Finanzen & Vorsorge

Börsenradar

Lieferengpässe bremsen

Kaufen, Halten oder Verkaufen – ein speziell auf den Schweizer Aktienmarkt ausgerichtetes Analysesystem prüft auf Basis von fünf Einzelsignalen, in welche Richtung der Börsenradar ausschlägt.
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Die Lieferengpässe bei Halbleitern, Chips, Kunststoffen, Holz und Stahl bremsen die europäische Wirtschaft doch stärker als zunächst erwartet. Ausserdem wird mittlerweile bezweifelt, dass der Anstieg der Inflationsraten in den USA und Europa nur auf Basiseffekten im Vergleich mit dem schwachen Vorjahr beruht. Man macht sich mittlerweile schon Sorgen über die Ausuferung der Geldmenge, die durch die permanenten Anleihekäufe der Zentralbanken immer weiter wächst. Es ist absehbar, dass die Zentralbanken demnächst mit einem Abbremsen beginnen müssen. Je nachdem, wie stark das ausfällt, werden davon auch die Aktienmärkte betroffen sein.

Auch die neuen Zahlen zu Covid-19 sind nicht beruhigend. Auch wenn es nicht mehr zu einem so scharfen Lockdown wie 2020 kommen wird, leidet doch das ganze Logistik-System des Welthandels darunter. Viel beachtete Konjunkturin­dikatoren wie der deutsche ZEW-Index und der IFO-Geschäftsklimaindex sind auf dem Rückmarsch. Was sagen nun unsere Indikatoren?

1. Zinssignale: Negativ

Sinkende Zinsen sind gut für Aktien, steigende Zinsen schlecht. So steht es jedenfalls in allen ökonomischen Lehrbüchern. Wir achten dabei auf die Renditen der zehnjährigen Bundesobligationen und des Libor-Zinses für zwölf Monate in Schweizer Franken. 

Zwar haben wir in der Schweiz immer noch Minuszinsen, sowohl bei den langfristigen Obligationen als auch bei den kurzfristigen Geldmarktzinsen unter Banken. Zehnjährige Bundesobligationen «rentieren» momentan bei minus 0,30 Prozent.

Trotzdem zeigt der Trend seit Mitte 2019 nach oben, und das ist für Aktien-Anleger ein Warn­zeichen. Der Grund sind nicht zuletzt steigende Preise, vor allem bei Rohstoffen und elektronischen Bauteilen.

2. Der Saisoneffekt: Negativ

Zahlreiche Statistiken haben bewiesen, dass die Monate November bis April eine wesentlich bessere Performance am Aktienmarkt aufweisen als die Monate Mai bis Oktober. Dieses Warn­zeichen wird uns also noch bis in den Herbst hinein begleiten.

3. Die Anzahl der Schweizer Aktien mit 9-Monats-Hochs und -Tiefs: Positiv

Dieser Indikator zeigt, dass der Aktienmarkt immer noch auf Hausse gestimmt ist. Mitte September wiesen von den 64 wichtigsten Aktien der Schweiz 11 Werte ein neues 9-Monats-Hoch auf. Und nur eine Aktie, Implenia, meldete ein 9-Monats-Tief. 

Aller Erfahrung nach sollte es dann auch mal wieder zu einer kurzfristigen Gegenbewegung kommen, die sich in den bekannten Baisse-Monaten September und Oktober noch einstellen könnte. Anleger machen bestimmt keinen Fehler, wenn sie mal zwei Monate aus dem Aktienmarkt aussteigen und in Ruhe die weitere Entwicklung abwarten.

Von den Standardwerten erscheinen ausser Im­­plenia auch folgende Aktien vom Trend her gefährdet: Adecco, Dufry, Credit Suisse, Holcim-Lafarge, Baloise und Flughafen Zürich.

4. Der SMI-Index: Positiv

Der Swiss Market Index liegt weiter im Aufwärtstrend. Der letzte Rückgang vor Redaktionsschluss kann nur als leise Korrektur angesehen werden. Da lag der Index stabil bei 12.210 Punkten. Für ein Verkaufssignal nach unserem System müsste der SMI unter einen Stand von 10.400 Punkten sinken.

5. Der Banken-Index: Positiv

Den Banken-Index beobachten wir deshalb so genau, weil er mögliche Gefahren für die Weltwirtschaft durch drohende Insolvenzen in der Regel eher anzeigt als übliche Aktienindizes wie der SMI. Er setzt sich aus zehn wichtigen Grossbanken aus aller Welt zusammen; auch die UBS ist im Banken-Index enthalten.

Der Banken-Index meldet ebenfalls noch einen ungebrochenen Aufwärtstrend. Letzter Stand vor Redaktionsschluss 132 Punkte, also sogar 5 Punkte höher als vor einem Monat. Für ein Baisse-Signal nach unserem System müsste dieser Index unter 104 Punkte fallen.

Die Gefahr einer charttechnischen Doppelspitze, worauf vor einem Monat hingewiesen wurde, ist allerdings noch nicht beseitigt. Über www.boersensignale.ch können Sie den Banken-Index wöchentlich verfolgen.

6. Summe der fünf Signale: 3:2 positiv

Es bleibt bei der knappen, aber noch stabilen Mehrheit für einen weiterhin positiven Börsentrend. Aber es gibt Gefahrenquellen wie zu hohes Kursniveau, Inflation, Konjunktursorgen. Es bleibt daher bei dem Rat, der vor einem Monat gegeben wurde: Wer jetzt aussteigt, versäumt bis Ende Oktober vermutlich nicht viel.

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