Herr Dr. Jungi, was bewog Sanacare, nicht nur den medizinischen Bereich, sondern auch den betriebswirtschaftlichen Teil der Arztpraxen in ein Management-System einzubetten?
Qualität, aber auch Transparenz in der medizinischen Qualität sind hochaktuelle Forderungen im Gesundheitswesen. Diesen Anspruch wollen wir in dreifacher Hinsicht erfüllen. Und da lag auch unser Motiv zur Einführung eines zertifizierten Managementsystems. Mit dem damit verknüpften SQS-Zertifikat setzen wir ein starkes Signal für Patienten, Ärzte, Spitäler und Versicherer. Es trifft zu, Zertifizierungen von Arztpraxen sind noch rar. Die Zertifizierung von Sanacare in der dreifachen Kombination der Qualitätslabel «ISO 9001», «Good Medical Practice» und «GoodPriv@cy» ist sogar einzigartig.
Sanacare ist unter anderem zertifiziert nach «Good Medical Practice». Was bedeutet das?
Die SQS bietet mit dem Label Good Medical Practice eine Qualitätszertifizierung der medizinischen Behandlung an. Diese Auszeichnung hält sich eng an bestehende Anforderungen der Norm ISO-9001–2008, ist aber um einen spezifischen Pflichtenkatalog erweitert worden, der sehr detailliert auf die Qualitätsansprüche der medizinischen Behandlung eingeht. In unseren Gruppenpraxen wollen wir eine hervorragende medizinische Behandlung nach einheitlichen Grundlinien gewährleisten und diese auch kommunizieren. Deshalb hat sich Sanacare im Jahr 2007 für diese Zertifizierung entschieden. Wir werden seither jährlich überprüft – sowohl in der medizinischen Betreuung als auch in den Bereichen Führung und Administration.
Und was bezweckt ihr zweites Zertifikat «GoodPriv@cy»?
In den Sanacare-Gruppenpraxen und in der Administration fallen sensitive Daten über Patientinnen und Patienten sowie Versicherte an. Die Sicherheit dieser Daten ist für uns ein Qualitätskriterium und hat hohe Priorität. Die Interessenlage ist allseits gegeben: Sicher sein sollen der Kunde Patient, sicher sein soll auch der Kunde Versicherung. Sanacare hat sich deshalb 2005 als erste Managed-Care-Organisation durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle für ihren konsequenten Datenschutz mit dem Label SQS GoodPriv@cy zertifizieren lassen. Weil Gesundheitsdaten besonders schützenswert sind, erhalten bei Sanacare folglich nur jene Personen Einsicht, welche die Gesundheitsdaten für ihre Aufgabenerfüllung brauchen. Alle Mitarbeitenden sind zudem zu absolutem Stillschweigen verpflichtet. Die statistischen Auswertungen werden anonymisiert, so dass kein Rückschluss auf Personen möglich ist. Alle Daten werden ordnungsgemäss gesichert und nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist vorschriftsgemäss vernichtet. Mit GoodPriv@cy erfüllt Sanacare die Forderung nach Einhaltung aller für Sanacare relevanten gesetzlichen und vertraglichen Datenschutzvorschriften; nach Gewährleistung der datenschutzrechtlich notwendigen Informationssicherheit durch organisatorische, personelle und technische Massnahmen; sowie nach einem funktionierenden und gut dokumentierten Datenschutz-Managementsystem.
Welchen Stellenwert haben die beiden Zertifikate in Ihrer Gruppenpraxis-Strategie?
Die Zertifikate sind sogar an oberster Stelle, auf der Ebene Verwaltungsrat, verankert. Dieser gibt uns klar vor, dass die Zertifikate erhalten werden müssen. In der Geschäftsstrategie fällt überdies ins Gewicht, dass wir mit unserem Qualitätsmodell unseren Vertragskrankenkassen ermöglichen, Prämienreduktionen an deren Versicherte weiterzugeben. Aber sicher, im Alltag ist nicht das Zertifikat, sondern der Weg dahin entscheidend. Auch dieser Aspekt ist bei Sanacare in der Praxisstrategie festgeschrieben, denn letztlich sind es die Prozesse, die uns ermöglichen, von der Zentrale in Winterthur aus 13 dezentrale Praxen administrativ führen zu können. Diese Denkweise kommunizieren wir über das Qualitätslabel insbesondere auch an unsere Partner, zum Beispiel den Versicherungsgesellschaften, mit denen wir Verträge haben.