft, ABN AMRO, Accenture oder Lavazza ist seit diesem Herbst mit der Kronos-Gruppe der erste Schweizer Partner Teil des Corporate-SAF-Programms von Air France-KLM. Die Kronos-Gruppe, die sich aus einem Plattenlabel (Kronos Records) und einer Eventagentur (En Coulisse) zusammensetzt, unterzeichnete Anfang September eine Vereinbarung, welche sie dazu verpflichtet, ins SAF-Programm von Air France-KLM zu investieren. 

Basierend auf einer Schätzung der durch Geschäftsreisen anfallenden CO₂-Emis­sionen leistet die Kronos-Gruppe nun also einen jährlichen Beitrag ans Programm und hat dadurch die Möglichkeit, ihren ökologischen Fussabdruck bei Geschäftsreisen mit Air France-KLM um mindestens 75 Prozent zu reduzieren. Die zu­gesprochenen Beiträge investieren Air France und KLM ihrerseits in die Bereitstellung und Nutzung von SAF. 

Die Investitionen

Air France-KLM erwirbt mithilfe der Beiträge SAF und investiert zusätzlich in die Produktion, die Bewusstseinsbildung und die Stimulierung der Nachfrage. Dazu arbeitet die Fluggesellschaft mit verschiedenen SAF-Lieferanten zusammen, darunter Sky NRG, Neste und World Energy. KLM beteiligt sich auch aktiv am «Bioport Holland», einer Partnerschaft zwischen der niederländischen Regierung und mehreren privaten Parteien, die eine SAF-Produktion in den Niederlanden zum Ziel hat. 

Die Fabrik soll im Jahr 2023 fertiggestellt sein und will SAF aus regionalen Abfallrohstoffen herstellen. 75 000 Tonnen nachhaltiger Flugtreibstoff soll so jährlich zu KLM gelangen. Auch in Frankreich wird aktuell eine SAF-Anlage gebaut, die im Jahr 2023 in Betrieb genommen werden soll. 

Erste positive Ergebnisse seitens Air France-KLM sind

  • In 2020 50 Prozent weniger CO₂-Emis­sionen im Vergleich zu 2019 (inklusive Auswirkungen der Covid-19-Krise)
  • 5,6 Prozent weniger CO₂-Emissionen pro Passagierkilometer im Vergleich zu 2005
  • 39 Prozent weniger Lärm pro Flug­bewegung im Vergleich zu 2000
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