Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Noch hält der Aufwärtstrend

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
PDF Kaufen

Mit dem Aufschwung am Aktienmarkt haben nun auch viele Menschen die Börse neu entdeckt, die ihr bisher fern geblieben waren. Lange hatte man Angst gehabt vor angeblich unberechen­baren Schwankungen und flüchtete sich in Unter­nehmensanleihen mit Renditen von nur Zehntelprozenten. Aber dann hörte man von Kurs­steigerungen und guten Dividenden und fragte sich, warum man nicht schon längst auf den Börsenzug aufgesprungen war, der scheinbar unaufhaltsam nach oben fuhr. Erfahrene Anleger kennen dieses Phänomen seit hundert Jahren. Sie bezeichnen es als «Dienstmädchen-Hausse». Und sie wissen, dass dies meist ein untrügliches Zeichen dafür war, dass der Kursaufschwung nun an ein vorläufiges Ziel gekommen ist. Sind wir also schon wieder so weit, dass man besonders vorsichtig sein muss und im Grunde jetzt schon eher wieder verkaufen sollte?

Doch das stimmt nur teilweise. Denn der Markt ist gespalten. Da gibt es zum einen hochriskante Technologiewerte, die viel zu teuer geworden sind. Aber viele gut laufende Aktien sind nach wie vor sogar unter ihrem Buchwert zu haben. Börsen-Neulinge lassen sich meist durch Freunde oder Zeitungsartikel verlocken, riskante Papiere zu kaufen. Sie wundern sich dann, warum es statt der weiteren Steigerungen plötzlich zu einem heftigen Absturz kommt. Für viele bisher wenig beachteten Aktien könnte aber der Anstieg durchaus noch weitergehen. Dies richtig einzuordnen, ist die Aufgabe einer soliden Analyse. Zunächst blicken wir auf den Gesamtmarkt. Was sagen unsere Frühindikatoren? Sie bleiben insgesamt noch positiv. Aber auf einiges müssen wir achten.

1. Zinssignale: Negativ
Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ökonomischen Lehrbüchern. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobliga­tionen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. 

Noch haben wir Minuszinsen, sowohl bei den langfristigen Obligationen als auch bei den kurzfristigen Geldmarktzinsen unter Banken. Zehnjährige Bundesobligationen «rentieren» momentan bei minus 0,22 Prozent, einjährige CHF-Libor-Zinsen bei minus 0,59. Trotzdem sind diese geringer werdenden Minuszinsen für den Aktien-Anleger ein Warnzeichen. Denn der Trend geht nach oben, wie die Graphik zeigt. Der Grund sind nicht zuletzt steigende Preise, vor allem bei Rohstoffen.

2. Der Saisoneffekt: Negativ
Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Dieses Warnzeichen wird uns also noch bis in den Herbst hinein begleiten.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv
Dieser Indikator sieht weiterhin sehr gut aus. Mitte Juni wiesen von den 60 wichtigsten Aktien der Schweiz 16 Werte ein neues 9-Monats-Hoch auf. Und keine Aktie meldete ein 9-Monats-Tief. 

Es wird aber nun sehr wichtig, von den im Aufwärtstrend befindlichen Aktien die auszuwählen, die noch eine niedrige Bewertung aufweisen. Der Börsenwert sollte sich also nicht zu weit vom Jahresumsatz und vom Buchwert entfernt haben. Hier die Namen der aufwärts strebenden Favoriten, die auch noch niedrig bewertet sind: Aryzta, Rieter, Zehnder, Dufry, Sulzer, Arbonia, Julius Bär, UBS. Kursgefährdet, weil schwach im Trend und überbewertet, sind Vifor, Ems-Chemie und Tecan.

4. Der SMI-Index: Positiv
Der Swiss Market Index liegt weiter im Aufwärtstrend und meldet keine Schwächen. Für ein Verkaufssignal nach unserem System müsste der SMI unter einen Stand von 10 200 Punkten sinken.

5. Der Banken-Index: Positiv
Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten. Der Banken-Index meldet ebenfalls noch einen ungebrochenen Aufwärtstrend. Er hat nun seine Vor-Corona-Kurse wieder erreicht. Daraus folgt, dass mit grösseren Insolvenzen in nächster Zeit nicht zu rechnen ist. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale: 3:2 positiv
Es bleibt bei der knappen, aber ganz stabilen Mehrheit für einen weiterhin positiven Börsentrend. Der SMI, der Bankenindex und der Trend der Einzelaktien geben noch klare Kaufsignale. Aber die steigende Aktien-Euphorie, vor allem bei Börsenneulingen, mahnt zur Vorsicht. Auch die Aktien sind ja insgesamt gesehen keinesfalls historisch billig. Man sollte sich daher vor Käufen stets vergewissern, dass die betreffende Aktie keinesfalls über­bewertet ist. Vor allem sollten Aktien gemieden werden, deren Kursverlauf fast senkrecht nach oben zeigt. Da ist ein Absturz vorprogrammiert. 

Porträt