Strategie & Management

Industrielle Produktion

Mit einem Masterplan zu strukturiertem Wachstum

Obwohl die Dynamik in den Märkten massiv zugenommen hat, herrscht in den Produk­tionsbetrieben immer noch der reaktive Ansatz vor. Wachstum wird durch Erweiterungen auf dem aktuell vorhandenen Platz aufgefangen, was zu ungeordneten Strukturen führt. Ein Masterplan ermöglicht effiziente Fertigungsprozesse und bietet langfristig Marktvorteile.
PDF Kaufen

Strategische Planung beinhaltet Elemen­te wie Positionierung, Langfristziele, Angebotsstruktur, Vertriebskonzept, Markt- und Wettbewerbsanalysen und so weiter und ist stets langfristig ausgerichtet. Demgegenüber werden die Erstellung und die Erweiterungen der Produktionsinfrastruktur in der Regel als in sich geschlossene Projekte betrachtet. Dabei wird die langfristige Perspektive oft vernachläs­-sigt. So entsteht in den Produktionsbetrieben mit der Zeit ein Sammelsurium von Funktionsbauten wie Produktionsräumen, Montagehallen, Lagern, Silos, haustechnischen Anlagen und so weiter, die nicht optimal vernetzt sind und kaum mehr eine ­effizient organisierte Medienversorgung und eine sinnvolle Führung der Material- und Personenflüsse zulassen. 

Mit jedem Ausbau sind je nach Situation auch Anpassungen der internen Logistik erforderlich, die im Korsett der gegebenen Voraussetzungen erfolgen müssen. Dies geht auf Kosten der Effizienz. Mit dem Wildwuchs verbunden ist zudem fast zwangsläufig eine mangelhafte Ausnutzung der vorhandenen Flächen. Ein Befreiungsschlag aus den historisch gewachsenen Strukturen ist nur durch massive Eingriffe in die Arealüberbauung oder durch einen Umzug der Fabrikation in einen Neubau auf der grünen Wiese möglich. Beide Varianten sind kostspielig und in vielen Fällen unrealistisch.

Der Masterplan als Roadmap 

Unstrukturiertes Wachstum der Produktionsinfrastruktur ist heute nach wie vor eher die Regel als die Ausnahme. Die negativen Auswirkungen des rein projektbezogenen Denkens machen jedoch deutlich, wie wichtig die langfristige Planungsperspektive ist. Das bedeutet, dass die Entwicklung der Produktion mit weitem Zeithorizont Bestandteil der strategischen Unternehmensplanung sein muss. 

Das Instrument, das sich dazu anbietet, ist der Masterplan. Dieser beschreibt den langfristigen Endzustand des Standortes auf geeigneter Flughöhe und erlaubt es, das gesamte Standortpotenzial auszuschöpfen. Der Masterplan dient der Unternehmensführung als Roadmap, um die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten des Unternehmens zu evaluieren, Wachstumspotenzial zu identifizieren und bei veränderter Geschäftslage gezielt zu reagieren. Er ermöglicht eine strategisch getriebene Investitionsplanung über einen Zeitraum von fünf bis 15 Jahren und stellt diese auf eine solide abgestützte, langfristig tragfähige Basis.

Der Masterplan beruht auf einer umfassenden Analyse der Nutzungs- und Erschliessungsmöglichkeiten des Produk­tionsstandortes und zeigt auf, wie sich die übergeordneten Versorgungs-, Produktions- und Entsorgungsprozesse sowie die haustechnischen Anlagen flexibel organisieren lassen. Dies mit einer langfristigen Perspektive und gegliedert in Etappen. Der Masterplan ist sowohl für Neubauten wie auch für bestehende Areale ein geeignetes Planungsinstrument.

Flexibilität als Notwendigkeit

Im Grundsatz verfolgt der Masterplan zwei Ziele: Zum einen schafft er die Voraussetzung, um kurzfristige Entwicklungsmöglichkeiten des Geschäfts wahrzunehmen und die «Time to Market» zu verkürzen. Zum anderen dient er als Planungsgrundlage für ein langfristiges, strukturiertes Wachstum oder für geordnete respektive im Rahmen einer Gesamt­strategie umsetzbare Veränderungen der Produktionsinfrastruktur. Damit trägt der Masterplan wesentlich zum Schutz der Investitionen bei und steigert die Wertschöpfung auf dem Areal durch optimale Nutzungskonzepte. 

Der Schlüssel zum strukturierten Wachstum heisst Flexibilität, die im Gegensatz zum hergebrachten Bild der statischen Fabrik mit festgefügten Produktionsstrukturen steht. Flexibilität ist heute aus verschiedenen Gründen zwingende Notwendigkeit, um die Existenz eines Produktionsbetriebs auf eine solide Grundlage zu stellen. 

Die Unberechenbarkeit der globalisierten, teilweise hoch volatilen Märkte, der anhaltende Konkurrenzdruck, die stetige Verkürzung der Innovationszyklen, die Digitalisierung und weitere Faktoren erfordern rasches Handeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Auf der strategischen Ebene ist zu berücksichtigen, dass sich Nutzungs- und Abschreibungszeit von Gebäudehüllen in einer Grössenordnung von 25 bis 50 Jahren bewegen, während Unternehmensstrategien normalerweise auf einen Zeitraum von fünf Jahren ausgerichtet sind. Das bedeutet, dass das Produktionssystem wandelbar sein muss und nicht an unveränderbare bauliche Strukturen gebunden sein darf.

Offen für alle Szenarien

Zukunft ist die grosse Unbekannte, mit der Unternehmen leben müssen. Ein Masterplan ermöglicht es, mit ihren Unwägbarkeiten strategisch zielführend umzugehen. Er berücksichtigt verschiedene Entwicklungsszenarien und definiert die Leitplanken für Wachstums­optionen, Schrumpfung oder die Neuausrichtung der Produktion. Allerdings ist er kein eng geschnürtes Konzept, sondern lässt Veränderungen der Produktions­kapazitäten und unter Umständen auch neue Arealnutzungen zu. 

Auch die durchdachteste Unternehmensstrategie ist nicht in Stein gemeisselt und muss – zum Beispiel als Folge unvorhersehbarer Ereignisse – korrigiert werden. Die übergeordnete Planung der Arealentwicklung muss nachziehen und ermöglichen, dass jeder Ausbauschritt zu jedem Zeitpunkt hinterfragt und verifiziert werden kann. Erweiterungen erfolgen etappenweise und werden dann realisiert, wenn der Bedarf ausgewiesen ist. Die Ausbauschritte sind gezielt auf einen optimalen Endzustand ausgerichtet und lassen sich bei laufendem Betrieb realisieren. 

Konzepte als Basis

Eine Flexibilisierung der Fabrik lässt sich durch planerische Konzepte erzielen, die zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten antizipieren und im Masterplan Niederschlag finden. Zu diesen zählen die Bildung von Raumreserven auf dem Areal oder innerhalb der bestehenden Gebäudestruktur – beispielsweise durch Auf­stockungen – oder die Erstellung von nutzungsneutralen Räumen, deren Funktion sich kurzfristig dem aktuellen Bedarf anpassen lässt. Wichtig sind die Konzentration verschiedener Funktionsbereiche und deren sinnvolle Anordnung im gesamten Workflow. 

Diese Optimierung des Betriebslayouts ermöglicht eine langfristig tragfähige Planung der Medienversorgung, der Intralogistik sowie der Material- und Per­sonenflüsse. Sie bewirkt, dass diese Elemente nicht mit jedem Ausbauschritt grundlegend verändert werden müssen, sondern ohne bauliche Zäsuren erweitert werden können. 

Der hohe strategische Stellenwert eines Masterplans lässt sich anhand von drei Kriterien aufzeigen, die für eine langfristig erfolgreiche Unternehmensentwicklung wesentlich sind:

  • Planungssicherheit: Der Masterplan reduziert Eventualitäten auf ein Minimum.
  • Investitionssicherheit: Im Masterplan wird  aufgezeigt, ob die Wirtschaftlichkeit eines Bauvorhabens gegeben ist.
  • Zukunftssicherheit: Auf einem Masterplan basierende unternehmerische Entscheidungen sind fundiert abgestützt.
Porträt